Speditionswelt zu Gast in Berlin

Interview Speditionswelt zu Gast in Berlin Welches die spannenden Themen auf dem Fiata-Kongress in Kairo waren und warum Berlin 2014 Gast der Spediteure aus aller Welt ist: Ein Interview mit Heiner Rogge, DSLV-Hauptgeschäftsführer und Fiata-Generalsekretär. Warum hat der DSLV den Fiata-Weltkongress nach Deutschland geholt? Heiner Rogge: Deutschland ist nach einer Studie der Weltbank der leistungs- und wettbewerbsfähigste Logistikstandort, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Daher wollen wir 2014 einem internationalen Publikum in Berlin präsentieren, wie hochwertig der Standort ist und damit die Leistungen der hiesigen Unternehmen. Das ist für uns auch Teil der Marketinginitiative, die wir im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik des Bundesverkehrsministeriums mit angestoßen haben. Zudem war Europa als Ausrichtungsort mal wieder an der Reihe, nachdem der Kongress in diesem Jahr in Afrika stattfand, 2012 in die USA wandert und 2013 in Asien seine Zelte aufschlägt. Können an dem Kongress auch normale Spediteure teilnehmen oder nur Verbandsdelegierte? Jedes Mitglied eines nationalen Speditionsverbandes kann den Kongress besuchen. Wir werden versuchen, den DSLV-Unternehmertag terminlich kurz vor oder hinter dem Fiata-Kongress zu legen, um so unseren Spediteuren die Möglichkeit zu geben, an dem Kongress teilzunehmen. Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie in Berlin? In den letzten Jahren betrug die durchschnittliche Teilnehmerzahl etwa 600. Ich rechne damit, dass sicherlich 800, 900 Teilnehmer aus aller Welt kommen werden. Sie sind Generalsekretär der Fiata und damit Mitglied im siebenköpfigen Präsidium. Welche Aufgaben hat der Fiata-Generalsekretär? Er übt eine Kontroll- und Hilfsfunktion bei der Führung des Verbandes aus. Dabei ist auf die Einhaltung der Statuten und der Rechtsvorschriften in der Schweiz, dem Sitz der Fiata, zu achten. Gerade ist der 49. Kongress in Kairo zu Ende gegangen. Was waren die wichtigsten Themen? Im Augenblick stehen Fragen zur Sicherheit im Luft- und Seeverkehr auf der Agenda ganz oben. Hier haben die Speditionen natürlich ein großes Interesse, dass es möglichst einheitliche Regeln gibt und nicht jeder Staat sein eigenes Süppchen kocht. Zudem versucht die Fiata, dass diese mitunter sehr komplizierte Materie für die Unternehmen überschaubar bleibt. Kommt denn eine komplette Scannung der exportierten und importierten Waren, wie sie die USA für ihr Land anstreben? Der Druck aus den USA in diese Richtung ist groß. Aber auch die Amerikaner sehen ein, dass eine komplette Scannung nicht immer möglich ist. Aber wenn ich an den Luftverkehr denke und sehe, dass der Kreis der bislang zertifizierten bekannten Versender überschaubar ist, weil die Zertifizierung nicht schnell genug erfolgt, werden wir nicht umhinkommen, einen deutlich höheren Anteil der Sendungen zu scannen. Denn wir haben heute deutschlandweit etwa 65.000 potenzielle bekannte Versender, darunter 15.000 wichtige Versender. Selbst diese geringere Zahl an Unternehmen können sich unmöglich alle bis März 2013 zertifizieren lassen. Welche Folgen hat das? Es müssen deutlich mehr Sendungen gescannt werden. Dieser Anforderung müssen sich die Speditionen stellen. Und sie müssen ihren Kunden vermitteln, dass sie hier eine zusätzliche Dienstleistung erbringen. Es kann nicht sein, dass sich der Verlader vor dem Aufwand für die Zertifizierung zum bekannten Versender drückt und diesen Aufwand dann seinem Dienstleister aufbürdet, ohne dafür etwas zahlen zu wollen. Wer ausschließlich im Seeverkehr tätig ist: Bleibt der von einer Komplett-Scannung verschont? Im Seeverkehr hat sich dies bislang nicht bewährt. Es sieht derzeit danach aus, dass die Amerikaner auch einsehen, dass eine solch detaillierte Prüfung sich nicht umsetzen lässt. Welche weiteren Themen wurden in Kairo besprochen? Ein Dauerthema sind die Zollvereinbarungen. Auch in der EU steht die Einführung des neue Zollkodex bevor, der sich allerdings deutlich verzögern wird. Einige Experten nennen das Jahr 2014, manche sagen aber auch 2016. Im Mittelpunkt der Veränderungen stehen vor allem Änderungen bei der elektronischen Abwicklung. Auf dem Fiata-Kongress wurde aber auch deutlich, dass das Thema Zollunion an Bedeutung gewinnt, weil sich damit die Verfahren vereinfachen lassen. Beispielsweise wurde in Kairo die neue Zollunion zwischen Russland, Weißrussland und Kasachstan vorgestellt. Ein weiteres Thema ist die Aus- und Weiterbildung. Der DSLV gehört in der Fiata zu den Impulsgebern. Wir stellen da unsere Erfahrung zur Verfügung, dieses Thema auch in anderen Staaten weiter voranzutreiben. Dazu gehört auch, noch mehr Staaten für den Wettbewerb des besten Nachwuchsspediteurs zu begeistern. Der Landverkehr bleibt im Themenspektrum der Fiata außen vor? Nicht komplett, aber Landverkehre haben ja doch eher einen kontinentalen Charakter. Da sind regionale Organisationen gut aufgestellt wie in Europa unsere Dachorganisation Clecat. Die Luftfracht gilt als Frühindikator, hat aber zuletzt geschwächelt. Ist darüber auch in Kairo gesprochen worden? Ja, natürlich, auch wenn es nicht im Mittelpunkt stand. Wir können aber bestätigen, dass die rasante Aufholjagd nach dem tiefen Fall jetzt ins Stocken geraten ist. Aber es war zu erwarten, dass die Konjunktur wieder in eine Abflachungs- und damit Normalisierungsphase kommt. Um wieder von der Weltbühne zurück nach Deutschland zu kommen: Der deutschen Spedition geht es demnach ganz gut. Ja, wir sind gut durch die Krise gekommen. Die Volumen sind wieder da, gerade in den Stückgutnetzwerken oder bei den Paketverkehren. Nur die Preise sind noch nicht überall zufriedenstellend. Im Augenblick gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass die Realwirtschaft abschmiert. Wenn die Auftragseingänge jetzt nicht mehr ganz so stark wachsen, bewegen wir uns ja nur auf eine Normalisierungsphase zu, aber nicht in einen Abschwung hinein. ❙❚■ Michael Cordes Heiner Rogge: Als Fiata-Generalsekretär Mitglied des siebenköpfigen Präsidiums Rogge: „Die deutschen Speditionen sind gut durch die Krise gekommen“ Vita FIATA Heiner Rogge Der gebürtige Westfale teilt sich die Hauptgeschäftsführung im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) mit Gregor Schild. Seit Februar 2000 ist der Volkswirt Hauptgeschäftsführer des DSLV beziehungsweise der Vorgängerorganisation, dem Bundesverband Spedition und Logistik (BSL). Nach eigenen Angaben repräsentiert der DSLV über seine Landesverbände 4000 Speditionen. Rogge, Jahrgang 1950, hat zudem seit 2009 das Amt des Generalsekretärs des Speditionsweltverbandes Fiata inne. cd Die Fiata, die Internationale Föderation der Spediteurorganisationen, wurde am 31. Mai 1926 in Wien gegründet. Heute präsentiert sie nach eigenen Angaben 40.000 Speditionen und Logistikunternehmen in weltweit 150 Staaten. Die Fiata hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessen der Speditionsbranche zu bündeln und sie gegenüber der Politik, den Behörden und internationalen Gremien zu vertreten. Außerdem versucht sie, durch einheitliche Dokumente und Standards bei den Geschäftsbedingungen die Abläufe zu verbessern. Einmal im Jahr veranstaltet die Fiata ihren Weltkongress. 2011 fand er vom 16. bis 21. Oktober in Kairo statt. Dort wurde entschieden, die Tagung vom 15. bis 19. September 2014 in Berlin abzuhalten. Damit ist Deutschland nach 1999 (Hamburg) wieder einmal Gastgeber des Weltkongresses. cd Weltumspannend: Das Logo der Fiata Interview

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