Cernobbio. Von Wirtschaftsaufschwung mochte man in der vergangenen Woche beim Forum des italienischen Transportverbandes Conftrasporto in Cernobbio kaum sprechen. Dort wurde eine interne Studie vorgestellt, die sich mit den logistischen Problemen Italiens befasst. Der Güterverkehr befindet sich demnach in kontinuierlichem Rückgang. Und auch die Prognosen für 2016 seien alles andere als vielversprechend. So werde im Vergleich zum Jahr 2003, in dem es einen leichten Aufschwung gab, mit ziemlichen Einbrüchen der Warenbewegung gerechnet. Insgesamt sei davon auszugehen, dass die Zahlen um 17,6 Prozent unter denen aus 2003 lägen. Laut ersten Prognosen soll dabei der Transport auf der Straße um 13 Prozent sinken, während der Schienengüterverkehr um 2,4 Prozent und der Transport auf dem Seeweg um 2,7 Prozent zurückgehen könnte.
Im europäischen Vergleich, so hieß es in Cernobbio, befinde sich Italien bezüglich seiner Wettbewerbsfähigkeit auf dem 15. Platz beim Schienengütertransport, auf dem 17. Platz beim Transport per Straße, auf dem 19. Platz bei der Seefracht und auf dem 21. Platz im Vergleich zu anderen Ländern, die Luftfracht anbieten. Italien sei damit weit von den Zahlen entfernt, die eigentlich benötigt würden, um auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
Bedingt seien die Probleme sowohl durch einen erhöhten Zeitaufwand beim Import und Export als auch – und das wird als Hauptgrund benannt – durch eine unzureichende Anbindung an den kombinierten Transport. Allein dann, wenn Italien über eine ähnliche Infrastruktur verfügen würde wie Deutschland, sei mit einem direkten Wachstum des Gütertransports, so ergab die vorgestellte Studie, um 12 Prozent zu rechnen.
Während die nördlichen Regionen Italiens im Vergleich zu anderen europäischen Regionen durchaus für sehr positive Zahlen sorgten, liegen Italiens schwächelnde Regionen im Süden des Landes. Die Transportkosten für den Import und Export von Waren seien hier teils dreifach so hoch wie die Kosten im Norden. Unter den 270 zum Vergleich herangezogenen Regionen befinde sich Kalabrien lediglich auf Platz 211. Größtes italienisches Sorgenkind indes bleibt die Inselregion Sardinien, die sich auf Platz 231 befindet. (nja)