Rufschädigung lässt sich versichern

Die Angst vor Skandalen beschert den Versicherern ein neues Geschäft: Schutz gegen den Shitstorm. Nach der Munich Re und einigen großen US-Versicherern ist in diesem Sommer auch der europäische Marktführer Allianz mit einer Anti-Skandal-Versicherung in das Geschäft mit dem "Reputationsschutz" eingestiegen. Laut dessen alljährlichem Risk Barometer zählen Imagekrisen inzwischen zu den zehn größten Unternehmensrisiken weltweit. Die Police "Allianz Reputation Protect" deckt Umsatzverluste ab, die Unternehmen durch rufschädigende Krisen erleiden. Auch die Kosten für taktische Maßnahmen wie Medienbeobachtung, Pressearbeit oder Anzeigenschaltung sind gedeckt. Außerdem enthalten: professionelle Beratung für das Krisenmanagement durch eine Kommunikationsagentur. Möglich sind Deckungssummen bis zu 25 Millionen Euro, von denen maximal 50 Prozent auf den Vermögensschaden entfallen können. Für Kunden bis zu fünf Milliarden Euro Jahresumsatz ist eine Deckung bis fünf Millionen anvisiert. Zielgruppe sind auch Mittelständler aus der Transport- und Logistikbranche. Umsatzverlust ist nur eine Auswirkung Die Folgen eines Skandals können über Umsatzverluste weit hinausgehen. Dazu zählen etwa sinkender Unternehmenswert, der Verlust von Kunden oder das Abwandern von Mitarbeitern. Zu den typischen Image-Gefahren zählen Hackerangriffe, Datenschutzverstöße oder Anschuldigungen wegen Sozialdumpings. Bei der Berechnung des finanziellen Schadens orientiert sich die Allianz nach eigenen Aussagen an dem bewährten Konzept aus der Betriebsunterbrechungs-Versicherung, mit dessen Hilfe der entgangene Gewinn nach Eintritt einer Reputationsbeeinträchtigung ermittelt wird. Wenn also ein Unternehmen infolge eines Krisenvorfalls weniger Produkte verkauft, so kann der innerhalb einer vereinbarten Haftzeit entstandene Ertragsausfall ab Beginn der Reputations-Beeinträchtigung erstattet werden. Der Versicherungsfall tritt ein, wenn der Leiter der Kommunikationsabteilung oder ein anderer Topmanager des Unternehmens ein Ereignis als kritisch für den Ruf des Unternehmens einstuft und diesen Vorfall der Allianz anzeigt. Um eine Reputationskrise zu erkennen, ist der Vergleich mit dem normalen Istzustand notwendig. Zur Berechnung von entgangenem Umsatz werden externe, neutrale Dienstleister herangezogen, etwa indem kalkuliert wird, wie der Geschäftsverlauf ohne Krisenereignis verlaufen wäre. Die Verträge passt die Allianz an die Bedürfnisse der Kunden an. Wichtig für die Risikoeinschätzung sind etwa die Bekanntheit von Marke und Unternehmen und deren Verletzlichkeit, die Branche und Vorgeschichte, Risikomanagement und Schadenhistorie. Die Mindestprämie liegt bei 25.000 Euro im Jahr. Nicht versicherbar sind Straftaten in der Chefetage. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Versicherung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Shitstorm aus dem Netz In früheren Jahrzehnten waren es in der Regel Ermittler oder Journalisten, die Skandale ans Tageslicht brachten. Inzwischen bricht sich häufig in den sozialen Netzwerken Empörung Bahn, bevor Medien oder Staatsanwälte ein Thema aufgreifen. Zudem machen es Facebook und Co. nahezu unmöglich, kompromittierende Nachrichten unter der Decke zu halten."Unternehmen sollten genau prüfen, inwieweit eine Absicherung ihrer Reputation sie im Ernstfall vor finanziellen Verlusten bewahren kann", rät deshalb Alexander Skorna vom Versicherungsmakler Funk. Wenn schlechte Presse oder ein Shitstorm im Internet den Ruf zu beschädigen drohen, sollten sie zudem schnell handlungsfähig sein.Im B2B-Segment ist aus der Erfahrung des Spezialisten für das betriebliche Versicherungs- und Risikomanagement auch die Transport- und Logistikbranche um eine nachhaltige Wahrnehmung bemüht: "Lange, intransparente Lieferketten öffnen hier die Tür für Reputationsschäden - beispielsweise durch Bekanntwerden von Kinderarbeit, mangelhaften Brandschutz, unmenschliche Arbeitsbedingungen oder Abholzung von Regenwäldern", erklärt Skorna. ag/dpa

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