Kiew/Berlin. Nach wochenlangem Streit wollte die russische Regierung nicht länger auf das Einverständnis des Roten Kreuzes und der Regierung in Kiew warten. „Alle 280 Lastwagen sind auf die ukrainische Seite gefahren“, teilte die russische Zollverwaltung am Nachmittag mit.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko warf Moskau einen Bruch des Völkerrechts vor. Außenminister Pawel Klimkin kritisierte den „aggressiven Charakter“ des russischen Vorgehens.
Der umstrittene Hilfskonvoi setzte sich nach dem Passieren der Grenze in Richtung der Separatistenhochburg Lugansk in Bewegung. Russland hatte ursprünglich eingewilligt, die Leitung des Konvois dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zu übergeben. Das IKRK wollte aber nicht ohne Sicherheitsgarantien der Ukraine losfahren. Die Führung in Kiew verweigerte Garantien mit Hinweis darauf, dass das Gebiet zwischen der Grenze und Lugansk von Aufständischen kontrolliert werde.
Die Kolonne mit rund 2000 Tonnen Lebensmitteln war am 12. August in Moskau losgefahren und hatte danach tagelang an der Grenze gestanden. Von ukrainischer Seite war anfangs der Verdacht geäußert worden, in den Lastwagen könnten auch Waffen für die Separatisten versteckt sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird an diesem Samstag in Kiew erwartet. Sie will damit ein Zeichen der Unterstützung für die von Russland bedrängte Ukraine setzen. (dpa)