Schwerguttransporte

SchwerguttransporteSchwere Zeiten für den SchwerverkehrAuch der Markt für Schwerguttransporte blieb nicht von der Wirtschaftskrise verschont. Die Prognosen für 2010 sind von großer Unsicherheit geprägt – und die Erwartungen fallen eher zurückhaltend aus.Nischenmärkte gelten als nicht so anfällig für konjunkturelle Krisen wie die allgemeine Wirtschaft. Die Anbieter von Schwer- und Spezialtransporten sowie Krandiensten befinden sich in so einer Nische. Auf eine Milliarde Euro wird das Umsatzvolumen für diesen Markt in Deutschland beziffert. Davon teilen sich die Dienstleister 90 Prozent, der Rest entfällt nach Schätzungen von Peter Klaus und Christian Kille, Autoren der Studie „Die Top 100 der Logistik“, auf die Industrie- und Baufirmen selbst.Kunden mit zweistelligen EinbußenDoch von der Wucht der Weltwirtschaftskrise blieb die Nische der Spezialtransporteure nicht verschont. Auch deren Auftraggeber haben stark unter der Talfahrt gelitten. So ist der Umsatz in der Bauindustrie – einer der wichtigsten Kunden – 2009 um vier Prozent gesunken. Das für die Schwer-transporte wichtige Segment Wirtschaftsbau hat besonders gelitten: Hier gab es einen Einbruch von neun Prozent.Viele Schwer- und Spezialtransporte werden auch von den Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau in Auftrag gegeben. Diese Branche hat es 2009 noch stärker erwischt. Der Produktionsrückgang wird vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für das vergangene Jahr auf 25 Prozent beziffert. Die Produzenten von Bau- und Baustoffmaschinen verzeichneten sogar Umsatzeinbußen in Höhe von 43 Prozent. Und auch bei den Mitgliedsfirmen der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA sah es nicht viel besser aus: Ihr Bestellvolumen brach 2009 um ein Drittel ein.„Auftragseinbußen mussten auch die Unternehmen hinnehmen, die in den Häfen tätig sind“, weiß Wolfgang Draaf, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK), von seinen Mitgliedsbetrieben. Denn die Seehäfen gelten als wichtiger Ort, wo sich für Schwertransporteure Aufträge finden lassen. Thomas Usinger, Geschäftsführer der Hamburger Schwergutspedition Usinger + Trombetta GmbH, bestätigt die Einbußen. Doch ihm bereitet nicht nur Sorge, dass der Hamburger Hafen infolge der Wirtschaftskrise in absoluten Größen an Menge verloren hat. Ihn beunruhigt vor allem, dass Hamburg im Vergleich zu den ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) zunehmend Marktanteile verliert. „Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Mengen nach Asien und Südamerika besonders stark eingebrochen sind“, sagt Usinger. Er sieht aber auch in den bürokratischen Auflagen bei Schwertransporten seitens der örtlichen Behörde ein Manko. „Die Rheinmündungshäfen zeigen sich da deutlich flexibler“ sagt Usinger, weshalb er befürchtet, dass von den derzeit 25 Millionen Tonnen Ladung Schwergut pro Jahr, die in Hamburg umgeschlagen werden, einige Tonnen in den ARA-Häfen landen könnten. Big Move mit 20 Prozent UmsatzminusInfolge der Einbußen bei den Auftraggebern musste auch der Marktführer bei Schwerlasttransporten, Big Move, Einbußen hinnehmen. Der Umsatz der Kooperation, bestehend aus elf Schwerlasttransporteuren, sank 2009 um 20 Prozent von 100 Millionen Euro auf 80 Millionen Euro. „Im ganzen Jahr 2009 gab es viel zu wenig Volumen“, beklagt Horst Wallek, Vorsitzender der Kooperation und zugleich Inhaber der Wallek Spezialtransporte. In diesen Monaten hätte der Markt „verrückt gespielt“ und sei es zu einem „rasanten Preisverfall“ gekommen. „So etwas habe ich in meinen 25 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt“, sagt Wallek. Entsprechend fielen die Ergebnisse der Mitgliedsunternehmen von Big Move aus, die von gerade noch positiv bis hin zu leicht roten Zahlen schwanken würden. Die Aussichten für 2010 werden von den Akteuren eher skeptisch beurteilt. So rechnet beispielsweise der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für 2010 nochmals mit einem nominalen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent. Während der öffentliche Bau aufgrund der Konjunkturprogramme um acht Prozent wachsen soll, sieht es im Wirtschaftsbau ziemlich düster aus: Dort sagt der Hauptverband ein Minus von 12 Prozent voraus. Aussichten für 2010 sind durchwachsenNicht ganz so trübe sind die Aussichten im Maschinen- und Anlagenbau. Der VDMA geht beim Produktionsvolumen von einem Nullwachstum für 2010 aus, wobei der Verband mit einer leicht positiven Tendenz im Jahresverlauf rechnet. Optimistischer zeigen sich die Baumaschinenproduzenten: Nach dem tiefen Fall 2009 erwarten sie ein leichtes Umsatzplus von fünf Prozent. Die Baustoffmaschinenindustrie hingegen geht davon aus, dass ihre Umsätze 2010 nochmals um zehn Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Betriebe im Großanlagenbau rechnen für 2010 damit, dass die Bestellungen auf dem aktuellen Niveau bleiben oder leicht darüber liegen werden. „Die Talsohle im Auftragseingang ist durchschritten“, lautet das Fazit der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im VDMA.Entsprechend vorsichtig sind die Erwartungen der Transporteure. Nach Aussage von BSK-Geschäftsführer Draaf hinkt die Konjunktur im Segment Schwertransporte zeitlich gesehen immer etwas der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung hinterher, weshalb er davon ausgeht, dass auch das laufende Jahr für seine Klientel ein schwieriges werden wird. Laut Usinger war zum Jahresauftakt aufgrund des schneereichen Winters ein Abwärtstrend zu beobachten. So wurden die Arbeiten an Baustellen eingestellt und aufgrund der Straßenverhältnisse Schwer-transporte von den Behörden gänzlich untersagt. Usinger spürt zwar in den letzten Wochen eine leichte Besserung, geht aber davon aus, dass er 2010 einen Umsatzverlust von zehn Prozent hinnehmen muss. Skeptisch beurteilt auch Wallek die Lage. Von einem Aufschwung, wie derzeit in einigen Medien die Rede sei, spüre er nichts. „Wenn wir mit einem Nullwachstum aus dem Jahr herausgehen, wäre das bereits ein großer Erfolg“, sagt er. Doch ob das auch klappt, da ist er sich nicht sicher: „Ich habe selten so wenig Gefühl gehabt, wo die Branche in einem halben Jahr stehen kann, wie zum jetzigen Zeitpunkt,“ sagt Wallek angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage. ❙❚■ Michael CordesFrischer Wind durch die Windenergiebranche: Schwerlasttransporteure profitieren vom Bau neuer Windräder Die VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Branche: VR 11: BGL-Konjunkturanalyse: ein neuerlicher DämpferVR 12: Schwere Zeiten für den SchwerlastverkehrVR 13: Baubranche: Aufschwung mit den Konjunkturprogrammen?VR 14: Papiertransporte: Der Weg aus der KriseSchwerguttransporteKraftaktAuch wenn der Markt für Spezialtransporte anspruchsvoll ist; auch wenn dieses Projektgeschäft längst nicht jeder beherrscht und die damit verbundenen Markteintrittshürden vor Billiganbietern schützen, die mal eben einen schnellen Euro machen wollen: Wenn Aufträge ausbleiben, dann kommen auch die Schwertransporteure ins Schwitzen. Auch für sie gilt daher: Es bedarf eines Kraftaktes, um im Markt bestehen zu können. cdFazit

Schwerguttransporte

Der VR Index in den letzten 9 Jahren

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

MEISTGELESEN

Tempomat zu hoch eingestellt: Bußgeld für Lkw-Fahrer

Insolvenzgefahr 2024: Verkehrs- und Logistikbranche besonders betroffen

Dachser gelingt Rekordumsatz - dank Zukäufen

WEITERLESEN

NEWSLETTER