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Eigentlich könnte man sich in Eindhoven entspannt zurücklehnen. Schließlich führt bis auf Weiteres der DAF XF 480 souverän das Verbrauchsranking auf der VerkehrsRundschau-Profi-Teststrecke an (siehe VR 28-29/2018). Stattdessen schickt der niederländische Hersteller mit dem CF 450 ein weiteres Testfahrzeug ins Rennen, mit dem klaren Vorhaben, die Werte des großen Bruders nochmals zu unterbieten. Dafür gibt DAF ihm alles mit, was zu einem niedrigen Verbrauch beiträgt. Erstens: ein geringes Eigengewicht. Hier ist der kompakte CF dem größeren XF naturgemäß überlegen. Zusätzlich bringt der Griff zum kleineren MX-11-Sechszylinder mit 10,8 Liter Hubraum 165 Kilo Gewichtsersparnis. Weitere Kilos sparen die Einblattparabelfedern, die das Testfahrzeug an der Vorderachse trägt. Ergibt in Summe niedrige 6,86 Tonnen, die die Testzugmaschine inklusive 400 Liter Diesel und 60 Liter Ad-Blue auf die Waage bringt. Noch wichtiger ist die "Glättung" des Fahrtwindes. Auch hier sei der CF gegenüber seinem großen Bruder im Vorteil, verraten die DAF-Ingenieure. Die niedrigere und kürzere Kabine erlaubt nämlich längere Spoiler, die den Wind in einem günstigeren Winkel nach oben und zur Seite ableiten. Wundern dürfte viele Leser, dass DAF dem Testfahrzeug trotzdem eine Sonnenblende gewährt. Umfangreiche Windkanalmessungen hätten erwiesen, dass die Blende des aktuellen Modells keinerlei Einfluss auf den Verbrauch habe, versichert der Hersteller. 1000/min bei Reisetempo 85 Wohl aber eine lange Hinterachsübersetzung und die Programmierung einer Eco-Software. Bei beiden geht DAF ins Extreme und schreckt auch beim hubraumkleineren Antrieb nicht vor der Kombination mit der 2,21er-Achse zurück. Lediglich 1000 Touren liegen so bei Reisetempo 85 km/h an. Wer nun aber denkt, dass das passabel schnell agierende ZF-Traxon-Getriebe deshalb bei jedem Hügelchen hektisch zurückschalten muss, irrt. Denn zunächst mobilisiert der MX-11 wirksam seine letzten Drehmomentreserven. Sprich, er nutzt die im zwölften Gang hinterlegte Drehmomenterhöhung um 100 auf 2300 Newtonmeter. Eine Rückschaltung findet an Steigungen erst bei 900 Touren statt. Nach der stemmt sich der Triebstrang mit 1150/min hangwärts. Ein Drehzahlbereich, bei dem manche Getriebesoftware anderer Fabrikate schon über eine Rückstufung in den zehnten Gang nachdenkt ... Das wurde an keiner Steigung der VR-Testrunde nötig, allerdings hatte der CF (wie jeder Testproband mit weniger als 500 PS) auch eine vergleichsweise leichte Transportaufgabe in Form unseres auf 24 Tonnen ausgeladenen Krone-Testaufliegers. Trotzdem verliert der CF bergauf, bezogen auf ähnlich motorisierte Konkurrenten: Für den Kindinger Berg auf der A 9, steilstes und längstes "Hindernis" der Teststrecke, nimmt sich der 450er eine halbe Minute mehr Zeit als schnellere Mitbewerber. Verantwortlich dafür ist nicht allein die lange Hinterachsübersetzung, sondern vor allem die Eco-Software namens "Dynamic-Cruise", die DAF zusätzlich zum topografiekundigen Tempomaten hinterlegt. Das System bleibt im Tempomatmodus bewusst zwei km/h unterhalb der eigentlich möglichen Geschwindigkeit. Dort, wo der CF also theoretisch Tempo 80 schaffen würde, fährt er nur mit 78 km/h bergauf. Das System spart Kraftstoff - solange der Fahrer mitmacht. Drücken Ladetermine, ist es schwer, nicht per beherztem Tritt aufs Gaspedal für mehr Tempo zu sorgen. Womit der Spareffekt ins Negative rutscht, denn am Berg zu beschleunigen ist bekanntlich nicht ökonomisch. Dank Eco-Off-Taste mehr Leistung Besser ist es, vor steilen Anstiegen die am linken Lenkstockhebel befindliche "Eco-Off"-Taste zu aktivieren. Dann schaltet die Elektronik entsprechend früher zurück und dreht die Fahrstufen um 100 Touren höher aus, um im werkseitig eingestellten Modus nach spätestens einer Minute aber wieder in den Eco-Modus zu wechseln. Oder man greift gleich zur alternativen "Eco-Performance"-Software, bei der die oben genannten Eco-Off-Parameter dauerhaft hinterlegt sind. Um Dynamic-Cruise kommt man aber auch hier nicht umhin. Ebenso wenig um die Bevormundung durch das automatisierte Traxon-Getriebe. Denn außer im Motorbremsbetrieb und im jeweiligen Eco-Off-Modus lässt DAF manuelle Getriebeeingriffe längst nicht mehr zu. Selbst das Schalten in einen höheren Gang ist über den rechten Lenkstockhebel unverständlicherweise nicht mehr möglich. Immerhin ist die Getriebesoftware auf Zack und benötigt lediglich einen kurzen Gasstoß, um sofort in einen höheren Gang zu wechseln und so beispielsweise bei Rollphasen die Fahrwiderstände der Testfuhre weiter zu senken. Auch das trägt zu neuen Sparrekorden bei und der CF kann die hohen Erwartungen erfüllen: Um exakt 0,42 l/100 km sparsamer als der bisherige Spitzenreiter DAF XF 480 kam der 450er über die standardisierte VR-Testrunde und knackt als erster Lastwagen überhaupt die 24-Liter-Marke! Mit durchschnittlich 78,68 km/h ist er aber auch der bislang langsamste Testproband. Zumindest bis der nächste Stau den Tempovorteil der Konkurrenz mit einem Schlag zunichtemacht ... Ansonsten kommt es wie bei jedem Lkw dieser Klasse darauf an, wie man ihn einsetzt: Im schweren Verteilerverkehr oder für nationale Einsätze, wo der Fahrer nicht die ganze Woche von zu Hause weg ist, ist der CF die richtige Wahl. Hier freut man sich über die vergleichsweise niedrige Geräuschkulisse und dass der tief montierten Kabine Wank- und Nickbewegungen fremd sind. Und natürlich über den niedrigen Einstieg von 1,22 Metern. Auf weiten Strecken muss aber der größere XF ran! Aber den gäbe es schließlich ebenfalls mit dem MX-11-Sechszylinder und der gleichen Sparsoftware. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Verkehrsrecht www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Der Fahrer muss mitmachen Der CF schafft es, seinen großen Bruder XF beim Verbrauch noch einmal deutlich zu unterbieten. In beiden Modellen ist der niedrige Kraftstoffkonsum aber auch ein Verdienst der Spritsparsoftware Dynamic-Cruise. Die kostet im Umkehrschluss Tempo, weshalb der Fahrer das System akzeptieren muss. Fraglich, ob er das im stressigen Alltag immer kann.jan.burgdorf@springernature.comJan Burgdorf VR-Testredakteur

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