Düsseldorf. Der in diesen Tagen stattfindende Streik des Zugpersonals der Deutschen Bahn stellt viele Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen und konfrontiert unter anderem die Stahlindustrie mit großen Problemen. „200.000 Tonnen Rohstoffe und Stahl werden täglich über die Bahn transportiert“, betont Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Stahlindustrie in Deutschland sei sowohl bei der Sicherstellung der Versorgung mit Rohstoffen wie Erz, Kohle und Schrott als auch beim Versand von Fertigprodukten wie z.B. Coils, Blechen, Draht-Gebinden oder Brammen in hohem Maße auf den Schienenverkehr angewiesen. Über 50 Prozent der Transportmengen würden über die Schiene befördert. DB Schenker Rail sei für die Stahlunternehmen der mit Abstand wichtigste Transportdienstleister auf der Schiene.
„Ein Drei-Tage-Streik im Schienengüterverkehr stellt die Stahlunternehmen vor riesige Probleme“, sagt Hans-Joachim Welsch, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Ein kurzfristiges Ausweichen auf andere Verkehrsträger sei nur sehr eingeschränkt möglich. „Es entstehen erheblicher wirtschaftlicher Schaden und Zusatzkosten in Millionenhöhe“, fährt Welsch fort.
BDI geht mit GDL hart ins Gericht
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) geht mit dem geplanten Arbeitskampf der Gewerkschaft GDL hart ins Gericht. „Der erneute Streik der GDL trifft nicht nur die Industrie und ihre Unternehmen, sondern nimmt das ganze Land in Beschlag. Die GDL handelt verantwortungslos und hat jedes Augenmaß verloren“, sagt Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. Bei durchgängigen Streiks seien in der Industrie empfindliche Produktionsausfälle zu erwarten und streikbedingte Schäden können von einstelligen Millionenbeträgen schnell auf bis zu 100 Millionen Euro Schaden pro Tag anwachsen, führte er an.
Besonders hart trifft der Streik jene Branchen, die mit ihrer Logistik weitestgehend auf die Bahn angewiesen sind und ihre Transporte nicht kurzfristig auf andere Verkehrsträger verlagern können. Neben der Stahlindustrie sind dies beispielsweise Chemie-Gefahrguttransporte sowie Transporte der Automobilwirtschaft in die Exporthäfen.
Der Hamburger Hafen dagegen rechnet nicht mit größeren Auswirkungen durch den Streik. Wenn ein Güterzug eines Kunden nicht komme, blieben die Container in den Anlagen. Das sei über so kurze Zeit „nicht wirklich dramatisch”, sagte Sprecher Karl Olaf Petters. Viele Verkehrsunternehmen im Hafen seien von dem Streik nicht betroffen. (sno)