Offen für jeden Transporteur

Mehr Sicherheit in der Transportkette: Das ist das Ziel des "Trusted Carrier", ein System, das dem Verlader eine bessere Transportqualität garantieren soll. Im Oktober 2015 hatte der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) gemeinsam mit der Transfrigoroute den Trusted Carrier vorgestellt. Damals fiel auch der Name "Bekannter Transporteur". "Die Transporte sind jedoch zunehmend international. Deshalb haben wir uns auf den englischen Namen geeinigt", sagt Karlheinz Schmidt, geschäftsführendes Präsidialmitglied im BGL. Viel wichtiger als die Namensgebung sind die Inhalte. Da hat es einige Änderungen gegeben, auf die sich die Beteiligten - Verbandsvertreter wie auch Spediteure und Verlader, vornehmlich aus der Lebensmittelbranche - Anfang April auf einem Treffen in der BGL-Zentrale geeinigt haben. "Es können auch Fuhrunternehmen Trusted Carrier werden, die nicht BGL-Mitglied sind", nennt Schmidt eine wichtige Neuerung. Ursprünglich war angedacht, dass nur Mitglieder des BGL, der Transfrigoroute und Unternehmen im Ausland, die über einen Landesverband Mitglied in der IRU (International Road Transport Union) sind, teilnehmen können. Doch wurden Zweifel laut, ob die Marktabdeckung alleine über Verbandsmitglieder ausreichend ist. "Mit der neuen Regelung konnten diese Zweifel beseitigt werden", sagt Thomas Pütter, der als Vertreter der Spedition Kraftverkehr Nagel an dem Treffen teilgenommen hat. Es wird dann allerdings unterschiedliche Eintrittsbedingungen geben: Wer Mitglied in einem der genannten Verbände ist, muss pro Fahrzeug und Monat zwei Euro Verwaltungsgebühr zahlen. Für ein Nicht-Mitglied wird es hingegen teurer: Er muss die Kosten für die Zertifizierung übernehmen und eine einmalige Aufnahmegebühr von 300 Euro entrichten. Zudem wird pro Lkw ein Jahresbeitrag von 35 bis 40 Euro fällig. "Die genauen Konditionen stehen noch nicht fest", sagt Schmidt. Für den Verlader ist die Teilnahme kostenfrei. Mindestlohn muss gezahlt werden Zudem haben die Akteure vereinbart, den Anforderungskatalog an den "Trusted Carrier" zu erweitern. Neben der Einhaltung technischer Mindeststandards soll dazu die Zahlung des Mindestlohnes in Deutschland gehören. Der Frachtführer verpflichtet sich dazu, dass der Mindestlohn gezahlt wird. "Das bedeutet mehr Sicherheit für die Auftraggeber", hofft Pütter. Für Speditionen wie Kraftverkehr Nagel ist das deshalb von Bedeutung, weil sie nicht nur als Transporteur auftreten, sondern auch Frachten an Unternehmen vergeben und somit in die Rolle des Frachtführers schlüpfen. Pütter sieht zwei Herausforderungen, die der Trusted Carrier meistern muss, wenn er im Markt bestehen soll. "Es muss so schnell wie möglich eine kritische Masse bei den Teilnehmern erreicht werden. Denn das System wird nur funktionieren, wenn es auf beiden Seiten mit Leben gefüllt wird." Dabei komme es nicht auf die Anzahl der Unternehmen an. "Gerade auf der Verladerseite ist es wichtig, dass die richtigen Unternehmen dabei sind. Machen Unternehmen mit einer entsprechend hohen Bedeutung im Markt mit, folgen die anderen automatisch", prophezeit Pütter. Damit hängt die zweite große Herausforderung zusammen. "Der Trusted Carrier muss sich auch international durchsetzen", so die These von Pütter. Schäden und Diebstahl seien weniger im Nahverkehr, sondern eher auf internationalen Routen zu beobachten. Hier sind viele ausländische Frachtführer im Einsatz. Bei dem Treffen in Frankfurt waren auch Vertreter des polnischen Verbandes dabei, die laut Schmidt "ein großes Interesse gezeigt haben". Außerdem werde das Thema über die IRU in viele weitere Landesorganisationen getragen. Kraftverkehr Nagel wird eines der Pilotunternehmen sein, die an dem Versuch teilnehmen. "Wenn unsere Kunden den Trusted Carrier wünschen, würden wir unseren gesamten Fuhrpark dafür anmelden, da ansonsten der Aufwand der Disponenten zu hoch ist, nur die Lkw herauszufiltern, die wir gemeldet haben", sagt Pütter. Er ist optimistisch, dass sich der Trusted Carrier durchsetzt, weil sich bereits einige Verlader positiv geäußert hätten. Zu diesen Verladern zählen die Schwartauer Werke. "Wir unterstützen das Projekt des Trusted Carrier", sagt Frank Freitag, Bereichsleiter Logistik bei dem für seine Marmelade bekannten Lebensmittelhersteller. Er erhofft sich eine Qualitätsverbesserung: "Wir und unsere Dienstleister arbeiten zwar nach dem IFS 6.0 Food Safety-Standard. Aber der Transport war bislang immer eine nicht einfach zu kontrollierende Schnittstelle. Mit dem Trusted Carrier könnte dies jetzt behoben werden." Bestandteil in Ausschreibungen Freitag befürchtet nicht, dass das neue Siegel zu Preissteigerungen führen könnte. "Die zu zahlende Gebühr ist überschaubar. Und Leistungen wie ein technisch einwandfreies Fahrzeug, eine saubere Dokumentation oder ein zuverlässiger Frachtführer sind heute schon fester Bestandteil der Vereinbarung." Er glaubt auch nicht, dass die Auswahl der Dienstleister eingeschränkt wird. "Wer am Spotmarkt einkaufen will, wird und kann das nach wie vor. Wir werden auch zukünftig nur Dienstleister einsetzen, die eine hohe Qualität gewährleisten. Dieses Gütesiegel hilft uns bei der Auswahl der richtigen Partner und für den Partner lohnt sich damit diese Investition in eine sichere Prozess- und Transportkette." Freitag kündigt daher auch an: "Wenn das System wie angedacht funktioniert, werden wir den Trusted Carrier als Anforderung in unseren Ausschreibungen verankern." Auch Pütter zeigt sich zuversichtlich. Er hat aus der Verladerschaft wie auch aufseiten von Kollegen aus anderen Speditionen positive Rückmeldungen gehört. Ist dann derjenige, der nicht als Trusted Carrier registriert ist, künftig raus aus der Transportkette der Markenartikler? "Das ist das Ziel bei hochwertigen und sensiblen Produkten: Dass ein nicht registrierter Dienstleister es künftig schwer hat", sagt Pütter. Der Fahrplan für den Trusted Carrier Im Herbst 2016 soll der Startschuss für das System fallen Jetzt wird es ernst für den Trusted Carrier. Die Datenbank, in der die Transportunternehmen Angaben zu ihrem Betrieb und ihren Fahrzeugen machen, steht. Erste "Trockenübungen" dazu haben bereits stattgefunden. In den kommenden Tagen soll dann die Testphase mit Fahrzeugen und den Daten der Verlader folgen, bei der ausgesuchte Spediteure und Verlader mitmachen. Wenn dann das System läuft und die Abläufe getestet worden sind, kann der endgültige Start beginnen." Im Herbst können sich die Unternehmen dann registrieren", sagt BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt. Parallel dazu soll über Veranstaltungen und Flyer die Werbetrommel für den Trusted Carrier gerührt werden. cd