Warschau. Die Kosten für die Nutzung der Bahninfrastruktur für Logistiker stehen in einem krassen Missverhältnis zu den Gebühren für Straßentransporte. Laut Berechnungen des polnischen Verbandes Unabhängiger Bahn-Transporteure (ZNPK) sind sie bis zu zwanzig Mal höher. Damit gehöre die Beförderung von Personen und Gütern in Polen zu den teuersten in ganz Europa.
Der Verband sieht in der Monopolstellung des für das Schienennetz zuständigen staatlichen PKP PLK den Hauptgrund für diese Fehlentwicklung. Mitverantwortlich sei auch die jahrelange Politik „pro Straße“. Während der Straßentransport sich seit dem EU-Beitritt Polens 2004 verdoppelte und das Bruttoinlandsprodukt um etwa 50 Prozent stieg, tritt der Schienentransport fast komplett ohne Wachstum auf der Stelle. Notwendig sei nun eine spürbare Senkung der Gebühren für Schienentransporteure, um diese auch nur annähernd konkurrenzfähig zu machen im Wettbewerb mit Spediteuren, die Waren per Lkw befördern, sagte Michał Litwin vom ZNPK.
Nach den Erfahrungen des Verbandes gehe es 99 Prozent der Kunden von Bahnspediteuren um einen niedrigen Preis. Wenn aber ein Teil der Straßen, im Gegenzug jedoch jeder Bahnkilometer mit Gebühren belegt werde, sei ein Wachstum beim Schienen-Cargo im Prinzip von Anfang an ausgeschlossen. Der ZNPK führt als Extrembeispiel einen Transport von 70 Lkw voller Baustoffe von Nord- nach Südpolen an, der mit der Maut von ViaTOLL umgerechnet unter 200 Euro kostet, für den die Bahn aber gut 3500 Euro berappen müsste. (mk)