Sorgenkind DB Cargo

Hat die Deutsche Bahn (DB) eine klare Strategie im Güterverkehr? Auf den ersten Blick ist das nicht zu erkennen. Da wird 2015 DB Schenker dem Finanzressort von Richard Lutz zugeordnet, weil dieser Anteile von DB Schenker verkaufen soll. Und jetzt sagt der gleiche Lutz als neuer Chef des DB-Konzerns auf der Jahrespressekonferenz: "Die Akquisition von Schenker/Stinnes 2002 war genau richtig." Hier werde "gutes Geld verdient, die Rentabilitätslage des Konzerns wäre sonst deutlich schlechter". Von Anteilsverkäufen keine Rede mehr. Wobei man zugestehen muss, dass aufgrund einer Kapitalspritze durch den Eigentümer die Dringlichkeit eines Verkaufs von DB-Schenker-Anteilen nicht mehr gegeben ist. Eine weitere Entscheidung aus dem Jahr 2015: DB Cargo wurde dem Ressort "Verkehr und Transport" von Berthold Huber zugeordnet. Zumindest in der Öffentlichkeit ist Huber seitdem kaum in Erscheinung getreten, wenn es um den Schienengüterverkehr geht. Vielleicht auch deshalb jetzt die Rolle rückwärts? Wie vor 2015 soll es wieder einen Vorstand für den Güterverkehr geben. Wie man hört vor allem auf Initiative des Bundes als Eigentümer in Person von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) - und nicht, weil der DB-Vorstand dies gerne wollte. Also auch abseits des unrühmlichen Abgangs von Ex-DB-Chef Rüdiger Grube ist einiges los in der Chefetage des Bahnkonzerns. Was man vom Schienengüterverkehr nicht behaupten kann. Der bleibt das Sorgenkind im Konzern und schreibt als einziges Geschäftsfeld rote Zahlen. Minus 81 Millionen Euro beträgt das bereinigte EBIT, immerhin 102 Millionen Euro weniger als im allerdings aufgrund von Sonderabschreibungen außerordentlich schlechten Jahr 2015. Die Leistungskennzahlen von DB Cargo fallen auch 2016 alles andere als gut aus: Bei der Verkehrsleistung schlägt ein Minus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu Buche, bei der wenn auch weniger bedeutsamen Gütermenge hat DB Cargo sogar 7,6 Prozent weniger transportiert. Und das in einem wachsenden Markt. Denn in Deutschland ist die Güterverkehrsleistung 2016 um 1,7 Prozent gestiegen. Im nationalen Schienengüterverkehr fiel das Minus mit 0,5 Prozent geringer aus als das bei der DB. DB Cargo verliert also weiter Marktanteile. "Wir halten dennoch an den Zielen aus unserem Programm Zukunft Bahn fest", erwiderte Huber auf eine entsprechende Frage der VerkehrsRundschau. Das Programm sieht vor, dass DB Cargo bereits im nächsten Jahr ein Plus erzielt, das ein Prozent über dem jährlichen Wachstum im europäischen Schienengüterverkehrsmarkt liegt. 2020 soll eine Marge von fünf Prozent erreicht werden. Besser fallen die Zahlen bei DB Schenker aus. Allerdings musste das Geschäftsfeld im Vergleich zu 2015 einen Umsatzverlust hinnehmen, den Lutz mit den sinkenden See- und Luftfrachtraten begründete, die in der Regel an die Kunden weitergegeben werden. Daher ist die Verbesserung beim bereinigten EBIT um 3,8 Prozent auch kein Widerspruch. "DB Schenker gehört an die Spitze" Da 2016 das EBIT in den Sparten von DB Schenker anders berechnet wurde als 2015, ist ein Blick auf die Mengenentwicklung aussagekräftiger: Im europäischen Landverkehr nahm die Zahl der Sendungen um 0,3 Prozent zu. Das Luftfrachtvolumen (Tonnage) verbesserte sich um 4,5 Prozent. In der Seefracht wurden 3,3 Prozent mehr TEU (20-Fuß-Container) als im Vorjahr befördert und in der Kontraktlogistik nahm die Lagerhausfläche um 3,9 Prozent gegenüber 2015 zu. Insgesamt schneiden aber die großen Konkurrenten wie Kühne + Nagel und DHL besser ab. "Wir wollen mit unserem Programm ´Primus` aufholen und ich bin zuversichtlich, dass wir damit irgendwann die Gelben und Blauen hinter uns lassen", sagte Lutz und fügte hinzu: "Denn DB Schenker gehört an die Spitze." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Deutsche Bahn www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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