Via App zu mehr Ladung

Werner Rinklef reagierte schnell: "Als ich vom neuen Mobilzugang zur TimoCom-Plattform hörte, habe ich mich sofort angemeldet", berichtet der Transportunternehmer aus Wilnsdorf. "Jeden Tag sind meine Frau und ich mit unserem Lkw unterwegs und können deshalb Rückladungen nicht vom Büro aus organisieren." Sicherer als eine Bank-Card Rinklef hat sich auf Spezialtransporte von übergroßen Sendungen spezialisiert. Mit einem 12-Tonnen-Lkw sowie Tiefladerund Jumbo-Anhängern fährt er Ziele in ganz Deutschland an. "Die Rückladungen steigern meinen Umsatz deutlich", sagt der Selbstfahrer. "Allerdings ist der Preisdruck enorm: Für eine Tour, die 600 Euro wert wäre, will mancher Anbieter nur 250 Euro zahlen." Trotzdem wird seine Frau, die auf dem Beifahrersitz nach Frachten sucht, fast immer fündig - wohl auch, weil Rinklef flexibel ist. "Mit Ausnahme von Gefahrgut transportiere ich jede Fracht", sagt er. Selbstfahrende Unternehmer, die klassische Büroarbeit im Lkw erledigen - vor allem für diese Zielgruppe hat TimoCom eine App entwickelt, die mit allen neueren Betriebssystemen arbeitet. Da die mobile Plattform genauso sicher wie die stationäre sein sollte, hat sich TimoCom mit der Entwicklung Zeit gelassen. Jetzt schwärmt das Unternehmen von einem Produkt, das "noch sicherer als eine Bank-Card ist", wie es TimoCom-Sprecher Marcel Frings formuliert. Beim Einloggen muss der User zusätzlich zu Unternehmensnamen und ID-Nummer eine PIN eingeben. Jedem Mobilgerät wird eine solche Nummer zugewiesen. Mit dieser Hardware-Bindung haben kriminelle Täter, die mit falschen Identitäten an wertvolle Frachten gelangen wollen, allenfalls dann eine Chance, wenn sie das Endgerät stehlen.Für die TimoCom-App kann sich jeder Neukunde anmelden. Das unterscheidet diese Lösung von anderen Produkten im Markt. So bietet auch Wtransnet seit 2014 eine App für Android-Smartphones, die speziell für Fahrer entwickelt wurde. Loggen sich diese mit ihrem Mobilgerät ein, erhalten sie einen Überblick über alle Frachten, die unweit ihres aktuellen Standorts zur Abholung bereitstehen. Mit einem speziellen Tool können sie sich zudem alle Sendungen entlang der nächsten Route anzeigen und benachrichtigen lassen. Für Apps spricht der schnelle Zugriff Beim Thema Sicherheit verlässt sich Wtransnet auf seine strengen Aufnahmebedingungen. Die Spanier bestehen nicht nur auf die üblichen Branchendokumente, sondern auch auf Kundenreferenzen, einer Marktpräsenz von mindestens einem Jahr und Bonitätsprüfungen durch den Kreditversicherer Coface. Ausschließlich Frachtführer, Speditionen und Logistikfirmen, die diese bestanden haben und möglichst auch mit dem hauseigenen Qualitätssiegel QAP (das frühestens nach einjähriger Zusammenarbeit vergeben wird) ausgezeichnet worden sind, können sich freischalten lassen. Für die App gibt es einen besonderen Service: Der User kann seine Aufträge bei Coface mit einer sofortigen Online-Zahlungsgarantie versichern lassen. Für Apps spricht vor allem: Jede Lösung kann mit einem Klick aufgerufen werden. Die wohl erste App im deutschen Frachtenbörsenmarkt hat Cargo Networking, Ratingen, in 2012 entwickelt. Jeder zahlende Nutzer kann hier mit einer IOS- oder aber Android-Version Frachtangebote abrufen, Laderaum suchen und Fahrzeuge verwalten. Bislang nutzen aber nur knapp 500 Firmen die Cargo-App, was Geschäftsführer Andreas Hohnke vor allem auf fehlende Werbung zurückführt. Andere Portale scheuen wohl die hohen Entwicklungskosten für Apps und begnügen sich vorerst mit einer mobilen Version der Homepage. Ein Beispiel ist LkwOnline in Freiburg. Im Juni 2014 startete diese Firma ein Produkt für Smartphone-Nutzer. "Das Interesse unserer Kunden an einer 'Frachtenbörse in der Jackentasche' nimmt stetig zu", stellt Geschäftsführer Anton Behringer fest. Genaue Zahlen nennt er nicht. Behringer ist ein gebranntes Kind: 2008 entwickelte er erstmals eine mobile Version von LkwOnline, die aber im Markt durchfiel. Da damals die meisten Kunden mit konventionellen Handys oder Blackberrys kommunizierten, konnte diese Lösung nur auf kleinen Bildschirmen dargestellt werden und fand kaum Resonanz. Xexpress vermittelt Sonderfahrten Vor LkwOnline hat schon die KEP-Plattform Couriernet ihre Homepage für Mobilgeräte angepasst. Mit Ausnahme von Kartendarstellungen bietet diese Version alle Inhalte des stationären Auftritts ab. Vor allem Frachtführer nutzen die mobile Version abhängig von ihrem jeweiligen Aufenthaltsort, heißt es bei Couriernet. Für die stationäre Homepage wurden bislang keine rückläufigen Zugriffszahlen registriert - die meist relativen kleinen KEP-Betriebe wünschen offenbar beide Versionen. Davon geht offenbar auch der Newcomer Xexpress aus, der sich auf die Vermittlung von Sonder- und Expressfahrten konzentriert und bislang 800 internationale Nutzer mit 4000 Fahrzeugen akquiriert hat. Und in diesem Jahr ist die Plattform mit einer mobilen Homepage gestartet, in 2016 wird eine App folgen. Voraussichtlich dann wird auch Trans.eu seine lange geplante App Trans-Trucker starten. Mit dieser Lösung können Lkw-Fahrer nicht nur Frachten abrufen, sondern auch mit ihrer Disposition kommunizieren und diese über verzögerte Zustellungen und andere Probleme in der Lieferkette in Echtzeit informieren. Trans.eu darf mit reger Nachfrage rechnen, wie die Erfahrungen von TimoCom zeigen. Seit dem Start September 2014 ließen sich 4200 Nutzer für den mobilen Zugang von TimoCom freischalten, Tendenz weiter steigend. So nutzen auch große Firmen wie Hellmann die TimoCom-App für Rückladungen von Lkw-Direktverkehren, weil diese abhängig vom Ankunftstermin der Vorgängerladung zu organisieren sind. Kommt es zu Verzögerungen infolge von Staus, Unfällen oder anderen Zwischenfällen, muss ein Disponent schnell reagieren und gegebenenfalls über Smartphone oder Tablet Frachten akquirieren. Ansonsten wirbt TimoCom mit dem Argument, dass der mobile User alle Services der Frachtenbörse nutzen könne. Eine Freischaltung von neuen Auftraggebern für die Fahrzeugtracking-Plattform TC E-Map sei ebenso möglich wie die Recherche in der Lagerbörse, wenn eine Sendung nach Annahmeverweigerung zwischengelagert werden müsse. Bleibt die Frage, ob und inwieweit Apps den Preisdruck im Transportmarkt weiter erhöhen. Fakt ist, dass bislang auffallend viele osteuropäische Frachtführer die TimoCom-App nachfragen. Vor allem in Slowenien und Ungarn. "Hier sind die Nutzer offenbar besonders sehr web-affin und bereit, neue Wege zu gehen", vermutet Frings. App der Plattform Transporeon "Mit MOM wird der Verlader zum virtuellen Beifahrer" Mit Apps können Fahrer nicht nur ausgeschriebene Frachten abrufen. Wenn solche Produkte für eine durchgehende Vernetzung mit Disposition sorgen, kommen alle Transportaufträge direkt zum Smartphone des Fahrers. In Gegenrichtung erhält die Disposition aktuelle Status-Meldungen über die Sendung ("erfolgreich zugestellt") oder den Verkehr ("15 Minuten Verzögerung durch Stau"). Mit solchen und anderen Applikationen sorgt Mobile Order Management (MOM), eine Android-basierte App der Plattform Transporeon, für Aufsehen im Markt. Für Transporeon-Gründer Peter Förster bietet MOM vor allem Verladern, die über die Ausschreibungsplattform Ticontract langfristige Kontrakte abschließen wollen, Vorteile. "Mit MOM wird der Verlader zum virtuellen Beifahrer, weil er über die voraussichtliche Ankunftszeit seiner Sendung und andere Details jederzeit Bescheid weiß."Mit etlichen Zusatzmodulen, unter anderem für Lkw-Navigation, Lademittelverwaltung, Dokumentation, kann MOM zur Komplettlösung ausgebaut werden. Aber auch in der mobilen Telefonie engagiert sich Transporeon. Vor wenigen Wochen stieg die Plattform in den Telekommunikations-Anbieter Freeway ein, das Telefonieren ohne Roaminggebühren in über 40 europäischen Ländern ermöglicht. bot

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