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Schichtdienst als Ursache für Unfälle an Stauenden

18.08.2016 11:20 Uhr
Schichtdienst als Ursache für Unfälle an Stauenden
Bei Unfällen mit Lkw an Stauenden gibt es immer wieder zahlreiche Tote 
© Foto: picture-alliance/dpa/Patrick Seeger

Vor allem im Sommer gibt es bei Unfällen mit Lkw an Stauenden immer wieder zahlreiche Tote – Ursachen sind häufig Übermüdung und Zeitdruck.

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Berlin. Die Zahl der Unfälle mit Lastwagen in den vergangenen Jahrzehnten rückläufig. Zwischen 1995 und 2014 ist die Zahl der jährlichen Unfälle mit Sattelzugmaschinen laut Statistischem Bundesamt zwar ungefähr von 5000 auf 7000 gestiegen. Die Zahl der Unfälle mit Lastwagen über 3,5 Tonnen hat sich im selben Zeitraum aber von rund 18.000 auf etwa 8000 verringert – dies trotz stetig wachsenden Verkehrsaufkommens auf den Autobahnen.
Nichtsdestotrotz fordern immer wieder Lastwagenunfälle an Stauenden Tote. Der Halt am Ende eines Staus gehört wohl zu den gefährlichsten Situationen, nicht nur auf deutschen Autobahnen. „Dass jetzt im Sommer häufiger solche erschütternden Dinge passieren, hängt natürlich auch mit der Zahl der Staus im Urlaubsverkehr und den vielen Baustellen zusammen“, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.

Klassisches Schichtdienstproblem
Als einen wesentlichen Grund für diese Unfälle sehen manche Experten die Arbeitsbedingungen im Fernverkehr. „Das ist ein klassisches Schichtdienstproblem“, sagt Verkehrspsychologe Christian Müller vom TÜV-Nord. „Der Tag-Nacht-Rhythmus ist bei Fernfahrern völlig durcheinander.“ Hinzu komme, dass die Fahrer selbst in den Ruhephasen auf den Rastplätzen nur selten ungestört schlafen könnten. „Das führt natürlich zur Tagesschläfrigkeit“, sagt Müller.

Die Sicherheit im Straßenverkehr und die der eigenen Mitarbeiter ist für die Speditionen aber auch eine Kostenfrage. „Der Druck ist immens und wird immer wieder an die Fahrer weitergegeben“, weiß Müller. Die Fahrzeiten seien deshalb oft am gesetzlichen Limit oder gingen sogar darüber hinaus. „Entweder sie lassen es darauf ankommen, erwischt zu werden, oder sie manipulieren ihre Karten.“ Laut Bundesamt für Güterverkehr wurden im vergangenen Jahr auf deutschen Straßen mehr als 500.000 Fahrzeuge kontrolliert. Bei jedem Dritten stellten die Beamten Verstöße gegen das Fahrpersonalrecht fest, unter das auch die Lenk- und Ruhezeiten fallen.

Assistenzsysteme können helfen
Dabei gibt es längst Technik, die die Gefahr solcher Unfälle trotz übermüdeter Trucker minimieren könnte. Ein Notbremssystem etwa warnt den Fahrer, wenn sein Lastwagen zu dicht auf ein davor fahrendes Fahrzeug auffährt. Reagiert er nicht, bremst das System selbstständig ab. Seit 2015 ist die Vorrichtung Pflicht in allen neu zugelassenen Sattelzügen ab einem Gewicht von acht Tonnen. Nachrüsten müssen alte Lastwagen aber nicht. „Es werden noch Jahre vergehen, bis das mal flächendeckend eingebaut ist“, glaubt Hölzel vom ADAC.

Überzeugt ist er von dem Ansatz auch aus anderen Gründen nicht: Die Assistenzsysteme lassen sich durch einen einfachen Griff ausschalten. Niemand zweifelt daran, dass das auch immer wieder geschieht. „Sonst könnten die LKW gar nicht so dicht hintereinander fahren.“ Ein weiteres Problem ist aus Hölzels Sicht, dass selbst im Falle eines eigenständigen Bremsmanövers das Fahrzeug nur um zehn Kilometer pro Stunde langsamer wird. „Besser wären 40 Stundenkilometer.“ So lasse sich der Ernstfall durch die Technik bislang kaum verhindern – und das Ende eines Staus bleibe lebensgefährlich. (dpa)

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