Hamburg. In der Schifffahrtsbranche erwarten laut einer Studie viele Reeder langsam bessere Geschäfte. Rund 60 Prozent von 105 befragten deutschen Hochseereedereien rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit Wachstum, wie die Unternehmensberatung PwC am Dienstag in Hamburg mitteilte. Vor einem Jahr hätten sich lediglich 35 Prozent optimistisch gezeigt. 80 Prozent der Reeder berichteten von voll beschäftigten Flotten, vor einem Jahr waren es 70 Prozent gewesen.
Kleine Reedereien ausgeschieden
Die Schifffahrt steckt seit Jahren in der Krise: Während der Boomzeiten wurden zu viele Schiffe bestellt und Überkapazitäten an Frachtraum geschaffen, der Transport wurde also billiger und für die Reeder weniger gewinnbringend. Kleine Reedereien sind aus dem Geschäft ausgeschieden. Wie im Vorjahr erwarten 45 Prozent der von PwC befragten Unternehmen weiterhin stagnierende Fracht- und Charterraten, wie aus der Studie hervorgeht.
Neben den konjunkturellen Einschätzungen geht die Studie auf den Umgang mit der Digitalisierung in der Branche ein. Die Buchung von Schiffstransporten über Online-Portale könnte selbstverständlich werden - davon gehen vier von fünf befragten Reedern aus. Und wer sich gut für die Digitalisierung gerüstet sieht (57 Prozent), will darüber möglichst neue Geschäftsfelder erschließen. Mancher strebt eine Führungsrolle als Kopf einer Transportkette mit anderen Logistikdienstleistern an.
3D-Druck verändert Warenströme
„Viel wird davon abhängen, welche Unternehmen sich in den nächsten Jahren digital und damit zukunftssicher aufstellen können“, erklärte der Leiter des PwC-Kompetenzzentrums maritime Wirtschaft, Claus Brandt. Die Hälfte der Befragten war zum Beispiel der Ansicht, dass die Verbreitung des 3D-Drucks die globalen Warenströme verändern und verringern wird. Das könnte weniger Fracht für Schiffe bedeuten.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hatte die Digitalisierung vor einigen Monaten dagegen als Chance gesehen. Mithilfe der Daten von hunderten Sensoren an Bord könnten Reedereien ihre Schiffe effizienter einsetzen, hieß es damals. Das seien etwa Angaben zur Maschinenleistung und zum Brennstoffverbrauch. „Deutsche Reedereien positionieren sich immer stärker als hochwertige Dienstleister und nutzen dafür besonders die digitale Wertschöpfungskette“, teilte VDR-Präsidiumsmitglied Ralf Nagel nun am Dienstag mit. (dpa)