Nürnberg. Im Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt ist eine neue Projektgruppe „Cargo“ gegründet worden, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Frachtdieben und Planenschlitzern das Handwerk zu legen. Ziel ist es dabei, an die Hintermänner heranzukommen. Das gab der Leiter der Projektgruppe Cargo, Guido Sünnemann, letzte Woche auf einer Veranstaltung der IHK Nürnberg, der SGKV (Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr) und der Bayernhafen Gruppe bekannt.
Die Wirtschaft kritisiert schon seit Jahren, dass die Polizei sich nicht abstimmt bei der Bekämpfung von Ladungsdiebstahl. Zuständig dafür sind die jeweiligen Behörden in den Bundesländern. Doch jedes Land hat sich unterschiedlich organisiert. Die Folge: Es gibt keine bundesweiten Zahlen zum Frachtdiebstahl. Und in jedem Land sind andere Einrichtungen der Polizei dafür verantwortlich, weshalb eine länderübergreifende Zusammenarbeit bislang nur unzureichend erfolgt.
"Die Polizei hat das Thema Frachtdiebstahl verschlafen"
Sünnemann kündigte in Nürnberg Maßnahmen an, die eine klare Kampfansage an die Kriminellen sind und mit denen sowohl die Dokumentation wie auch die Verbrechensbekämpfung verbessert werden sollen. Er zeigte sich selbstkritisch, was die bisherige Tätigkeit der Polizei angeht. „Die Polizei hat das Thema Frachtdiebstahl verschlafen“, bekannte er und nannte Gründe: „Ladungsdiebstahl oder Planenschlitzen ist kein sexy Crime.“ Es handele sich um eine Kriminalität, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen würde.
Zuständigkeitswirrwarr bei der Polizei erfreut die Täter
Ziel des Abteilungsleiters im LKA Sachsen-Anhalt ist es, das Problem an den Wurzeln zu packen. Dafür sind Sünnemann und sein Team Spezialisten. Sie sind zuständig für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, Wirtschaftskriminalität und Korruption. Sünnemann übte Kritik an den bisherigen Strukturen: „Die Täter freuen sich über ein solches Zuständigkeitswirrwarr.“ Seine Projektgruppe drängt jetzt darauf, dass nur noch eine Staatsanwaltschaft pro Land zuständig ist und dass die Ermittlung gegen Frachtdiebstahl in allen Bundesländern von den Landeskriminalämtern übernommen wird. „Vor Ort werden wir immer nur die Arbeitsebene der Verbrecher wegfischen. Ich will aber an die Syndikate heran, an die Wurzeln“, sagte Sünnemann.
Die Chancen, dass es in den Bundesländern zu einer solchen Struktur kommt, stehen gut. Denn auch das Bundesverkehrsministerium (BMVI) macht Druck. So lautet im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik des BMVI eine Maßnahme zur Stärkung des Logistikstandortes Deutschland das Entgegenwirken von Diebstählen im Transportbereich. Dazu gehört, dass es ein Arbeitskreis Sicherheit im BMVI gibt an dem Wirtschaftsvertreter teilnehmen, dem auch Sünnemann angehört und in dem über Maßnahmen zur Erreichung des angestrebten Zieles gesprochen wird. Auch daran haben sich eine Landeskriminalämter beteiligt.
Vorher die Täter kommen und wie sie vorgehen
Wie die Kriminellen bei Frachtdiebstahl vorgehen und vorher sie kommen: Auch das verriet Sünnemann. Lesen Sie dazu einen ausführlichen Bericht in der VR 9/2018 vom 2. März 2018 beziehungsweise für VR-Abonnenten im E-Paper (online ab Freitag, 2. März 2018).