Brindisi. Die Ermittlungen zum Unglück auf der Norman Atlantic, die am 28. Dezember 2014 auf dem Seeweg von Griechenland nach Ancona in Flammen aufging, gestalten sich problematisch: Die Blackbox der Fähre konnte zwar geborgen werden, doch genauere Erkenntnisse zur Unglücksursache gibt es weiterhin nicht. Die Audiodaten, die sich auf der Festplatte der Blackbox befinden müssten, konnten bislang nicht wiederhergestellt werden, da das Plastikgehäuse aufgrund der enormen Hitzeentwicklung an Bord geschmolzen ist und so die Magnetplatte beschädigt hat. Die Hersteller der Box versuchen nun, wenigstens ein paar der Daten zu rekonstruieren, doch viel Hoffnung bleibt nicht.
Weitere Probleme gibt es bei der Inspektion des Unglücksortes: Die Fahrzeugbrücken 3 und 4 des Schiffes konnten noch immer nicht betreten werden, sind von den Wracks völlig verbrannter Fahrzeuge blockiert. Doch ausgerechnet hier könnten sich weitere Opfer befinden. 11 Todesopfer konnten seit dem Unglück geborgen werden, 18 Personen – darunter zwei italienische LKW-Fahrer – gelten weiterhin als vermisst. Hinzu kommt eine nicht abschätzbare Anzahl möglicher illegaler Einwanderer an Bord. Diese These wird auch durch den Fund zweier völlig verkohlter Leichen gestützt, die keinem der Vermissten zugeordnet werden konnten und bei denen es sich außerdem auch nicht um zwei blinde Passagiere (Mutter und Sohn) handelt, die sich laut Angaben von Verwandten in Deutschland an Bord der Norman Atlantic befunden haben sollen.
Bis die Zugänge zu den Brücken 3 und 4 geöffnet werden können, vergehen möglicherweise noch mehrere Wochen. Zwar ermittelt die Staatsanwaltschaft Bari weiterhin gegen sechs Personen, doch auch hier sind die Ermittlungen aufgrund der fehlenden Erkenntnisse zur Unglücksursache ins Stocken geraten. (nja)