Schummler chancenlos

Um vier Prozent will Pabst Transport die Betriebskosten senken. "Wobei wir diesen Effekt eher konservativ berechnet haben", erklärt Alfred Ulbrich, Technikleiter bei Pabst. Schließlich würde sich die junge Flotte "auf einem hohen technischen Niveau" befinden und auch Fahrerschulungen gehörten schon lange zum Alltag.Also hat das Unternehmen in die Trickkiste gegriffen und zusammen mit dem Telematikanbieter Trendfire ein ausgeklügeltes System zur Fahrerbewertung entwickelt. Ein System, das der großen Flotte aus 40-Tonnern verschiedener Marken und den unterschiedlich schweren Einsatzprofilen der Touren gerecht werden sollte. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit sind in dem Telematiksystem Roadlox umgesetzt worden.In die Bewertung der Fahrer fließen zwei Bausteine ein, das Fahrverhalten und die Einsatzschwere.Zum Fahrverhalten zählen: vorausschauendes Fahren (wie lange steht der Fahrer auf der Fußbremse), drehzahloptimiertes Fahren (Zeit außerhalb des grünen Drehzahlbandes), Nutzung des Tempomaten, Standzeit bei laufendem Motor (Wertung erst ab zwei Minuten wegen Ampelstopps und Stop-and-go-Verkehr), starkes Bremsen (größer als zwei Meter pro Sekunde im Quadrat), Nutzung der Feststellbremse während der Fahrt, gleichmäßige Geschwindigkeit (Schwankungen größer als fünf Kilometer pro Stunde, km/h), Änderungen der Gaspedalstellung (über fünf Prozent) und die überhöhte Geschwindigkeit (schneller als 85 km/h).Die Einsatzschwere bestimmen vier Parameter: das Höhenprofil, die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit (je niedriger die ist, je größer ist die Einsatzschwere), das Fahrzeuggewicht und die Anzahl der Stopps.Das Fahrverhalten bepunktet das Telematiksystem bei allen Fahrern gleich. Damit die Fahrer im Ranking hinterher dennoch vergleichbar sind, vergibt das System Fahrern mit einem schwereren Einsatzprofil Bonuspunkte.Der Dieselverbrauch ist total egal"Der Spritverbrauch wird überhaupt nicht berücksichtigt", sagt Andreas Wagner, Bereichsleiter IT/Organisation bei Pabst. Den könne der Fahrer nur zu 15 Prozent durch sein Fahrverhalten beeinflussen. Der Rest sei vom Fahrzeug abhängig: "Wenn das Fahrverhalten top ist, ist auch der Spritverbrauch top, egal wo er nominell liegt." Die Fahrzeug- und Motorkonfiguration berücksichtigt das System über das drehzahloptimierte Fahren: Der grüne Bereich richtet sich nach den jeweiligen Motorkennlinien.Da die Fußbremse Minuspunkte bringt, musste auch die Feststellbremse in die Bewertung aufgenommen werden. Die Erfahrung aus anderen Unternehmen habe gezeigt, dass auf der Jagd nach einem guten Ranking gerne mal "per Hand" gebremst werde. Diesen Schummlern lässt das System keine Chance.Pabst kann die neun Parameter des Fahrverhaltens in dem System unterschiedlich gewichten. Im Moment liegt das Hauptaugenmerk auf den Punkten vorausschauendes und drehzahloptimiertes Fahren. Beide sind mit jeweils 30 Prozent gewichtet. "Es hat sich herausgestellt, dass die Ergebnisse so für alle am gerechtesten sind", sagt Wagner. Insgesamt können die Fahrer maximal 100 Punkte erreichen. Im Moment liege der Schnitt bei 70 bis 80 Zählern.Ihre Bewertung in den einzelnen Kategorien des Fahrverhaltens und ihren aktuellen Platz in der Pabst-Fahrerliga können die Chauffeure im Fahrzeug auf einem Samsung-Tablet einsehen. Die Telematikbox indes stammt samt Software von Trendfire und wird in Deutschland hergestellt. Disposition und Fuhrparkmanagement haben über das Telematikportal Zugriff auf die Daten.Eines fehlt dem System noch: ein direktes Online-Feedback, das den Fahrer gleich während der Tour über Fehler informiert und Verbesserungsvorschläge unterbreitet. "Daran arbeiten wir derzeit und hoffen, zum Jahresende fertig zu sein", so Wagner.Digitaler Trainer im AnmarschVon dem digitalen Coach soll der Fahrer die Tipps per Stimme erhalten, sodass der Blick auf die Straße und nicht auf das Telematiksystem gerichtet bleiben kann. Außer Ruhm und Ehre haben die Fahrer derzeit noch nichts von einem hohen Punktekonto oder der Tabellenführung in der Liga. Das soll sich aber ändern, Pabst plant monatliche Bonuszahlungen auf Basis der Fahrerbewertung.Nicht ganz 400.000 Euro hat Pabst in das Telematiksystem investiert, das neben der Fahrerbewertung auch die telematischen Standardaufgaben übernimmt. "Das Ergebnis ist die nach unserer Meinung beste Fahrerbewertung für heterogene Flotten, die am Markt verfügbar ist", sagt Pabst-Geschäftsführer Jochen Oeckler. Pabst Transport im ÜberblickDie Mischflotte ist komplett mit Telematik ausgestattetPabst Transport, gegründet 1953, wird in der dritten Generation von der Inhaberfamilie geführt. Der Logistikdienstleister verfügt über rund 25.000 Quadratmeter überdachte Lagerfläche und einen eigenen Fuhrpark mit aktuell rund 250 Lkw. Die Fahrzeuge stammen überwiegend von MAN und Volvo und sind alle mit Telematik ausgestattet.Die Leistungen decken alle Teilbereiche der Logistikkette ab, angefangen bei der Beschaffungslogistik über die Distributionslogistik bis hin zur Lagerung. Das Unternehmen mit Sitz im unterfränkischen Gochsheim beschäftigt 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen jährlichen Umsatz von rund 60 Millionen Euro erwirtschaften. Aktuell betreibt Pabst über ganz Deutschland verteilt neben der Zentrale 15 eigene Lkw-Standorte. sv

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