Stark aufgebaut

Besucht man Stark Fahrzeugbau in Augsburg, tun sich trotz erheblich kleinerer Volumina viele Parallelen zu den Großserienherstellern auf. Das beginnt schon beim Materialfluss, der auf der einen Seite der Werkshalle das Kleinteilelager und die Vorfertigung der Stahlbaukomponenten umfasst, während auf der anderen Seite Paneele, Wände und Zukaufteile beigestellt werden. In der Mitte warten die Aufbaukandidaten auf ihre "Ankleidung". Auf diese Art kommen die Werker von allen Seiten gut an die entsprechenden Fahrzeuge heran. Trotzdem ist Stark Fahrzeugbau ein regionaler "Alleskönner" geblieben, mit den Großen der Branche möchte man sich nicht anlegen: "Die Großserienhersteller können komplette Sattel mit ein Meter hohen Bordwänden zu einem Preis anbieten, dafür bekomme ich nicht einmal das Material", erklärt Inhaber und Geschäftsführer Hans Stark. Entsprechend setzt er auf vorgefertigte Aufbausätze von Aluteam, Titgemeyer oder Liderkit, denen er hohe Qualität attestiert. Viel Detailwissen hilft den Kunden Gerade beim Thema Ladebordwand ist Starks Erfahrung nach der Service wichtig. "Der letzte milde Winter hat sich stark bemerkbar gemacht, denn wir hatten deutlich weniger Reparaturen", erklärt der Firmenchef. Kalte Winter setzen den Ladehilfen nämlich über Gebühr zu. Gern vereisen dann die Bedienelemente und die Kälte macht der Hydraulik zu schaffen. Entsprechend bietet Stark größeren Kunden hier mittlerweile auch Servicepakete an, die alle drei Jahre einen Tausch der Schläuche und des Hydrauliköls umfassen: "Dann haben die Kunden in der Regel Ruhe und es kommt sie billiger als ein geplatzter Schlauch in der Innenstadt." Die Schläuche bereitet Stark selbst vor und versieht sie mit Nummern und Datum, um im Falle eines Falles Alter und Tauschdatum prüfen zu können. Anspruchsvoller als die typischen Verteilerfahrzeuge sind für Stark Sonderaufbauten, bei denen er mittlerweile komplette Fuhrparks betreut: Das gilt für den großen Spediteur ebenso wie für Brauereien, die bei Stark maßgeschneiderte Getränkefahrzeuge ordern. Neben Curtainsidern, Koffern und Getränkefahrzeugen baut Stark auch Palfinger-Krane auf und hat sich über diese Schiene auch auf Sonderkonstruktionen für den Baustoffhandel spezialisiert. Hier übernahm Stark ebenfalls eine kleine Serienfertigung mit seitlich verschiebbaren Planen und Kranaufbau. Da hier größere Stückzahlen anstehen, liegen die Rahmen für die verschiebbare Plane bereits vorgefertigt bereit, um die Fahrzeuge bei Anlieferung dann seriell aufbauen zu können. Sonderkoffer als Fingerübung Auf einem neuen Mercedes-Benz-Sprinter-Fahrgestell baute Stark einen speziellen, 4300x2100x2050 Millimeter messenden Bäckerei-Koffer auf. Dazu nutzt er ein Aluteam-Kit, das er entsprechend den Kundenwünschen selbst modifiziert. Es ruht auf einem Alu-Hilfsrahmen mit sieben eloxierten Aluquerträgern. An Extras verfügt der Koffer über eine seitliche Tür und eine gefedert gelagerte Heckstufe. Eine Stark-Eigenkonstruktion sind die Heckportalgriffe samt der soliden Einhängeösen. So können die Hecktüren nur 90 Grad weit öffnen. "Der Kunde parkt oft in zweiter Reihe, darum dürfen die Türen nicht weiter öffnen", erklärt Stark die Option. Der Koffer ruht auf einem Aluminium-Rahmen und ist an den Ecken sauber gefügt und verarbeitet. Die von Stark selbst entwickelten und gefertigten Portale lassen sich angenehm öffnen und schließen und sind in dem Fall eine Eigenkonstruktion. Im Fall des Falles lassen sich die leicht überstehenden Scharniere leicht tauschen. Oben am Heckportal liegt eine zusätzliche Bremsleuchte. Am Heck sind zwei Strahler für den Frachtraum integriert, die aber flach genug verbaut sind, um die Durchladehöhe unterm Heckportal nicht zu beeinträchtigen. Die Kabel zu den Leuchten weisen genug Schlaufenlänge auf, dass notfalls noch etwas "Strippe" zum Nachziehen bleibt. Neben den Leuchten sitzen auch die Entlüftungsgitter aus Edelstahl, die sich von innen bedienen lassen. Insgesamt soll der Aufbau laut Hersteller 596 Kilogramm wiegen. Damit bleiben dem 3,2-Tonner 810 Kilo Nutzlast. Für Stark, wo man schon deutlich komplexere Fahrzeuge konstruiert und aufgebaut hat, darf ein solcher Sonderkoffer als "routinierte Fingerübung" gelten, welche die Augsburger Profis zuverlässig abgeliefert haben. Die Kranabnahme wurde viel komplexer Auf dem Hof steht ein weiteres Baustofffahrzeug, bei dem gerade die Kranabnahme stattfindet. "Wegen der strengeren Richtlinien und der elektronischen Steuerung dauert eine solche Abnahme heute fast einen Tag - früher war das binnen einer guten Stunde erledigt", erklärt Stark das komplexe Procedere. Ganz "old school" agiert Stark jedoch bei seinen Handelsbeziehungen. Das Holz für die Böden kauft er regional ein, auch wenn die Platte den einen oder anderen Euro mehr kostet. Dafür liefert der Holzhandel immer zuverlässig und lässt seine Autos dann wieder bei Stark aufbauen. Denn ein Schlüssel für Starks Erfolg dürfte im engen Kontakt zu seinen Kunden liegen, die er natürlich auch gern im Service- und Reparaturfall betreut. Und diese Punkte dürften im Übrigen auch die Hauptargumente für Starks Stärke im Markt sein.

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