Rom. Sie ist seit Jahren ein Zankapfel und belastet die Beziehungen zwischen Italien und Frankreich zusätzlich: Die Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Turin und Lyon (TAV). Nun steht das Großprojekt – Teil eines europäischen Bahnvorridors, der einmal Lissabon mit Kiew auf der Schiene verbinden soll – vollends in den Sternen. Das Verkehrsministerium in Rom kommt nach einer mit Spannung erwarteten Kosten-Nutzen-Analyse zu dem Schluss, dass die negativen Effekte die positiven überwiegen. Die Kosten überstiegen den Nutzen um bis zu acht Milliarden Euro, heiß es in einem am Dienstag veröffentlichten Expertenbericht des Ministeriums.
Das Ministerium wird von der Fünf-Sterne-Bewegung angeführt, die sich stets gegen die Bahnverbindung durch die Alpen zwischen Italien und Frankreich ausgesprochen hatten. Das Geld könne besser in andere Infrastrukturprojekte gesteckt werden, erklärte Verkehrsminister Danilo Toninelli. Die Entscheidung, ob das Projekt weitergeführt wird oder nicht, liege nun bei der Regierung in Rom.
Das Thema sorgt seit langem für Spannungen in der Regierung. Während die Sterne gegen das Projekt sind, ist ihr Koalitionspartner, die rechte Lega, dafür. Die Sterne stehen derzeit unter Druck, nach Verlusten in Umfragen wieder Profil zu gewinnen.
Toninelli betonte, dass unabhängige Experten die Analyse erstellt hätten. Oppositionspolitiker kritisierten allerdings, dass das Dokument von dem einzigen Mitglied der Kommission, das sich im Vorfeld nicht negativ zu TAV geäußert hatte, nicht unterzeichnet worden sei. (dpa/ag)