Berlin. Die große Koalition hat sich nach dpa-Informationen auf den bisherigen Finanzvorstand Richard Lutz als neuen Bahn-Chef verständigt. Lutz soll bei der Bahn-Aufsichtsratssitzung am 22. März ernannt werden. Der 52-Jährige wird damit Nachfolger von Rüdiger Grube (65), der Ende Januar im Streit um eine Vertragsverlängerung überraschend zurückgetreten war. Lutz führt den Konzern nach dem Abgang Grubes bereits kommissarisch. Er ist seit 2010 Finanzvorstand bei der Bahn.
Eigentümer der Bahn ist der Bund. Nach dpa-Informationen einigten sich Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD), Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) auf die Personalie. Geplant ist neben der Ernennung von Lutz zum neuen Bahn-Chef nach dpa-Informationen auch ein Umbau des Konzernvorstandes. Damit solle die Digitalisierung und der Schienengüterverkehr aufgewertet werden, hieß es.
Sigrid Nikutta soll Schienengüterverkehr leiten.
Wie die Zeitung «Welt» unter Berufung auf Kreise des Bahn-Aufsichtsrats berichtete, ist der bisherige Siemens-Manager Siegfried Russwurm als neuer Technik-Vorstand vorgesehen. Russwurm hatte seinen Vertrag bei Siemens nicht verlängert und verlässt den Konzern Ende März. Er war auch als neuer Bahn-Vorstandschef im Gespräch. Die bisherige Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, ist laut „Welt” als neue Leiterin des Schienengüterverkehrs vorgesehen.
Der designierte neue Vorstandschef Lutz ist seit 1994 im Unternehmen. Er übernahm nach verschiedenen Stationen im Jahr 2003 den Bereich Konzerncontrolling, 2010 rückte er dann in den Vorstand auf. Als möglicher Nachfolger für Grube war auch der frühere Kanzleramtsminister und jetzige Bahn-Vorstand Ronald Pofalla genannt worden.
Die Grünen üben Kritik
Unterdessen hat der Grünen-Verkehrspolitiker Oliver Krischer die geplante Ernennung des bisherigen Finanzvorstands Richard Lutz zum neuen Chef der Deutschen Bahn kritisiert. „Die Benennung von Lutz zeigt die Perspektivlosigkeit, mit der die große Koalition das Thema Bahn weiter betreibt”, sagte Krischer der Deutschen Presse-Agentur. „Von Aufbruch keine Spur.”
Lutz stehe für die „Verwaltung des Status Quo” und nicht für einen Neuanfang für ein Unternehmen, das nachhaltige Mobilität als allererste Priorität ansehe. „Das Gewurschtel zwischen öffentlichem Auftrag und Weltlogistikkonzern geht weiter. Auf der Strecke bleibt der eigentliche Auftrag der DB: Umweltfreundliche und verlässliche Mobilität im Sinne der Kunden und Fahrgäste ermöglichen”, sagte Krischer.
Ende Januar hatte es bei der Bahn in einer Aufsichtsratssitzung Differenzen über die geplante Verlängerung des Vertrags von Grube gegeben. Dessen Vertrag lief ursprünglich noch bis Dezember. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats hatte es geheißen, Grube sei in der Sitzungsvorlage noch eine Vertragsverlängerung um drei Jahre bis Ende 2020 zugesichert worden. Der Vorstandschef habe dafür auf eine Gehaltserhöhung und auf eine Abfindung im Falle eines vorzeitigen Abgangs verzichtet. In der Sitzung habe man ihm dann aber doch nur zwei weitere Jahre als Vorstandschef geben wollen. Grube hatte dem Kontrollgremium vorgeworfen, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben und war zurückgetreten. (dpa/sno)