Neuer Komplettschutz für Logistiker

Historisch: Mit diesem Schlagwort umreißen Rainer Witzel, der Geschäftsführer des Münchner Versicherungsmaklers Schunck, und Ralph Eisenhauer, Vorstand der Ergo-Versicherung für das Individualgeschäft, ihr neues Produkt. "Was wir geschaffen haben, ist in Qualität und Quantität ein Meilenstein", verspricht der eine. "Die beiden Häuser arbeiten seit 1927 zusammen - die Ergo-Versicherung damals noch unter dem Namen Victoria-Versicherung - und haben nach der Transportrechtsreform zum Ende der 90er-Jahre nun erstmals wieder ihre Kompetenzen in einem großen Projekt gebündelt", ergänzt der andere. Die Rede ist von einer neuen All-Inclusive-Police für Spediteure, Transporteure und Logistiker, die Schunck und Ergo ab dem 1. Januar 2017 zusammen anbieten. Ob sie wie angepriesen noch in mehreren Jahren von sich reden macht, muss die Zukunft zeigen. Zumindest gegenwärtig machen die beiden Partner damit ein ernsthaftes Gegenangebot zur verbreiteten Kravag-Logistic-Police. Das Paket umfasst vier Module Der Komplettschutz heißt SchunckLOG. Er richtet sich an kleine und mittlere Betriebe, besteht aus vier Modulen und deckt abgesehen vom Fuhrpark die wichtigsten Risiken im Güterverkehr ab. Die Police umfasst eine Verkehrshaftungs-, eine Betriebshaftpflichtund eine Sachversicherung sowie eine Versicherung gegen Cyber-Crime, also Computer- und Internet-Kriminalität. Grundmodul ist die Verkehrshaftungsversicherung. "Sie ist Pflicht, um die Schunck-LOG abschließen zu können", sagt Schunck-Geschäftsführer Witzel. Die übrigen drei Module können Kunden aus dem Transport- und Logistikgewerbe beliebig ergänzen und kombinieren. Alle sind aufeinander abgestimmt. Somit sei die Gefahr von Deckungslücken an den Schnittstellen zwischen Verkehrshaftungs- und Betriebshaftpflichtversicherung weitgehend ausgeschlossen. Dies komme vor allem bei Dienstleistungen vor, die Verlader an Transporteure und Logistiker auslagern. Lücke im Versicherungsmarkt schließen Die Kombination aus Verkehrshaftungs-, Betriebshaftpflichtversicherung - ergänzt um weitere Module - haben auch andere Anbieter im Portfolio. Die Macher von Schunck und Ergo sehen nichtsdestotrotz einen Bedarf nach neuen Angeboten im Güterverkehrsgewerbe. Der neue Komplettschutz soll eine Lücke im heutigen Versicherungsmarkt schließen, die beide Partner glauben ausgemacht zu haben. "Nicht speditionsübliche Dienstleistungen, die Transport- und Logistikunternehmen immer häufiger für Industrie- und Handelsunternehmen übernehmen, sind bisher mitunter viel zu niedrig oder überhaupt nicht versichert", betont Ergo-Vorstand Eisenhauer. Als Beispiele nennt er Regalservices oder Preisauszeichnungen für den Handel, Montage-, Aufbereitungs- oder Reparaturarbeiten für die Industrie, die Bearbeitung von Werkteilen, die Auftrags- und Bestellabwicklung für Auftraggeber sowie Beratungsleistungen. Solche, den Handel oder die Produktion von Gütern betreffen Tätigkeiten würden die bestehenden Versicherungsangebote im Markt nicht ausreichend bedienen. In der Praxis sind Vertragsbedingungen, die die Haftung des Auftragnehmers in solchen Fällen begrenzen, noch immer die Ausnahme. Meistens haftet der Transport- und Logistikunternehmer unbeschränkt, wenn bei nicht speditionsüblichen Tätigkeiten etwas passiert. Die klassischen Verkehrshaftungsversicherungen kommen in der Regel nur für Schäden bei speditionsüblichen Tätigkeiten auf. Auch die Betriebshaftpflichtversicherung greift mitunter nicht. Die SchunckLOG deckt deshalb nicht nur die typischen Risiken ab, die sich für Frachtführer, Spediteure und Lagerhalter aus der gesetzlichen und vertraglichen Haftung ergeben. Schunck und Ergo kommen auch für viele Haftungsrisiken bei Zusatzdienstleistungen von Transport- und Logistikunternehmen auf, die nicht zu deren traditionellen Aufgaben gehören. Diese Deckung durch die SchunckLOG besteht aber nur, wenn diese nicht speditionsüblichen Leistungen in Werk- oder Dienstverträgen geregelt sind, die im Zusammenhang mit einem Verkehrsvertrag stehen. Verkehrshaftungsversicherung Aus Sicht von Witzel und Eisenhauer hat SchunckLOG im Bereich der Verkehrshaftungsversicherung in vielen Punkten mehr zu bieten als die Angebote der Wettbewerber. Sie nennen folgende Beispiele: - Lagerverträge, die vor der Versicherungsperiode geschlossen worden sind, sind mitversichert; - mitversichert sind Lohnfuhrverträge; - die Haftung als Zollschuldner ist abgedeckt, sofern der Dienstleister nicht Zollanmelder ist (wenn unverzollte Güter beim Lkw-Stopp gestohlen werden); - vom Versicherungsnehmer zu vertretende Feuer- und Elementarschäden im Lager sind bis fünf Millionen Euro je Schadenfall abgedeckt; - im Fall eines qualifizierten Verschuldens sind Schäden komplett versichert; - besondere Verhaltensvorschriften (Obliegenheiten) für sensible Güter gibt es erst gemäß SchunckLOG ab einem Wert von 200.000 Euro pro Sendung. Zudem lägen die Deckungssummen teilweise über dem Marktstandard, betonen Witzel und Eisenhauer (siehe Kasten). Zum Geltungsbereich: Weltweit sind Schäden infolge von speditionsüblichen Tätigkeiten versichert, die in Fracht- oder Speditionsverträgen vereinbart sind. Bei nicht speditionsüblichen Tätigkeiten sowie Leistungen aus Lagerverträgen und sonstigen Verkehrsverträgen sind Haftungsrisiken nach deutschem Recht abgedeckt. Automatisch abgedeckt sind alle Haftungsrisiken nach den gesetzlichen Bestimmungen und auf Basis der in Europa marktüblichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Spediteure. "Dies gibt es bei Wettbewerbern häufig nur bei entsprechender Vereinbarung", erläutert Witzel. Dasselbe gilt für die ADSp 2003, ADSp 2016, die VBGL und Logistik-AGB. Haftungsrisiken gemäß DTLB finden nicht automatisch Berücksichtigung in den SchunckLOG. Betriebshaftpflichtversicherung Die Betriebshaftpflichtversicherung beinhaltet neben der Deckung der üblichen Gefahren eine Produkthaftpflichtversicherung, eine Umwelthaftpflichtversicherung und eine Umweltschadenversicherung. Auch die verschärfte, verschuldensunabhängige Absenderhaftung des Verladers und Spediteurs beim Containerwiegen gemäß SOLAS ist über die SchunckLOG abgedeckt. "Die Wettbewerber im Versicherungsmarkt sind derweil häufig noch damit beschäftigt, zu klären, in welche Sparte sie diese Schäden packen", sagt Witzel. Falsche Gewichtsangaben gegenüber der Reederei können nicht nur dazu führen, dass der Verfrachter nach dem Frachtrecht in Regress genommen wird. Problematisch können aus seiner Sicht nicht versicherte Vermögensschäden durch Umlade- oder Verzögerungskosten sein, die sich aus dieser Absenderhaftung ergeben. Auftraggeber eines Verkehrsvertrages sind mit der SchunckLOG nicht nur dagegen, sondern auch gegen Personen- und Sachschäden versichert. Sachversicherung und Prämienhöhe Zur Sachversicherung gehört eine Betriebsunterbrechungsversicherung und eine Ertragsausfallversicherung. "Andere Versicherungskonzepte bieten hier zum Beispiel nur eine Versicherung zur Deckung von Mehrkosten, die infolge eines Sachschadens notwendig werden, um eine Unterbrechung oder Beeinträchtigung des versicherten Betriebs abzuwenden oder zu vermindern", sagt der Schunck-Geschäftsführer.. Wie viel Transport- und Logistikunternehmen für die SchunckLOG zahlen müssen, richtet sich nach Auskunft von Ergo-Vorstand Eisenhauer unter anderem nach ihrem Umsatz, den jeweiligen, sich aus dem Geschäftsbetrieb ergebenden Risiken und der individuellen Gestaltung ihres Versicherungspaketes. Schunck und Ergo setzen bei der Markteinführung ihres neuen Komplettschutzes in 2017 auf das gestiegene Absicherungsbedürfnis im Güterverkehrsgewerbe und die höhere Schadensensibilität. "Unsere Zielgruppe sind Unternehmen, die bereit sind, für ein sehr umfangreiches Paket einen angemessenen Preis zu zahlen", sagt Eisenhauer. Im gleichen Atemzug weist er darauf hin, dass ein adäquates Risikomanagement zu günstigeren Preisen führen kann. "Bei der Vermeidung oder Verringerung von Schäden können wir den Kunden mit unseren Fachleuten unterstützen." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Versicherungen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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