Stapeln mit dem Nachfahren des Erfinders

Tructractor - so heißt der Vorfahre der heutigen Gabelstapler - ein krudes Gerät, bei dem der Fahrer nach links lenken musste, um nach rechts zu fahren. Erfunden hat ihn der Amerikaner Eugene Bradley Clark im Jahr 1917. Seit seiner Pleite 2003 gehört Clark zum südkoreanischen Unternehmen Young An Hat. Ein Nachfahre des Tructractors, der GTX 16, will fast 100 Jahre später im VerkehrsRundschau-Staplertest zeigen, was er besser macht als der erste Gabelstapler der Welt. So viel vorweg: Lenkt der Fahrer nach rechts, fährt der Stapler auch nach rechts. Unser Testkandidat ist der GTX 16 - ein Dreirad-Elektro-Frontstapler aus südkoreanischer Produktion mit 1,6 Tonnen Tragfähigkeit und einer 48-Volt-Batterie. Er tritt in der Basisausstattung mit mechanischen Bedienhebeln, Zweistufen-Hubmast mit Lastschutzgitter und Superelastik Bereifung an. Das Hinterrad mit Zwillingsbereifung verschafft dem Ministapler eine gute Lastverteilung, was sich positiv auf das Fahrverhalten auswirkt. Den Leistungstest haben wir im leistungsstärksten von drei Modi gefahren (Power). Hier überrascht uns der Dreiradstapler mit ordentlichen Rundenzeiten. Seine zwei AC-Fahrmotoren im Parallelfrontantrieb mit je 4,4 Kilowatt Leistung sind Made in Germany (Schabmüller). Auch unter einer Abdeckung, geschützt im Kontergewicht, entdecken wir europäische Technik: eine Zapi Dual AC-Steuerung mit moderner Mosfet- und CAN-Bus-Technologie. Die Steuerung erlaubt es, beim Reversieren das Fahrpedal gedrückt zu halten und einfach die Fahrtrichtung zu wechseln. Die sonst übliche "Gedenkminute" wird dadurch verkürzt und der Stapler beschleunigt weich, ohne Hast, in die andere Richtung. In den vielen Kurven des Testparcours wird das Temperament von der Steuerung automatisch gezügelt. Das erhöht zwar die Sicherheit, bremst das Gerät aber auch merklich ein. Unsere erfahrenen Testpiloten wären gerne etwas flotter unterwegs gewesen. Rampenfunktion weist Schwächen auf Nicht überzeugt hat uns die serienmäßige Rampenfunktion. Sie soll ein sicheres Handling auf Rampen und Ladebühnen ermöglichen. Nach Loslassen des Fahrpedals halten die beiden Drehstrommotoren den Stapler an der Schräge. Wird die Feststellbremse nicht angezogen, rollt der Stapler langsam und kontrolliert zurück. Problematisch wird es bei Drücken der Not-Taste, da rollt das Fahrzeug unkontrolliert zurück und kann nur manuell gebremst werden. Das Anfahren am Berg funktioniert dann wieder ohne Probleme. Der Drehpunkt des Fahrzeugs liegt zwischen den Vorderrädern. Nach 4,5 Umdrehungen am Lenkrad ist die Lenkung auf 90 Grad voll eingeschlagen, dennoch lässt sich das Fahrzeug feinfühlig anfahren. Die beiden Fahrmotoren drehen dabei gegenläufig und lassen das Fahrzeug auf der Stelle drehen. Beim Test markiert der Stapler einen exakt geschlossenen Kreidekreis von 3,31 Meter Durchmesser. Die Fahrzeugkonturen bleiben innerhalb des Kreises. Keine Probleme mit dem Testgewicht Unser Prüfgewicht mit 800 Kilogramm stellt die Hubhydraulik des GTX 16 vor keine Probleme. Mit 15,2 Kilowatt Antriebsleistung verfügt die unabhängige, elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe mit AC-Technik über entsprechende Reserven. Die verwendete Innenzahnradpumpe läuft angenehm leise und ist kaum hörbar. Beim verwendeten Freisichthubgerüst messen wir einen Profilabstand von 37,6 Zentimetern. Dieses freie Sichtfenster wird jedoch durch die Anordnung der Hubketten auf etwa 30 Zentimeter reduziert. Die Hydraulikschläuche sind aus dem Sichtfeld, hinter der Kette platziert. Die Sicht zur Seite, nach hinten und nach oben ist sehr gut. Die Neigezylinder sind in Pendellagern aufgehängt. Zu schnelles oder unbeabsichtigtes Vorneigen des Hubgerüstes verhindert ein integriertes Sperrventil. Beim Übergang zwischen den Hubgerüststufen spüren wir kaum Stöße oder Erschütterungen. Hier macht sich das Öl-Dämpfungssystem in den Hubzylindern positiv bemerkbar. Bei der Fahrt über Holzschwellen verhält sich der Stapler unauffällig. Der Standardsitz absorbiert die Stöße recht ordentlich. Die klassischen Bedienhebel unseres GTX 16 beinhalten laut Clark die meist gewählte Bedienoption. Sie sind angenehm zu greifen. Verglichen mit einer elektronischen Minihebelsteuerung sind sie aber weniger feinfühlig und weisen deutlich längere Bedienwege auf. Das liegt daran, dass die Hebel die Hubfunktionen über Proportionalventile steuern. Das kostet Zeit - außer der Fahrer ist routiniert im Umgang mit diesem Bedienkonzept. Zudem fehlt die bei Minihebel übliche Armlehne, so weiß der Fahrer während längerer Fahrstrecken oft nicht, wo er seine rechte Hand auflegen soll. Bei der von uns getesteten Konfiguration mit Hydraulikhebeln befindet sich der Fahrtrichtungsschalter links an der Lenksäule. Beim Richtungswechsel muss deshalb die linke Hand vom Drehknauf genommen werden, was unseren Test-Fahrern nicht gefällt und Zeit kostet. Platz im Fußraum ist begrenzt Aufgrund der kompakten Bauweise ist der mit einer rutschsicheren Gummimatte ausgelegte Fußraum etwas begrenzt. Die Bodenplatte darunter ist ohne Werkzeug abnehmbar und ermöglicht den Zugang für die Wartung. Die Pedalerie ist automobilkonform angeordnet. Die Lenksäule ist neigbar und ermöglicht eine gute Anpassung an den Fahrer. Lenkrad und Lenksäule lassen genügend Beinfreiheit. Für die Testfahrt haben die Fahrer auf dem serienmäßigen Kunstleder-Sitz mit Beckengurt Platz genommen. Der ist einfach verstellbar und hat als Besonderheit einen Wasserablauf. Bei Außeneinsätzen und Reinigungsarbeiten ist das von Vorteil. Ein etwas dünn und kurz geratener Haltegriff aus Stahl, an der A-Säule, hilft beim Ein- und Aussteigen, das sich aufgrund der schmalen Trittstufe etwas schwierig gestaltet. Dafür ist die Trittstufen-Kante von oben gut einsehbar und durch eine Lochblechauflage auch relativ rutschsicher. Mit 44 Zentimetern Höhe ist sie gerade noch im akzeptablen Bereich. Zusätzlich wäre jedoch eine griffsichere Ummantelung der Einstiegshilfe von Vorteil. Rechts im Cockpit ist ein LCD-Farbdisplay integriert. Der Fahrer kann zwischen drei Betriebsarten (Economy, Normal und Power) und einer Kriechfahrtfunktion wählen. Bei den Betriebsarten lassen sich die Parameter verstellen. Das ermöglicht es, das Fahrzeug an die jeweilige Arbeitssituation anzupassen. Die Daten werden in Echtzeit angezeigt und der Servicetechniker kann dort Fehlercodes auslesen. Leider ist das Display nicht ganz blendfrei. Vermisst haben wir diverse Ablagemöglichkeiten für Fahrerutensilien wie Portemonnaie oder Handy. Ein Cupholder fehlt ebenso. In das Einsteckfach für Ladepapiere oder Klemmbrett ragt der Feststellknebel für die Lenkradverstellung zu weit hinein und behindert das Ablegen. Auch die Befestigungsschraube des Einsteckfachs stört. Barrierefrei ist dagegen der Zugang zur etwas altmodischen mechanischen Handbremse und zum Notausschalter. Zur Serienausstattung gehören zudem Arbeitsscheinwerfer, akustischer Rückfahralarm, Rückkombileuchten mit Bremslicht und Rückfahrlicht. Nichts für den Dauerschichtbetrieb Fazit: Der GTX 16 in Standardausrüstung präsentiert sich uns als funktionales und einfaches Arbeitsgerät. Das geht etwas zulasten eines komfortableren und ergonomischen Fahrerarbeitsplatzes, wodurch das Fahrzeug für einen harten Dauereinsatz im Schichtdienst nicht ideal ist. Verglichen mit den Premiummodellen der deutschen Hersteller zeigt sich der Clark im Leistungstest weniger energieeffizient und langsamer im Umschlag. Das Chassis, ganz aus Stahl, macht trotz nicht ganz exakter Spaltmaße einen robusten Eindruck. Die Technik unter der Haube hat europäischen Standard. Für die Abstriche entschädigt der Stapler mit einem etwas günstigeren Marktpreis. Das Testfahrzeug Clark GTX 16 Der Dreirad-Elektro-Frontstapler hat eine Tragfähigkeit von 1,6 Tonnen bei einem Lastschwerpunkt von 500 Millimetern. Er wird von einer 48-Volt-Batterie mit einer Kapazität von 460 Amperestunden gespeist. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einem Zweistufen-Hubmast mit Lastschutzgitter und Superelastik-Bereifung sowie mechanischen Bedienhebeln. So funktioniert der Test Unser Staplertest besteht aus zwei Prüfabschnitten. Drei Testfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeit des Staplers nach einem Notensystem. Untersucht werden 16 Kriterien, die Auswirkungen auf die Umschlagleistung haben. Der dynamische Test auf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir die Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüfgewicht von 800 Kilogramm. Am Computer angeschlossene Messgeräte erfassen Zeit- und Energieverbrauch.* Umschlag = 64 Paletten, Fahrt im High-Performance-Modus ** Strompreis für Industriekunden: 0,13 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt *** laut Hersteller

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