Frankfurt. Das Urteil des Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bezeichnete Lufthansa-Cargo-Chef Karl Ulrich Garnadt in einer Pressekonferenz am Montag als „Schlag ins Kontor“ für sein Unternehmen. Die Frachttochter von Deutschlands größter Airline sei durch das Nachtflugverbot von allen Marktteilnehmern mit Abstand am stärksten betroffen. Damit zerreiße die Konnektivität der Luftfrachttransporte an Bord von Frachter und Passagierflugzeugen der Lufthansa Cargo. Rund 70 Prozent des gesamten von Lufthansa Cargo beförderten Aufkommens sei Transitfracht, die via Frankfurt geleitet und dort von Frachter auf Passagiermaschinen zwecks Weitertransports umgeladen werde.
Ziele in den USA gefährdet
Speziell auf den Nordatlantikrouten zwischen Deutschland und Zielen in den USA seien diese Verkehre durch die Nachtflugsperre gefährdet. Um diese Transporte dennoch zu gewährleisten, will Lufthansa Cargo im Verlauf des jetzigen Sommerflugplans einige Frachter spätabends und andere frühmorgens Richtung USA abfliegen lassen. „Wir werden uns einige Monate anschauen, ob der Markt dieses Angebot annimmt. Falls nicht, müssen wir auf dieses Geschäft verzichten und es Wettbewerbern überlassen“, kündigte Garnadt an.
Keine Verlagerung der Cargo-Flotte
Abwarten will die Lufthansa-Frachttochter wegen der unklaren Reaktion ihrer Kunden auf die Nachtflugsperre und die damit verbundene unsichere Auftragslage auch mit anderen Entscheidungen. So soll frühestens im Herbst darüber befunden werden, ob das Lufthansa Cargo Center (LCC) auf dem Frankfurter Flughafengelände erneuert wird und wenn ja, in welchem Umfang. Auch andere Investitionsentscheidungen sollen erst getroffen werden, wenn die Marktreaktion auf das Nachtflugverbot klar sei. Als derzeit offen bezeichnete der Frachtchef ebenfalls die weitere Flottenentwicklung. Allerdings schloss er kategorisch die Verlagerung der Cargo-Flugzeuge auf ein andere Standort wie den Flughafen Hahn oder Leipzig aus, weil dadurch die Transportketten zwischen den Konzernflotten zerreißen würden.
Frankfurt werde nach Aussagen des Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz weiter zentrale Drehscheibe der Lufthansa bleiben. Doch Rhein-Main werde verstärkt in Wettbewerb mit anderen Drehkreuzen des Lufthansa-Konzerns bei Zukunftsentscheidungen treten, kündigte der Chef des Gesamtkonzerns an.
Lufthansa will erneut Nachtflüge beantragen
In dem anstehenden ergänzenden Planfeststellungsverfahren werde sich die Lufthansa für eine „praktikable Nachtflugregelung“ einsetzen, so Franz weiter. Im Unterschied zum bisherigen rechtlichen Ablauf stehe der Lufthansa dieses Mal das Recht auf eine Anhörung zu. „Dabei werden wir unsere Position verdeutlichen. Sowohl für eine moderate Anzahl an Nachtflügen für die Passage als auch für die Cargo“, sagte Franz. (hs/ak)