Serviceoffensive der Börsen

Besucher aus ganz Europa erwartet Wtransnet auf der Wconnecta 2015 am 30. Oktober in Madrid: Auf einem "Speed Dating" können Kunden der spanischen Frachtenbörse neue Geschäftskontakte schließen. Einen Vormittag lang sprechen sie mit anderen Kunden in fünf bis zehn Minuten langen Terminen über eine mögliche Zusammenarbeit. "In drei bis vier Stunden lerne ich mehr potenzielle Geschäftspartner kennen als auf einer mehrtägigen Messe", sagt Cesar Romera, Straßenverkehrsleiter von Hellmann Spanien. Da jeder Wtransnet-Kunde erst nach einem strengen Ausleseprozess aufgenommen wird, müssen sich die Teilnehmer nicht über Bonität und Seriosität ihres Gesprächspartners den Kopf zerbrechen. "Auf jeder Veranstaltung habe ich rund ein halbes Dutzend neuer Frachtführer akquiriert", sagt Reiner Kühlen, Geschäftsführer von Frigoconsult. Die Resonanz hat auch andere Frachtenbörsen hellhörig gemacht. So lädt Transporeon Verlader und Speditionen zum jährlichen Speed Dating in Wien ein. Solche Events sind inzwischen fester Bestandteil eines immer umfangreicheren Service-Portfolios, das die Börsen entwickeln. Das Spektrum reicht von Apps für mobile Nutzer über Auskunftsservices aller Art bis hin zu ständig verfeinerten Kalkulations- und Trackinglösungen: Mit diesen können Auftragnehmer die Wirtschaftlichkeit einer Fracht prüfen und Auftraggeber den Transport am PC oder Smartphone verfolgen. Zum Standard der Servicepalette gehören längst Sicherheitsservices. Jeder Neukunde muss Versicherungsnachweise, Handelsregistereintrag und weitere Unterlagen vorlegen und wird erst freigeschaltet, wenn die Börse Informationen über seine Bonität eingeholt hat. Werden Frachten und Laderäume einmal nicht bezahlt, kommt der Kunde trotzdem mit Inkassoservices und Ausfallversicherungen fast immer zu seinem Geld. Die großen Frachtenbörsen werben in diesem Punkt mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent. Alarmtool für Dokumente "Bei uns soll der Kunde ein höheres Sicherheitslevel vorfinden als bei den Geschäftspartnern auf dem freien Markt", formuliert TimoCom-Sprecher Marcel Frings das Ziel, das wohl auch jeder Konkurrent unterschreiben dürfte. TimoCom selbst hat in Kooperation mit Versicherungsmakler Schunck Group Ratgeber gegen Ladungsdiebstahl und Internetpiraterie konzipiert und sichert ein regelmäßiges Controlling auch von Altkunden zu. Trans.eu bietet Spediteuren dagegen die Rekrutierung von zuverlässigen Frachtführern durch eigene Mitarbeiter an. Teleroute entwickelt für Mitglieder-Dokumente, deren Fälligkeitsdatum naht, ein Alarmtool und arbeitet an der Überprüfung von Fahrzeugkennzeichen durch Landesbehörden. Für Rumänien wurde nun eine entsprechende Lösung freigeschaltet. "Unsere Kunden können mit dem Innenministerium in Bukarest direkten Kontakt aufnehmen", versichert Fabrice Maquignon, Geschäftsführer des Teleroute-Betreibers Wolters Kluwer Transport Services (WKTS). Und Wtransnet erwartet von jeder Firma, die Mitglied werden will, drei Kundenreferenzen, die online abrufbar sind. Zudem wirbt die spanische Börse mit einer Zahlungsgarantie durch die Kreditversicherung Coface (was einen Rechnungsaufschlag von 1,39 Prozent beinhaltet) sowie einer weißen Liste für Betriebe, die sich zu besonders kurzen Zahlungsfristen verpflichten. Entwicklung zum Full-Service-Anbieter Neben solchen Sicherheitsfeatures bauen die Börsen ihre IT-Services aus. "Auch in diesem Punkt wird TimoCom immer mehr zu einem Full-Service-Anbieter", sagt Frings. So hat der Anbieter mit TC eMap ein Tool entwickelt, das die Konkurrenz bis heute auf Abstand hält. Egal mit welcher Telematik ein Lkw ausgerüstet ist: Über TC eMap kann er von jedem Börsennutzer getrackt werden. Rund 150 Telematiklösungen sind mittlerweile auf dieser Plattform integriert. Jetzt hat Timocom diese mit seinem Spotmarkt verknüpft. Ab sofort können Nutzer getrackte Lkw bei der Suche nach Frachten und Laderaum einbeziehen und sich Angebote unweit des aktuellen Fahrzeugstandorts anzeigen lassen. Bislang waren solche Recherchen nur auf Basis von Postleitzahlen und vorgegebenen geografischen Bereichen möglich. Da TC eMap seit kurzem auch den Fahrzeugtyp anzeigt, können jetzt an fast jedem Lkw-Standort passgenaue Ladungen vermittelt und gleich die neuen Routen berechnet werden. Frachtraum mobil ordern Auch Teleroute investiert kräftig in neue IT-Services und nutzt dafür das Produktportfolio von WKTS. So können Nutzer für jeden Akquisitionsvorgang auf die Betreiberlösungen für Transport- und Auftragsmanagement zurückgreifen und ihre betrieblichen Abläufe für einzelne Frachten optimieren. "Jeder Kunde soll über eine maßgeschneiderte Lösung verfügen, die seinen operativen und finanziellen Anforderungen entspricht", formuliert Maquignon das Ziel solcher "On Demand"-Lösungen. Zudem können Teleroute-Nutzer sich seit Sommer über das neue Produkt Community Manager mit anderen Teilnehmern vernetzen und bei Ausschreibungen diese zu Standort, Equipment, Transportroute und anderen Kriterien direkt befragen. "Der Kunde kann mit diesem Tool für jede einzelne Ausschreibung geschlossene Benutzergruppen nach seinen Anforderungen bilden", sagt Maquignon. Trans.eu hat jetzt ebenfalls einen Messenger vorgestellt, der einfache Textnachrichten übermittelt. TimoCom will demnächst mit einem eigenen Produkt folgen. Im Gegenzug plant Teleroute für das nächste Plattform-Update eine neue Lösung für Routenoptimierung und -kalkulation. Ansonsten feilt der WKTS-Ableger an einem einheitlichen Auftritt für alle Nutzer inklusive der Verlader. Seit Jahren muss sich Teleroute den Markt mit den WKTS-Schwesterbörsen 123Cargo, Bursa Transport und LT Cargo teilen, die sich vor allem an osteuropäische Transportbetriebe wenden. Zudem gibt es den Tender-Spezialisten Transwide für mittel- und langfristige Kontrakte mit Verladern. Vielleicht auch deshalb gab die Firma bislang kaum Details über ihre Pläne für mobile Zugänge zu ihren Plattformen bekannt. Im Gegensatz dazu sind TimoCom, Wtransnet und einige kleinere Anbieter bereits mit selbstentwickelten Apps am Markt. Vor wenigen Wochen folgte Trans.eu mit seiner lange angekündigten Android-App Trans-trucker. Grundsätzlich erwartet jeder Anbieter, dass Kunden Frachten und Laderaum vermehrt über mobile Geräte ordern werden. "Alles passiert fast in Echtzeit und wird immer internationaler", fasst Frings die künftige Entwicklung zusammen. Da aber keiner das Tempo der künftigen Umbrüche genau abschätzen kann, bleibt Zeit für weitere Services. So wirbt TimoCom mit einer Lagerbörse, auf der Kunden bis zu 30.000 Flächen in 44 Ländern eingestellt haben. Hier können kurzfristig Areale für Waren, die zum Beispiel aufgrund von Streiks unvorhergesehen liegen bleiben, angemietet werden. Wtransnet überraschte die Branche auf der Transport Logistic 2015 mit einer multimodalen Frachtenbörse. Gemeinsam mit VIIA, dem Operateur der französischen Bahn SNCF, wollen die Spanier Kunden den Zugang zu KV-Linienverkehren zwischen Spanien und Frankreich ebnen. Plattform-Betreiber Transporeon hat in diesem Jahr hingegen mit seinem strategischen Partner, dem Telekommunikationsanbieter Freeeway, eine SIM-Karte entwickelt, die Frachtführern und Fahrern roamingfreie Anrufe in über 40 Ländern ermöglicht. Mehr zum Thema im Dossier Frachtenbörsen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Alle Schlagzeilen

Serviceoffensive der Börsen

HASHTAG

#Frachtenbörsen

Ausschreibung: Bundesanstalt sucht Lagerhalter

Börsen in Bewegung

Via App zu mehr Ladung

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

WEITERLESEN

NEWSLETTER