Calais. Die aus dem Konkurs der früheren SNCF-Tochter Seafrance hervorgegangene neue Fährreederei My Ferry Link mit Sitz in Calais hat ihre Feuerprobe noch nicht bestanden. Diese stehe ihr erst noch bevor, erklärte Generaldirektor Jean-Michel Giguet auf einer Pressekonferenz in Calais. Derzeit befinde man sich noch in einer „Beobachtungsphase“. Starke Hoffnung setzt das junge Unternehmen neben dem Passagierverkehr (gerechnet wird mit 80 Prozent britischen Nutzern) auch auf den Frachtbereich, für den kürzlich ein drittes ehemaliges Seafrance-Schiff von seinem neuen Besitzer Eurotunnel geleast wurde. Es soll ausschließlich für Frachtzwecke eingesetzt werden. My Ferry Link peilt in dem Bereich einen Marktanteil von 14 Prozent an. Im Personenverkehr sollen es 12 Prozent werden.
Die Konkurrenten LD Lines, verbunden mit der dänischen Reederei DFDS, und P&0 zeigen sich angesichts des neuen Mitbewerbers im Ärmelkanal gelassen. Die Erstere hat schon im Februar zwischen Calais und Dover 2 weitere Schiffe eingesetzt und P&O seine Tarife schon im November letzten Jahres revidiert. Bisher habe man durch My Ferry Link keine Einbußen zu verzeichnen, heißt es bei P&0.
Das Geschäftsmodell der neuen Linie ist ein besonderes. Gegründet wurde die Firma als Genossenschaft. Wer ihr beitreten und für sie arbeiten will, muss dafür 5000 Euro hinterlegen, die ihm später zurückerstattet werden. Hinzu kommen 2 Prozent vom jeweiligen Monatsverdienst, mit denen der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden soll. Im Laufe des kommenden Jahres hofft die Reederei, ihren Personalbestand auf 520 Beschäftigte aufstocken zu können. (jb)