Rundumservice für die Runden

Zehn Actros hat Karl-Heinz Müller, Inhaber eines Hamburger Transportunternehmens, jüngst von der Mercedes-Vermiettochter CharterWay übernommen - inklusive Reifenservice. In seiner Mietrate sind Reifenwechsel und Pannendienst inbegriffen. "Als Unternehmer steht für mich vor allem die Wirtschaftlichkeit und Verlässlichkeit der Fahrzeugflotte im Fokus", sagt Müller, der als Subunternehmer für DB Schenker fährt. Weil Müller den CharterWay-Pannendienst bereits in Anspruch nehmen musste, hat sich für ihn der Reifenservice schon ausgezahlt. Jeder Lkw-Vermieter bietet ein solches Dienstleistungspaket für Reifen an. Der Mieter hat Anspruch auf Soforthilfe bei Pannen sowie auf Ersatz für verschlissene Pneus. Die Mietraten decken die Kosten für Notfalleinsatz und Austausch ab. Die entsprechenden Dienstleistungen kaufen die Vermieter bei Reifenherstellern und -händlern ein, welche flächendeckende Werkstattnetzwerke wie Euromaster (Michelin) oder Truckforce (Goodyear Dunlop) aufgebaut haben. Außerdem müssen die Vermieter Pannenabwickler wie den ADAC Truckservice engagieren. Das kostet. 20 bis 25 Prozent der Mietrate entfallen auf den Reifenservice, sagt Klaus Undeutsch, Account Manager von Fleet Company, einem Tochterunternehmen von TÜV Süd. "Bei Transportern macht der Anteil an der Monatsmiete 60 bis 70 Euro aus", hat der Experte anhand von Fallbeispielen ermittelt. "Bei 12-Tonnen-Fahrzeugen fallen 100 bis 150 Euro an, bei 40-Tonnern sind es sogar 165 bis 250 Euro." Weil Flotten nur sporadisch mit Pannen zu kämpfen haben, die Kosten pro Panneneinsatz den Vermietern zufolge 1000 bis 2000 Euro betragen und die Ausgaben für Reifenersatz leicht zu kalkulieren sind, könnten viele Mieter ihren Reifenservice mit eigenem Personal oder alternativen Anbietern kostengünstiger organisieren. "Es ist zu prüfen, ob sich der Reifenservice aus dem Mietvertrag herausverhandeln lässt", empfiehlt Undeutsch. Das ist leichter gesagt als getan. Viele Vermieter geben ihre Fahrzeuge ausschließlich mit Reifenservice ab, mancher Anbieter lehnt dessen Herausnahme ab. "Der Reifenservice ist fester Bestandteil unseres Fullservice", sagt Frank Hoffmann, Geschäftsführer von Multi-Truck-Center Rental. Rund 95 Prozent der Mieter übernehmen den Reifenservice ungefragt, berichten die meisten Vermieter. "Ausschließlich Kunden, welche selbst mit Reifen handeln oder eine Werkstatt betreiben, verzichten auf Pannendienst und Reifenersatz", versichert Michael Schittenhelm, Vertriebsleiter KLV-Rent. Das oberbayerische Unternehmen bietet Verträge, welche auf den Reifenservice ganz oder teilweise verzichten, an. Aber auch Herstellertöchter wie Scania Rent und MAN Rental lassen ihren Mietern die Wahl. Eine interessante Variante bietet CharterWay. Wer auf den Reifenservice verzichten will, schließt einen Service-Leasing -Vertrag ab. "Mit dieser Finanzierungsform erhält der Kunde ein nach seinen Vorgaben konfiguriertes Fahrzeug", sagt CharterWay-Sprecherin Sabrina Schäfer. Reifenhändler bieten Alternativen Vor allem für Mieter mit eigenen Fahrzeugen, die Dienstleistungen bei regionalen Reifenhäusern oder Flottenmanagementlösungen wie Conti360 (Continental) eingekauft haben, kann die Herausnahme sinnvoll sein. Dann müssen Unternehmer nicht für unterschiedliche Reifendienstleister zahlen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, auf welcher Basis die Lkw-Vermieter den Reifenservice kalkulieren. "Die weitaus meisten Reifen fahren zwischen 150.000 und 250.000 Kilometer", versichert Bernhard Gollan, Leiter Lkw-Vermietung von LVS Witteler. "Einzelne Untersätze schaffen weit über 400.000 Kilometer." Die Spannweite zeigt, dass bereits die Ermittlung von Durchschnittswerten schwerfällt. Auch kundenspezifische Faktoren wie Einsatzschwere oder Kilometerleistung können die Vermieter häufig nicht berücksichtigen. Genau hier sehen Flottenmanagementservices und regionale Reifenhäuser ihre Stärken. "Wir ermitteln die passenden Reifen, kalkulieren die voraussichtliche Lebensdauer und errechnen hieraus kilometerabhängige Raten", sagt Felix Bermer, Key Account Manager von Conti360. Viele regionale Reifenhäuser werben mit noch weitergehenden Services. Sie runderneuern Altreifen oder schneiden diese nach. Auch Felgendienstleistungen, Vorort-Services am Kundenstandort oder gar Übernahme von Halterhaftungen bieten manche Häuser an. "Solche Leistungen gibt es in Kombination mit Kaufverträgen", sagt Stefan Schwarz, Filialleiter von Reifen John. "Der Kunde kann hierbei zweistellige Rabatte in Anspruch nehmen." Selbstbeteiligung hilft sparen Wer den Service vom Vermieter nicht will, kann das Thema auch in die eigenen Hände nehmen. "Ausschließlich für Unternehmen, deren Fahrzeuge jeden Abend zum Standort zurückkehren, macht dies Sinn", gibt Christian Koch, Reifen-Chefgutachter von der Dekra, zu bedenken. Sein Rat: Für Reifen gibt es im Internet mittlerweile die gleichen Rabatte wie beim stationären Händler. Jeder Lkw-Vermieter bietet über Reifenservice hinaus, häufig eine Zusatzversicherung an (Reifen Care). Sie sichert gegen Reifenschäden ab, welche durch Bordstein-Überfahren, Platzer, Diebstahl und andere Vorfälle entstehen. Der Versicherer übernimmt die Kosten für Neureifen inklusive Montage. Abhängig von Fahrzeugeinsatz und Gewichtsklasse berechnen die Vermieter für solche Policen Tagessätze von ein bis zwei Euro. Bei einer Selbstbeteiligung sinken die Kosten. Jeder dritte Mieter nutzt diese Option Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Entscheidungshilfe Mieten oder selbst machen? - Für Fernverkehrs-Lkw empfiehlt sich der Reifenservice des Vermieters: Der Lkw ist so unterwegs gegen Pannen abgesichert. - Für regionale Verteilerverkehre gibt es Alternativen. Für Mieter, die auch eigeneLkw haben, ist der Reifenservice von örtlichen Reifenhäusern attraktiv, wenn sie über gute Einkaufskonditionen verfügen. Rabatte bis 40 Prozent sind möglich.- Prüfen Sie den Service solcher Anbieter. Können Reifenpannen im Umkreis von 100 Kilometern vor Ort repariert und Reifenwechsel am Firmensitz erledigt werden?- Ein hauseigener Reifenservice rechnet sich nur für Transportunternehmen mit Werkstatt, deren Lkw jeden Tag zum Firmensitz zurückkehren. Investitionen in Mitarbeiterqualifizierung und Werkstattausrüstung sind nötig.bot