Renditen schmelzen

Bereits das abgelaufene Jahr 2019 war für viele Unternehmen in der Transportwirtschaft keines, über das man sich übermäßig gefreut hat. Von einem Einbruch der Transportnachfrage konnte zwar keine Rede sein. Aber: Zumindest in der Industrie war der Bedarf an Transportkapazitäten im Vergleich zu 2018 rückläufig. Mehr Dienstleister mit roten Zahlen Die Folgen dieser konjunkturellen Beruhigung haben die Transportdienstleister zu spüren bekommen. Das Geld sprudelte nicht mehr so üppig, und die Renditen sind dahingeschmolzen. Das geht aus einer Exklusiv-Umfrage der Verkehrs-Rundschau im Rahmen der VR-Index-Befragung (siehe Kasten links) hervor. Demnach hat sich der Anteil der Transportdienstleister, die 2019 rote Zahlen geschrieben hat, spürbar erhöht. Waren es 2018 noch 15,5 Prozent, so stieg dieser Wert 2019 auf 20,2 Prozent. Laut diesen Zahlen hat also jeder fünfte Dienstleister 2019 Verluste gemacht. Besonders besorgniserregend: Der Anteil der Unternehmen, bei denen das Minus mehr als drei Prozent betrug, hat deutlich zugenommen, und zwar von 2,8 Prozent (2018) auf 10,1 Prozent (2019) (siehe Grafik Seite 22). Und wohlgemerkt, auf diese Entwicklung hat die Krise aufgrund des Coronavirus noch so gut wie keinen Einfluss gehabt. Bestätigt werden diese Zahlen durch den neuen Marktbeobachtungsbericht, den das BAG (Bundesamt für Güterverkehr) letzte Woche veröffentlicht hat. Demnach haben sich reine Transportdienstleistungen im ersten Halbjahr 2019 "zunehmend margenschwächer" gestaltet. Zudem ist erstmals seit Langem die Zahl der Insolvenzverfahren im Wirtschaftszweig "Güterbeförderungen im Straßenverkehr" wieder gestiegen, und zwar laut BAG-Bericht im ersten Halbjahr 2019 um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch andererseits sind diese Zahlen kein Grund, branchenweit die Alarmglocken zu läuten, wie die Ergebnisse der VR-Befragung zeigen. Denn nicht für jeden Dienstleister war 2019 ein schlechtes Jahr. So hat sich der Anteil derjenigen erhöht, deren Umsatzrendite größer als fünf Prozent betrug, und zwar von 12,7 Prozent (2018) auf 21,8 Prozent (2019). Unter den "Besserverdienenden" dürften viele Unternehmen sein, die sich auf Logistikleistungen für den Handel spezialisiert haben. Denn dieser Branche ist es 2019 gelungen, ihren Umsatz um immerhin 3,2 Prozent zu steigern. Eine Krise gab es im Transportgewerbe aber auch deshalb nicht, weil in Summe deutlich mehr Dienstleister Gewinne bilanziert haben als Verluste. Auch das BAG hat in seiner Analyse festgestellt, dass es durchaus Logistikdienstleister gab, für die 2019 ein gutes Jahr war. "Logistikunternehmen mit spezialisierten Lösungen berichten im ersten Halbjahr 2019 erneut von einer positiven Entwicklung der Ertragslage", heißt es in dem BAG-Bericht. Nachfrage der Verlader zurückhaltend Aber dass 2019 dennoch ein eher durchwachsenes Jahr war, wird an den Aussagen der Verlader deutlich, die im Rahmen der VerkehrsRundschau-Umfrage sich zum Auftragsvolumen 2019 geäußert haben. Demnach gaben zwar 26,8 Prozent der Befragten an, dass ihr Auftragsvolumen für Transportdienstleistungen (Maßstab: Umsatz) gestiegen ist. Aber bei 31,7 Prozent war die Entwicklung genau entgegengesetzt, und das Volumen ist gesunken. 39,0 Prozent haben keine Veränderung festgestellt. Im Rahmen der Umfrage haben die Dienstleister und Verlader auch einen Blick in die Glaskugel gewagt und sich zur Entwicklung der Renditen beziehungsweise des Auftragsvolumens für 2020 geäußert. Die Daten wurden im Februar/Anfang März erhoben. Das bedeutet, dass die Folgen der Corona-Krise im Ausland, vor allem in China, bereits in die Bewertung mit eingeflossen sein dürften, nicht jedoch das Ausmaß der Krise in Deutschland. Eine deutliche Mehrheit der Transportdienstleister rechnet 2020 damit, Gewinne einzufahren (62,3 Prozent). 18,8 Prozent prognostizieren eine Umsatzrendite um die null Prozent. Immerhin 8,7 Prozent gehen sogar davon aus, dass sie mit einem Minus aus dem Jahr 2020 gehen werden. Das ist ein relativ hoher Wert, weil die meisten Unternehmen natürlich am Markt antreten, um Profit zu machen. Von Zuversicht nicht mehr viel zu spüren Der Vergleich mit den Daten des letzten Jahres zeigt, dass von der Zuversicht der Dienstleister nicht mehr so viel zu sehen ist. Denn 2019 lag der Anteil der Unternehmen, die sich für die laufenden zwölf Monate auf einen Verlust eingestellt haben, bei nur 5,6 Prozent. Entsprechend höher war der Anteil derjenigen, die mit Gewinnen kalkuliert hatten. Damals waren das 73,2 Prozent. Und wie schätzen die Verlader die Lage für 2020 ein? Bei ihnen hält sich der Optimismus in Grenzen. 34,1 Prozent der Befragten gehen von einem steigenden Auftragsvolumen bei den Transportdienstleistungen (gemessen am Umsatz) für 2020 aus. Mit 29,3 Prozent ist der Anteil derjenigen, die mit einem sinkenden Volumen rechnen, fast gleich hoch. Die meisten Befragten (36,6 Prozent) gehen davon aus, dass sich im Vergleich zu 2019 nichts ändern wird und das Volumen nahezu konstant bleibt. Doch wird man genau beobachten müssen, wie sich der Markt angesichts der Corona-Krise 2020 weiterentwickelt. Größere Einbußen scheinen kaum vermeidbar. Die Ergebnisse der jetzigen Befragung zeigen jedoch, dass auch ohne diese Krise die Dienstleister zunehmend unter Druck geraten. Mehr zum Thema finden Sie unter #FragedesQuartals www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die Verkehrs-Rundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben Fach- und Führungskräfte von 69 Logistikdienstleistern und 41 Verladern an der vom Marktforschungsinstitut Kleffmann durchgeführten Untersuchung teilgenommen. cd Plattform für Kennzahlen Mehr Daten zum VR-Index: Unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und Verlader Zahlreiche weitere Kennzahlen können Logistikdienstleister und Verlader unter www.verkehrsrundschau-plus.de/ kennzahlen abrufen. Dazu gehören beispielsweise die Standzeit von Lkw an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Daten hat das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann für die VerkehrsRundschau (VR) erhoben. Dazu bietet die VR auf dem Portal weitere wichtige Zahlen rund um den Transportmarkt an, die jedes Quartal aktualisiert werden und die viele Leser für Benchmark-Analysen nutzen. Zudem gibt es dort Daten zu den aktuellen Preisen von Paletten, die von Swoplo zur Verfügung gestellt werden, sowie die Gehälter nach Berufsgruppen, die von BirdieMatch erhoben wurden. cdMehr zum VR-Index für Abonnenten unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen

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