Neubrandenburg. Der Fachkräftemangel wird zum größten Problem der Speditionsbranche in Mecklenburg-Vorpommern. Das sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes, Norbert Voigt, am Montag in Neubrandenburg nach Beratungen der Güterverkehrssparte. Es gebe zu wenige junge Leute wegen der demografischen Entwicklung - und diese wollten nicht Lkw-Fahrer werden. „Die jungen Leute wollen nicht die Woche über außerhalb sein.”
„Die Einstellung der Bewerber hat sich geändert”, ergänzte Ronny Stegeer, Sprecher der Arbeitsagentur Neubrandenburg. Allein im Kreis Mecklenburgische Seenplatte gebe es rund 350 offene Stellen bei Transportfirmen. Mit einem Extra-Bewerbertag „Verkehr” haben einige Transport- und Logistikfirmen am Montag in Waren an der Müritz versucht, ihre freien Stellen zu besetzen. Laut Steeger werden in der gesamten Branche „verzweifelt Lkw-Fahrer gesucht, denn es gibt keine ausgebildeten Fahrer mehr.”
Die Mauterhöhung verkraften
Wie Verbandsgeschäftsführer Voigt erläuterte, müsse die Branche jetzt die gerade vereinbarte Mauterhöhung für Lkw zum 1. Januar 2019 verkraften. „Das wird letztendlich auf höhere Kosten für die Verbraucher hinauslaufen”, erläuterte der Fachmann. Denn es gebe weitere Kosten, die die Spediteure verkraften müssten. So seien allein die Diesel- und andere Energiekosten seit August 2017 für Großverbraucher, wie die Fuhrunternehmen, um 17 Prozent gestiegen. Wenn die Firmen ihre jetzigen Fahrer halten wollten, müssten sie ihnen auch mehr zahlen. Das alles werde gerade mit den Auftraggebern verhandelt, die den Mehrpreis dann - wie bisher - auf die Preise für die Produkte umlegen. „Wir sind letztlich die Geldeintreiber für den Staat”, klagte Voigt.
Einstiegsgehalt liegt bei 1500 Euro
Speditionen in Mecklenburg-Vorpommern könnten zudem bei Unternehmen nicht die Preise erlösen, die Fuhrunternehmen in den alten Bundesländern bekämen und somit nicht so hohe Löhne zahlen. „Viele Transportfirmen zahlen bisher den Mindestlohn, das reicht lange nicht mehr”, sagte Steeger. Damit liege das Einstiegsgehalt, ohne Zulagen für die Zeit unterwegs, bei mindestens 1500 Euro.
Die Probleme seien jetzt schon sichtbar, sagte Voigt. Ältere ausscheidende Fahrer könnten nicht ersetzt werden. Etliche Speditionen schöben Investitionen immer weiter hinaus. „Bei anderen setzt sich der Chef jetzt mit auf den Bock.” Einzige Alternative seien ausländische Fahrer, die die Fahrzeuge steuern. Die deutsche Speditionsbranche verliere schon länger immer mehr Anteile auf dem Transportmarkt. „Das Fahrer-Problem wird sich in den nächsten zehn Jahren noch verschärfen”, erklärte Steeger. Die Firmen müssten „an ihrer Arbeitgebermarke feilen.”
Im Nordosten gibt es derzeit 1200 Fuhrunternehmen mit rund 10.000 Beschäftigten. Zum neuen Vorsitzenden der Güterverkehrsbranche im Landesverband wurde am Wochenende der Rostocker Unternehmer Thomas Heinbokel gewählt. Ein Vorschlag sei unter anderem, die bisher dreijährige Ausbildung auf zwei Jahre zu verkürzen. In der Region der Seenplatte liegt die Arbeitslosenquote bei 8,5 Prozent. (dpa)
Böckmann