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Neue Ausbeutungsvorwürfe in den Niederlanden

16.10.2018 12:15 Uhr
Neue Ausbeutungsvorwürfe in den Niederlanden
Immer wieder werden Lkw-Fahrer ausgebeutet (Symbolbild)
© Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/picture-alliance

Vier Transportunternehmen aus der Automobilbranche sollen ihre Lkw-Fahrer ausgebeutet und immer wieder gegen geltende Gesetze verstoßen haben.

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Utrecht. Die größte niederländische Gewerkschaft FNV hat vier Transportunternehmen aus der Automobilbranche Ausbeutung ihrer Lkw-Fahrer und regelmäßige Verstöße gegen geltende Gesetze vorgeworfen. Massiver Einsatz von osteuropäischen Fahrern, der nur aufgrund von Scheinkonstruktionen möglich sei, strukturelle Missachtung der Lenk- und Ruhezeiten, Fälschung von Lohndokumenten und der Zwang für die Fahrer, in zu kleinen Kabinen bei ihren oft monatelangen Einsätzen im Ausland leben zu müssen sind einige der Vorwürfe.

Die Vorwürfe richten sich gegen die niederländischen Transporteure Ewals aus Tegelen im Süden von Venlo sowie De Roy aus Son en Breugel nördlich von Eindhoven, das US-Unternehmen XPO und den ungarischen Logistiker Waberer’s. Alle Unternehmen fahren europaweit für Hersteller aus der Automobilbranche. Ewals, De Roy und XPO bestreiten die Vorwürfe.

„Das Ausbeuten von Lkw-Fahrern und organisierte Wettbewerbsverzerrung ist zu einem Business-Model geworden“, bilanziert FNV in einer Übersicht, in der die Gewerkschaft die Ergebnisse ihrer Nachforschungen darstellt. Die Informationen hat FNV laut eigenen Angaben von Lkw-Fahrern gesammelt, die FNV-Mitarbeiter auf Parkplätzen, im Umfeld der belieferten Unternehmen und in vertraulichen Gesprächen gesammelt haben.

Bezahlung mit polnischem Mindestlohn

FNV wirft De Roy unter anderem vor, auf den 450 Lkw des Unternehmens mehrheitlich Fahrer aus Rumänien, der Ukraine und Polen einzusetzen. Die polnischen Fahrer würden über eine Niederlassung in Warschau mit dem polnischen Mindestlohn von 10 polnischen Zloty (rund 2,33 Euro) bezahlt.

Ewals Cargo Care stelle sich auf seiner Internetseite stolz als über 100-jähriges Familienunternehmen aus den Niederlanden vor. Von den ungefähr 1000 Lkw-Fahrern, die das Unternehmen beschäftige, seien aber nur 14 von Ewals Nederland eingestellt - der Rest bei osteuropäischen Tochterunternehmen.

Ungarische und rumänische Fahrer von Waberer’s würden bis zu drei Monaten am Stück zu ungarischen Löhnen in Westeuropa fahren und dabei in ihren Fahrerkabinen wohnen. XPO würde in Spanien fast ausschließlich Lkw-Fahrer mit rumänischen Arbeitsverträgen und zu rumänischen Löhnen einsetzen. In Rumänien würden die Fahrer aber nie arbeiten.

Vorwürfe werden abgestritten

Ewals bestreitet in einer schriftlichen Stellungnahme die Vorwürfe. Aufgrund der internationalen Aufstellung des Unternehmens mit Fahrern aus vielen Ländern sei es normal, dass die Fahrer überall in Europa fahren würden. Bei der Einhaltung der Sozialvorschriften sowie der Lohnregelungen halte sich das Unternehmen an die europäischen Vorgaben, die je nach EU-Mitgliedsland unterschiedlich ausgelegt würden. Das führe manchmal zu unterschiedlichen Kriterien bei der Berechnung der Löhne. Das Unternehmen habe in eigene Infrastruktur investiert, um Lkw-Fahrern Räume für Rast- und Ruhepausen zu bieten. Die Kritik von FNV sei „ungerecht“.

Auch De Roy teilt schriftlich mit, dass man sich nicht mit den Vorwürfen identifizieren könne und bittet FNV um genauere Belege für die Vorwürfe. XPO teilte gegenüber dem niederländischen Fachmagazin „Logistiek“ mit, sich an die europäischen Gesetzesvorschriften zu halten.

Kritik auch an den Kunden

FNV kritisiert darüber hinaus auch die Kunden von Ewals, De Roy, XPO und Waberer’s aus der Autoindustrie. Öffentlich würden sich diese Unternehmen zu einer nachhaltigen Personalpolitik mit hohen ethischen Standards auch bei den Unternehmen ihrer Lieferketten-Systemen bekennen. Gleichzeitig würden sie mit Transportunternehmen zusammenarbeiten, wo diese Prinzipien nicht angewendet würden. Die von FNV kritisieren Transportunternehmen sind Volkswagen, BMW, Daimler, Volvo, Scania, DAF,  CNH Industrial/Iveco, Jaguar Land Rover, PSA, Tesla sowie PACCAR aus Amerika. (kw)

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