Sieger mit Leidenschaft

Schon als Kind faszinierten ihn die Containerschiffe, die er sah, wenn er seine Großeltern an der Nordsee besuchte. "Ich habe schon immer ein Faible für alles, was fliegt, schwimmt oder fährt gehabt", antwortet der diesjährige Sieger von Logistik Masters 2014 etwas schwärmerisch auf die Frage, warum er sich bei Deutschlands größtem Wissenswettbewerb für Logistikstudenten überhaupt beteiligt hat. Im Gespräch mit dem 27-jährigen Sami Charaf Eddine wird die Faszination spürbar, die das Thema Logistik bei jungen Menschen entfalten kann. "Was steckt eigentlich dahinter?", diese Frage schien den im nordrhein-westfälischen Ratingen geborenen Sieger, der sich gegen 1506 Teilnehmer von 168 Hochschulen durchgesetzt hat, schon früh zu bewegen. Logistik an der Uni wiederentdeckt Viele Jahre später, nach seinem Bachelor-Abschluss im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau, entdeckte der Student der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen im Masterstudiengang seine Leidenschaft aus Kindertagen wieder. Diesmal nicht in Form von Schiffen am Horizont, sondern als wissenschaftliche Problemstellungen in den Vertiefungssegmenten "Operations Research und Supply Chain Management". In einem Praxisseminar war zu untersuchen, ob sich bei der Paketauslieferung durch eine Fahrzeugstopp-Steuerung die s ogenannte Letzte Meile noch weiter optimieren ließe. Konkret ging es darum, ob es sinnvoll ist, den Paketzusteller vom vorgegebenen Stopp-Punkt in vorausberechneten optimierten Loops laufen zu lassen. "Ein Lokation-Routing-Problem, das sehr anspruchsvoll ist", berichtet der zuständige Professor Hans-Jürgen Sebastian. Die Studenten mussten im Rahmen eines Praxisseminars in kleinen Teams die Lösungsmöglichkeiten mathematisch modellieren und optimieren. Professor ist begeistert Der Inhaber des Deutsche-Post-Lehrstuhls für die Optimierung von Distributionsnetzwerken war schon bei seinem ersten Kontakt mit dem jetzigen Logistik-Masters-Gewinner sehr von den fachlichen Fähigkeiten angetan. "Es ist nicht immer so, dass ein Wirtschaftsingenieur in der Lage ist, die für diese Aufgabe notwendige Software selber zu programmieren und Lösungen fachlich sicher und gut zu präsentieren", so Professor Sebastian, der seit 1992 an der RWTH Aachen lehrt und forscht. "Die Optimierung von Distributionsnetzwerken finde ich sehr spannend und es lässt sich bei Freunden auch immer viel Staunen erzeugen, wenn man die tägliche Logistik um einen herum mathematisch erklären kann", beschreibt Logistik-Masters-Sieger Charaf Eddine seine Begeisterung für die Fachthematik im Studium. Ein Thema, mit dem er sich vielleicht auch später einmal gerne im Berufsleben beschäftigen möchte, doch erst einmal stehen nun vier Jahre Promotionszeit für den "Master of Science" an, der die 6000 Euro Preisgeld vor allem sparen will. "Vielleicht eine kleine Reise und ein Geschenk für meine Eltern", lässt sich die neue Nummer eins bei Logistik Masters auf Nachfrage noch entlocken. "Ich freue mich riesig", ist auch der Zweitplatzierte Jan Brinker über sein Abschneiden bei Deutschlands größtem Wissenswettbewerb begeistert. Der 28-jährige erreichte ebenso wie sein Kommilitone Sami Charaf Eddine 99 Prozent der maximalen Punktzahl und musste sich erst bei einem telefonischen Stechen geschlagen geben. Die Frage lautete: "Wie viele in Deutschland ansässige Unternehmen fallen laut aktueller amtlicher Statistik aus dem Jahr 2010 in die Gruppe "Erlaubnispflichtiger Gewerblicher Güterkraftverkehr"?" 37.888 Unternehmen, so die offizielle Angabe des Bundesamtes für Güterverkehr und damit die korrekte Lösung der Stichfrage, die innerhalb von 15 Sekunden zu beantworten war. Die Schätzung von Jan Brinker war nicht ganz so exakt wie die des Erstplatzierten, sodass sich der im nordrhein-westfälischen Geldern geborene Master-of-Science mit dem zweiten Platz und 2500 Euro Preisgeld begnügen muss. Alltags-Relevanz fasziniert zweiten Sieger Auch Brinker hat sein Wirtschaftsingenieur-Studium an der RWTH Aachen absolviert und strebt in den kommenden vier Jahren seine Promotion an. Auch er kam über ein Praxisseminar mit der Logistik in Kontakt: Die Versandkartonagen-Optimierung für einen bekannten Onlinehändler stand bei ihm auf dem Lehrplan. "Die Relevanz der Themen für den Alltag hat mich fasziniert, deshalb habe ich nach dem Seminar den Schwerpunkt Logistik im Master-Studiengang gewählt", erzählt Brinker. Er könne sich gut vorstellen, nach der Promotion im Bereich Logistik zu arbeiten, denn Themen wie Supply Chain Management und Netzwerkoptimierungen machen ihm besonders viel Spaß. Angetan von der Leistung seines Studenten Jan Brinker ist auch Professor Hans-Jürgen Sebastian: "Seine Arbeit ist wissenschaftlich sehr überzeugend", sodass der erstellte Projektbericht sogar zur Prüfung für ein internationales Symposium eingereicht wurde. "Die beiden Studenten haben sich immer den schwierigen, ja den anspruchsvollen Projekten gestellt", beschreibt Sebastian die Arbeitsweise. Wenn sie sich weiter so entwickeln, "dann wäre auch der Weg zum Professor denkbar", lobt der langjährige Lehrstuhlinhaber die beiden Erstplatzierten und ergänzt: "Ich beglückwünsche sie ganz herzlich zu diesem außerordentlichen Erfolg. Das ist schon eine besondere Leistung, sich in einem solch anspruchsvollen Wettbewerb durchzusetzen und ich hoffe, dass die Veranstaltungen unseres Lehrstuhls etwas zum Erfolg beitragen konnten". An der RWTH Aachen durchlaufen pro Semester rund 300 Studierende aus den Bereichen BWL, Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen den Schwerpunkt Logistik. Platz 3: auch ein Wirtschaftsingenieur Auch Rang drei geht bei Logistik Masters in diesem Jahr an einen Wirtschaftsingenieur. Yves-Gunnar Lapko von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig erreicht 97,9 Prozent und erkämpfte sich nach einem telefonischen Stechen gegen drei weitere Studierende den dritten Hauptgewinn von 1500 Euro. Dass diesmal drei Wirtschaftsingenieure ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen, überrascht Bernhard Simon nicht: "Wirtschaftsingenieure werden interdisziplinär ausgebildet und lernen in interdependenten Systemen zu denken. Dadurch gewinnen sie ein tiefes Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Dieses Wissen ist auch für die Optimierung von Prozessen oder die Weiterentwicklung von Kontraktlogistiklösungen wertvoll", so der Sprecher der Dachser-Geschäftsführung, der als Mitinitiator von Logistik Masters seit vielen Jahren den Wettbewerb ideell und finanziell unterstützt. Insgesamt qualifizierten sich in diesem Jahr genau 289 der 1506 registrierten Teilnehmer vom Logistik Masters für die Spitzengruppe der "Top Logistik-Studenten 2014". Diese Studierenden schaffen es, 80 Prozent und mehr der maximalen Punkte zu erreichen und damit den Großteil der 70 zum Teil sehr kniffligen Aufgaben aus allen Bereichen der Logistik zu lösen. Spitzengruppe von 289 Studenten "Durch die Platzierung als Top Logistik-Studenten zeigen die Teilnehmer eine ausgeprägte Motivation, sich eingehend und im Wettbewerb mit unterschiedlichsten und manchmal auch kniffligen Fragestellungen in der Logistik auseinanderzusetzen und zukunftsweisende Lösungen zu finden", lobt Dachser-Chef Bernhard Simon die Spitzengruppe der Teilnehmer, die sich im Online-Recruiting-Katalog präsentieren und mit denen jeder Unternehmer Kontakt aufnehmen kann (siehe Kasten unten). "Sie zeigen ein hohes Engagement verbunden mit einer ausgeprägten Lernbereitschaft. Dies ist für uns als Arbeitgeber immer interessant", ergänzt der Logistik-Masters-Mitinitiator. Dass Studierende intensive zusätzliche Arbeiten auf sich nehmen, sei nicht selbstverständlich, sagt auch Professor Sebastian von der RWTH Aachen. Die jungen Leute von heute würden aber immer etwas unterschätzt, manche meinen sogar, die heutige Jungend sei nur auf Entertainment aus. "In diesen Chor kann ich nicht einstimmen, meines Erachtens gibt es ausgezeichnete junge Leute, die genau wissen, was sie wollen und bereit sind, sich richtig reinzuknien, sich harten Anforderungen zu stellen und weniger Freizeit und Privatleben durchaus in Kauf nehmen", sagt der Inhaber des Deutsche-Post-Lehrstuhls. Mitmachen lohnt sich "Wer bei Logistik Masters und anderen Wettbewerben gut abschneidet, der zeigt potenziellen Arbeitgebern, dass sie zu dieser Art von Studierenden gehören und das führt nicht selten zu guten Jobs", ist sich Sebastian sicher und liefert damit neben dem Preisgeld einen wichtigen Grund, an dem jedes Jahr Ende Januar startenden Wissenswettbewerb teilzunehmen. Für den Zweitplatzierten Jan Brinker, der sich zusammen mit dem Logistik-Masters-Sieger Sami Charaf Eddine im Zweierteam dem Wettbewerb stellte, gab es noch eine ganz persönliche Motivation. "Ich empfand die sieben Fragebögen als ungemeine Herausforderung. Obwohl ich die Ergebnisse der Vorjahresteilnehmer gesehen hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es nicht möglich sein sollte, wirklich alle Aufgaben richtig zu lösen." Denn man habe ja sehr viel Zeit, darf jegliche Unterlagen und Infoquellen verwenden und es seien sogar drei Antwortmöglichkeiten vorgegeben. "Diese Herausforderung, einhundert Prozent zu erreichen, hat mich ungemein gereizt", sagt Brinker. Und sein Freund Charaf Eddine ergänzt: "Logistik Masters zwingt einen, sich in viele Themen der Logistik einzuarbeiten." Dadurch lerne man viel über aktuelle Themen in der Logistikwelt und sehe, dass die ganzen theoretischen Modelle, die man so gelernt habe, eine Anwendung fänden. "Das hat sehr viel Spaß gemacht und ist sehr lehrund aufschlussreich gewesen", sagt der Logistik-Masters-Sieger 2014. Erfolgsrezept der Gewinner Den Schwierigkeitsgrad von Logistik Masters beschreibt der Drittplatzierte Yves-Gunnar Lapko mit dem Wert sieben auf einer Skala von eins bis zehn. "Es hängt immer von der einzelnen Frage ab", meint der Masterstudent, der gerade an seiner Masterarbeit zum Thema Qualitätsmanagement arbeitet. "Wenn man sich sicher sein will, dann können einzelne Fragen schon mehrere Stunden in Anspruch nehmen", so Lapko. Insgesamt habe er netto zwei komplette Wochen an Arbeitszeit für das Lösen der Fragen investiert. Und sein Erfolgsrezept: "Alle Fragen hinterfragen, wissbegierig sein und viel lesen, zum Beispiel im Internet oder natürlich auch in der Verkehrs-Rundschau." Die beiden Erstplatzierten von der RWTH Aachen warnen vor so mancher Falle: "Es reicht nicht zu wissen, die eine Antwort ist richtig, sondern man muss sich auch sicher sein, dass die beiden anderen Lösungen falsch sind", rät Brinker. "Bei einer Frage, bei der wir am Ende falsch lagen, haben wir uns damals beim Lösen der Aufgaben sehr gefreut, eine Falle entdeckt zu haben. Leider übersahen wir aber eine weitere Falle, weil wir nicht wirklich alle Antwortoptionen überprüft haben", berichtet der Zweitplatzierte. Diesen Fehler sollten Teilnehmer nicht machen, wenn sie ganz vorne mit dabei sein wollen. Studierende, die sich der Herausforderung Logistik Masters selbst stellen wollen, brauchen nicht lange zu warten. Am 30. Januar 2015 startet Logistik Masters zum zehnten Mal (siehe Kasten Seite 31). Am 7. November wird in der Verkehrs-Rundschau-Ausgabe 45/2014 noch das Logistik-Hochschul-Ranking veröffentlicht, hier fließen die jeweils zehn besten Teilnehmer einer Hochschule in die Wertung ein. Die Ehrung aller Sieger erfolgt dann am 28. November im Rahmen des Dachser-Karrieretages in Kempten. Der Wettbewerb Logistik Masters Logistik Masters ist Deutschlands größter Wissenswettbewerb für Logistikstudenten. Initiatoren sind der Logistikdienstleister Dachser und die VerkehrsRundschau. Seit dem Jahr 2005 haben bisher insgesamt über 8300 Studierende am jährlich durchgeführten Wissenswettbewerb teilgenommen. Immer zwischen Januar und August müssen die Studenten Monat für Monat Aufgaben aus allen Bereichen der Logistik lösen. Besonders knifflig sind dabei die sogenannten Masterfragen, die von namhaften Logistikprofessoren gestellt werden. Alle Fragen und Lösungen der Logistik-Masters-Wettbewerbe finden sich auch im Internet unter www.logistik-masters.de. Der nächste Logistik-Masters-Wettbewerb startet am 30. Januar 2015. Auf die Sieger warten wieder Preisgelder im Wert von insgesamt über 10.000 Euro sowie die Aufnahme in den Recruiting-Katalog"Top Logistik-Studenten 2015". Informationen und Anmeldung zum Wettbewerb ab Ende Januar 2015 unter www.logistik-masters.de. Hochschulen haben wieder die Möglichkeit, während des Wettbewerbs kostenlos mit der VerkehrsRundschau beliefert zu werden. ak Young Logistics Club Der Club für junge Logistiker Wer während und auch nach dem Studium informiert bleiben und seine Karriere in der Logistikwelt vorantreiben möchte, dem bietet die VerkehrsRundschau mit dem Young Logistics Club eine optimale Plattform. Berufseinsteiger, Studierende und kaufmännische Auszubildende bis 32 Jahre bekommen exklusive Karriere- und Brancheninformationen via Magazin, Online-Dienst, Newsletter und Facebook. Außerdem erhalten YouLoC-Mitglieder kostenlosen oder ermäßigten Zugang zu interessanten Fachkonferenzen und Seminaren. Club-Mitglieder können zudem vergünstigte Abo-Angebote der Verkehrs-Rundschau und Rabatte der Kooperationspartner in Anspruch nehmen. Die Mitgliedschaft bei YouLoC ist kostenlos, einfach anmelden unter www.youloc.de ak

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