Paris. Die in den sieben französischen Seehäfen mit Ausnahme von Dunkerque führende Gewerkschaft CGT hat für Mitte Februar neue Verhandlungen mit den Arbeitgebern erstritten und deshalb zu einer temporären Aussetzung des seit vier Wochen laufenden Docker- und Kranführerstreiks aufgerufen. Wenn diese Verhandlungen ergebnislos verlaufen, solle der Ausstand ab Freitag, den 18. Februar, fortgeführt werden. Es sei nun an der Regierung, ihren Widerstand gegen die zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften schon vereinbarte spezielle Vorruhestandsregelung für besonders penible Arbeitsplätze aufzugeben, hieß es. Wie berichtet, bestehen die Gewerkschaften auf einem vorzeitigen Ausstieg bis zu vier Jahren vor dem allgemein geltenden Renteneinstiegsalter, Paris will aber nur zwei Jahre zubilligen.
Der Konflikt hat die davon betroffenen Unternehmen bisher nach Presseberichten schon mehr als 800 Millionen Euro gekostet und etliche in finanzielle Bedrängnis gebracht. In Marseille, wo sich die Situation besonders zugespitzt hat, erhalten sie inzwischen von der Präfektur Soforthilfen in Verbindung mit der Banque de France. Die Wirtschaft der Region verlangt überdies die Einrichtung von "Minimal-Service" im Streikfall. Der Erste Stellvertreter des Bürgermeisters von Marseille, Roland Blum, hat die Hafengruppierung der Gewerkschaft CGT unterdessen als "ein wirkliches Krebsgeschwür und eine wahrhaftige Mafia" gebrandmarkt, gegen die der Staat endlich vorgehen müsse.
Bei einer Fortsetzung des Streiks wäre der Wirtschaftsstandort Marseille nach allgemeiner Auffassung in der Tat ernsthaft gefährdet. Mittelständische Transportunternehmen wie die erst im letzten Jahr gegründete Agentur CSAV, die eine chilenische Reederei mit China-Europa-Verkehr vertritt, sind nach Presseberichten ebenso ohne Arbeit wie der im Binnenschiffsbereich tätige Containerverlader LogiRhône. Auch Großkunden des Hafens wie die Nestlé-Mineralwassertochter Nestlé Waters litt unter dem Ausstand. Über Marseille-Fos verschifft sie ein Drittel der Gesamtproduktion der Edelmarke Perrier und sieht sich gezwungen, wegen der Streiks immer häufiger auf andere Häfen wie Antwerpen, Genua, La Spezia oder auch Barcelona und Tarragone auszuweichen. (jb)