Optimismus perlt an den Frachtraten ab

In Deutschland hat man es ja nicht so mit Superlativen. Aber wie sollte man die Lage bezeichnen, wenn in den Chefetagen von Deutschlands Unternehmen die Stimmung so gut ist wie seit Juli 2011 nicht mehr? Oder wenn die Arbeitslosenquote im März stärker rückläufig ist als die letzten Jahre und damit so viele Menschen Beschäftigung haben wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr? Von einem Boom zu sprechen, das traut man sich im nüchtern denkenden Deutschland nicht. Aber die Zahlen deuten zumindest darauf hin, dass es derzeit "läuft" in Deutschlands Unternehmen. So hat sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage im März 2017 ermittelt durch das Ifo-Institut auf ein neues Rekordhoch seit 1991 verbessert. Im Transportgewerbe kommt dieser Aufschwung auch an - aber man ist versucht zu sagen, nur zum Teil. Immerhin hat es bei der Entwicklung der Frachtraten im ersten Quartal 2017 eine durchaus beachtliche Steigerung von 0,74 Prozent gegeben, wie die Zahlen des VerkehrsRundschau-Index - der aktuellste Index für den Straßentransport in Deutschland - für das erste Quartal 2017 zeigen. Die Steigerung um 0,72 Prozent ist für sich betrachtet nicht außergewöhnlich hoch, liegt aber über dem Durchschnitt der letzten Quartale. Hinzu kommt, dass in der Regel das erste Quartal eines Jahres immer sehr aufkommensschwach ist und die aufgrund der Witterung eher schwache Nachfrage dazu führt, dass darunter auch die Preise leiden. Nicht so 2017: Der Anstieg um 0,72 Prozent ist der höchste in einem ersten Quartal seit 2011. Zudem kann man festhalten, dass das erste Quartal den Transportdienstleistern eine durchaus zufriedenstellende Auslastung beschert hat. Bei der Hälfte der befragten Dienstleister und Verlader hat sich das Sendungsaufkommen gegenüber dem vierten Quartal 2016 nicht verändert. 29,1 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihre Mengen gesunken sind. Aber immerhin hatten 22,4 Prozent ein höheres Volumen zu verzeichnen. Das erste Quartal 2017 ist somit gegenüber dem Vorquartal zwar etwas schwächer ausgefallen, aber längst nicht so stark eingebrochen, wie man es hätte vermuten können. Dieselpreise steigen wieder Dass die Frachtraten gestiegen sind, hat aber womöglich auch damit zu tun, dass sich Diesel in den letzten Monaten verteuert hat, und zwar durchaus beträchtlich. Im Januar und Februar lag der Dieselpreis bei Abgabe an Großverbraucher bei über 92,5 Euro pro Hektoliter. Im Jahr 2016 musste für 100 Liter Diesel mit durchschnittlich 83,65 Euro deutlich weniger hingeblättert werden. Und weil sich Veränderungen beim Dieselpreis häufig erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung bemerkbar machen, könnten die höheren Treibstoffkosten ein Grund sein, warum jetzt für Lkw-Frachtraum im ersten Quartal mehr Geld gezahlt werden musste. Interessant ist der Jahresvergleich: Die Frachtraten sind demnach nämlich nur um 0,48 Prozent von 121,56 Punkte auf 122,14 Punkte gestiegen. Transporte haben sich also auf Zwölf-Monats-Basis nur geringfügig verteuert. Auch hier lohnt ein Blick zu den Dieselpreisen: Denn sie sind in diesem Zeitraum um mehr als 20 Prozent gestiegen. Da im Fernverkehr die Kraftstoffkosten in etwa 25 Prozent ausmachen, bedeutet dies, dass alleine der Anstieg der Kraftstoffkosten zu einer Erhöhung der Gesamtkosten um fünf Prozent geführt hat. Wobei man auch erwähnen sollte, dass die Dienstleister im ersten Quartal 2016 von einem außergewöhnlich günstigen Diesel profitiert haben. Weniger musste man davor zuletzt im zweiten Quartal 2004 für Treibstoff zahlen. So zwiespältig also die Entwicklung des VR-Index im ersten Quartal 2017 war (einerseits unerwartet hoch, andererseits nicht annähernd ausreichend, um die gestiegenen Treibstoffkosten der letzten zwölf Monate zu decken), so zwiespältig fallen auch die Erwartungen für die kommenden drei respektive zwölf Monate aus. Was die Aufkommensentwicklung betrifft, spiegelt sich der derzeitige Optimismus in der Wirtschaft auch in den Erwartungen für das künftige Transportaufkommen wider. Allerdings verwundern die positiven Zahlen auch nicht wirklich, weil mit dem schwachen ersten Quartal eines Jahres als Basiswert die Erwartungen in den ersten drei Monaten in der Regel immer besser ausfallen. Fast 40 Prozent der befragten Unternehmen gehen von steigenden Mengen für das zweite Quartal aus. Zum Vergleich: Im vierten Quartal hatten nur 21,4 Prozent ein höheres Volumen für das nachfolgende Quartal prognostiziert. Insgesamt rechnen die Befragten im zweiten Quartal mit einem Volumenplus von respektablen 3,5 Prozent, wobei die Verlader sich etwas optimistischer zeigen als die Dienstleister (siehe die zwei Säulen ganz links in der Grafik unten "Aufkommensentwicklung"). Optimistischer Ausblick bei den Mengen Nicht ganz so zuversichtlich sind Verlader und Dienstleister bei ihren Prognosen für die kommenden zwölf Monate. Wenig überraschend ist, dass die Verlader die Lage mit einem Wachstum des Versandvolumens von 2,6 Prozent besser beurteilen als die Dienstleister (1,9 Prozent). Das deckt sich mit den Umfragen des Ifo-Instituts aus dem März 2017: Auch dort fallen die Erwartungen der Transportunternehmen im Straßengüterverkehr wie auch die der Speditionen nicht so positiv aus wie die der Wirtschaft insgesamt. Es hat den Anschein, als sei die Stimmung unter den Logistikdienstleistern generell etwas gedämpfter als bei Industrie und Handel. Das kann auch damit zusammenhängen, dass die Profiteure des Wachstums womöglich Logistikdienstleister aus dem Ausland sind und daher an den hiesigen Anbietern das Wachstum im Transportmarkt zumindest zum Teil vorbeiläuft. Diese Einschätzung wird von der neuesten Mittelfristprognose, die das Bundesverkehrsministerium halbjährlich in Auftrag gibt, bestätigt (siehe Seite 14). Spannend ist aus Sicht der Dienstleister wie auch aus Sicht ihrer Auftraggeber, mit welcher Entwicklung der Frachtraten in den nächsten Monaten zu rechnen ist. Für das zweite Quartal gehen die befragten Dienstleister und Verlader von einem Zuwachs in Höhe von 0,4 Prozent aus. Damit würde das Plus geringer ausfallen als im ersten Quartal - obwohl die befragten Unternehmen von einem deutlich höheren Aufkommenswachstum ausgehen. Für die kommenden zwölf Monate rechnen die Unternehmen ebenfalls mit einem Anstieg der Frachtraten. Mit 0,9 Prozent (Dienstleister) beziehungsweise 1,2 Prozent (Verlader; siehe Grafik "Frachtratenentwicklung" Seite 26) fallen die Erwartungen jedoch sehr gedämpft aus. Für die Dienstleister sind das angesichts geringer Renditen eher schlechte Aussichten. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Drohen wieder schrille Töne? Ja, zugegeben, dieses Lied von den schlechten Preisen, das die Transportdienstleister singen, ist alt. Seitdem die Tarife abgeschafft wurden, wird es gesungen - mindestens. Und auch wenn nicht jeder Dienstleister in diesen Chor einstimmt (weil er aber längst in einem anderen Genre unterwegs ist und zum Beispiel Logistikdienstleistungen anbietet und damit (gutes) Geld verdient), ist dieses Lied nicht deshalb falsch, nur weil es so häufig zu hören ist.Dass 2015 und 2016 die Lautstärke ein wenig abgedimmt wurde, hat mit zwei Faktoren zu tun: Zum einen sorgt eine florierende Konjunktur für eine gute Auslastung bei vielen Unternehmen, sodass sich die anfallenden Kosten besser auf die Sendungen verteilen lassen. Zum anderen sind die Dieselpreise ordentlich in den Keller gerutscht und haben - trotz Dieselfloater - ein wenig Druck vom Kessel genommen.Doch zumindest bei den Dieselpreisen ist eine Wende zu beobachten. Es pfeift wieder aus dem Topf. Wenn jetzt auch noch die Nachfrage einbrechen sollte, dürften die Töne aus dem Transportgewerbe wieder ziemlich schrill werden. cd Einmalige Benchmark-Analyse Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Wollten Sie schon immer mal wissen, wo Sie mit Ihren Frachtraten stehen? Werfen Sie als Verlader Geld zum Fenster hinaus und zahlen Sie zu viel im Vergleich zu den regulären Marktpreisen? Bekommen Sie als Transportdienstleister weniger Geld als Ihre Kollegen und sollten daher höhere Preise durchsetzen? Wenn Sie auf diese Fragen Antworten suchen, machen Sie jetzt beim VerkehrsRundschau-Index mit. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos. Sie erhalten eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen. Zudem wird Ihre Teilnahme mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen. Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, das Ihnen Anonymität garantiert (Sonja Gartzke, Tel.: 02591/9188-313). cdMehr Infos unter: www.verkehrsrundschau.de/index

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