Hamburg. Vor dem Hintergrund, für einen stärkeren Klimaschutz im Schiffsverkehr zu sorgen, hat die globale Schifffahrtsindustrie den Vorschlag unterbreitet, selbst einen weltweiten Forschungs- und Entwicklungsfonds aufzubauen. Die Schifffahrt solle sich so „möglichst schnell zu einem kohlenstofffreien Verkehrsträger“ wandeln. Der Fonds in Höhe von etwa fünf Milliarden US-Dollar soll durch Schifffahrtsunternehmen in aller Welt über einen Zeitraum von zehn Jahren finanziert werden, teilte der Verband Deutscher Reeder (VDR) mit. Präsentiert wird die Initiative unter anderem vom internationalen Schifffahrtsverband ICS (International Chamber of Shipping), deren Mitglied der VDR ist.
Die Initiative sieht unter anderem den Aufbau einer nichtstaatlichen Entwicklungs- und Forschungsorganisation vor, um den Weg der Schifffahrt zum ersten treibhausgasfreien Verkehrsträger zu ermöglichen. Der Fonds soll mit knapp fünf Milliarden US-Dollar ausgestattet werden, finanziert durch Schifffahrtsunternehmen in aller Welt. Ziel des Fonds sei die „Beschleunigung der Entwicklung kommerziell nutzbarer Schiffe ohne Treibhausgas-Emissionen zu Beginn der 2030er-Jahre“.
Branche muss CO2-Emissionen bis 2050 halbieren
Weltweit werden etwa 90 Prozent aller Waren per Schiff transportiert. Gleichzeitig ist die Schifffahrtsindustrie laut VDR für ungefähr zwei Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich. Um die CO2-Reduzierungsziele zu erreichen, muss die Schifffahrt ihre globalen CO2-Emissionen absolut im Vergleich zu 2008 bis 2050 mindestens halbieren, unabhängig von der Zunahme des Welthandels. Das bedeutet, dass eine enorme Effizienzsteigerung für Schiffe nötig ist.
Kritik an dem Vorschlag eines Milliardenfonds der Schifffahrt für Forschung zur CO2-Reduzierung kam umgehend von den Grünen. Die Bundestagsabgeordnete Claudia Müller, Sprecherin für maritime Wirtschaft, sagte dazu: „Der Vorschlag der Reeder mag gut gemeint sein. Er reicht aber nicht im Ansatz aus, um die Schifffahrtsbranche auf echten Klimaschutzkurs zu bringen. Die auf den ersten Blick imposanten Gelder sind in Anbetracht des tatsächlichen Investitionsbedarfes ein Tropfen auf den heißen Stein.“ In der Schifffahrt brauche es laut Müller „zügig verbindliche und effektive Lösungen“, die sowohl die Fracht- als auch die Kreuzfahrtschiffe sauberer machen und international zum Standard werden müssen. (tb)