CO2-Emissionen sollen weiter sinken

Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Strategie zur Reduzierung der CO2-Emissionen mittlerer und schwerer NFZ stößt bei den betroffenen Verbänden überwiegend auf Zustimmung. Bei einer Anhörung, die Mitte September in Brüssel stattfand, wurde vor allem begrüßt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu mehr Transparenz führen können. Eine wichtige Rolle spielte das Thema CO2-Emissionen auch auf der Nutzfahrzeugmesse IAA. Die führenden Vertreter aller großen NFZ-Hersteller erklärten gemeinsam, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent (bezogen auf 2005) reduzieren zu wollen. Dies entspreche einer jährlichen Reduktion von 1,3 Prozent. Außerdem verwiesen die CEOs auf eine aktuelle Studie des Instituts für Transport und Mobilität aus dem belgischen Löwen (Download unter www.verkehrsrundschau.de/dokumente). Demnach könnten im Zeitraum 2014 bis 2020 weitere mehr als zwanzig Prozent der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr reduziert werden, wenn nicht nur die NFZ-Hersteller in die Pflicht genommen würden, sondern auch Verbesserungen bei den Logistikabläufen und bei der Infrastruktur vorangetrieben würden. "Wenn wir statt eines fahrzeugbezogenen einen integrierten Ansatz wählen, können wir die jährliche CO2-Reduzierungsrate von 1,3 Prozent auf 3,5 Prozent mehr als verdoppeln", sagte in Hannover Wolfgang Bernhard, Daimler-Trucks-Vorstand und Sprecher der europäischen NFZ-Herstellerorganisation Acea. CO2-Grenzwert wird abgelehnt Bedenken äußerten die Industrievertreter hinsichtlich der Festsetzung verbindlicher Obergrenzen für die durchschnittlichen CO2-Emissionen neu zugelassener Nutzfahrzeuge. "Wenn es ohne gesetzliche Regulierung geht, ist das immer besser", sagte auch Humberto Delgado Rosa, Direktor der EU-Generaldirektion Klimapolitik, auf einer Podiumsdiskussion der Verkehrs-Rundschau, der Internationalen Straßentransport Union (IRU) und dem Verband der Automobilindustrie (VDA). Er warnte aber auch: "Wenn sich abzeichnet, dass es dem Markt nicht selbst gelingt, die CO2-Emissionen des Straßengüterverkehrs bis 2050 um 60 Prozent zu senken, dürfen wir aber nicht zögern, EU-Standards festzulegen." Klimakommissarin Connie Hedegaard hatte Ende Mai ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das darauf abzielt, die Voraussetzungen für die Festlegung von Grenzwerten zu schaffen, wie sie bereits für PKW und leichte Nutzfahrzeuge (bis 3,5 Tonnen) existieren. Nach Angaben der Kommission sind die CO2-Emissionen schwerer LKW zwischen 1990 und 2010 um 36 Prozent angestiegen, das sei deutlich mehr als in allen anderen Wirtschaftsbereichen. Die Industrie hatte dabei ihre Emissionen sogar um 20 Prozent gesenkt. Dies sei unvereinbar mit dem Ziel der europäischen Klimapolitik, die Emissionen des Verkehrs bis 2050 um 60 Prozent zu senken, heißt es in Brüssel. Die EU müsse deswegen Maßnahmen ergreifen, "die mit der Zeit die CO2-Emissionen dieser Kraftfahrzeuge senken, zu Einsparungen für die Fahrzeughalter führen und die Abhängigkeit der EU von Öleinfuhren verringern", so die Klimakommissarin. In Brüssel wird über zahlreiche Instrumente nachgedacht, mit denen diese Emissionssenkung realisiert werden könnte: Neben Obergrenzen für die durchschnittlichen Emissionen neu zugelassener Fahrzeuge prüfen die Experten der Kommission neue Formen der Kraftfahrzeugsteuer, eine "intelligentere Gebührenerhebung für die Nutzung der Infrastruktur", die Entwicklung neuer Infrastrukturen zum Einsatz "alternativer Kraftstoffe" und andere marktgestützte Mechanismen. Vecto soll reale Verbräuche berechnen Konkrete Vorschriften können die Experten aber nicht vorschlagen, weil sie noch nicht über die notwendigen Daten verfügen. Die Kommission will deswegen in einem ersten Schritt eine Datengrundlage für künftige Entscheidungen schaffen, die von allen Beteiligten akzeptiert wird. Dafür will sie ein System aufbauen, mit dem die Emissionen von Nutzfahrzeugen ab 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht erhoben, zertifiziert und überwacht werden. Gemeinsam mit den Nutzfahrzeug-Herstellern wird gegenwärtig ein "computergestütztes Simulationsprogramm", genannt Vecto, entwickelt. Laut EU soll es 2016 einsatzbereit sein, Vertreter der Nutzfahrzeugindustrie gehen von einer vollen Einsatzfähigkeit erst in 2018 aus. Vecto soll die Grundlage für eine nach europäischem Recht verbindliche Erhebung, Zertifizierung und Überwachung der CO2-Emissionen von LKW darstellen. Eine entsprechende Verordnung hat die Kommission für 2015 angekündigt. Sie müsste vom Europäischen Parlament und vom Ministerrat gebilligt werden. Viele Abgeordnete im Europäischen Parlament hätten sich ein zügigeres Vorgehen der EU gewünscht. Mit klaren Obergrenzen und einem klaren Zeitplan, wie bei den PKW, könnte Europa auch bei den LKW erfolgreich sein, heißt es aus dem Büro des grünen Abgeordneten Michael Cramer, der auch Vorsitzender des Verkehrsausschusses ist. Bei den Konservativen gibt es mehr Verständnis für die Strategie der Kommission. Einheitliche Grenzwerte seien "wegen der großen Vielfalt der Modelle und Größen nur schwer möglich", sagt der CSU-Abgeordnete Markus Ferber. Allerdings bestehe die Gefahr, dass mit Vecto "ein bürokratisches Monster" entstehe, "dessen Kosten die Vorteile bei Weitem überwiegen". Das Europäische Parlament wird die Strategie der Kommission voraussichtlich Ende dieses Jahres beraten, der Ministerrat wahrscheinlich erst im nächsten Jahr. Auf der Grundlage dieser Beratungen will die Kommission dann eine Verordnung zur Umsetzung eines Erhebungs- und Zertifizierungssystems vorlegen. Finanzielle Zuschüsse gefordert Neben gesetzlichen Maßnahmen wurden im Rahmen der Podiumsdiskussion auch finanzielle Förderungsmaßnahmen befürwortet: "Subventionen könnten helfen, umweltfreundlichere Technik zu entwickeln und in Umlauf zu bringen", sagte Uwe Sasse, Mitglied des Vorstands beim Trailerbauer Krone. "Ich glaube, das wäre gut investiertes Geld, um die CO2-Emissionen bei schweren Nutzfahrzeugen zu senken."

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