Mehr Platz für Pharmalogistik bei der Spedition Eberl

Von Speditionsdienstleistungen mit Land-, See- und Luft-Transporten und eigenem Zollbüro über Lagerlogistik, Verpackung und Fulfillment bis hin zur Nutzfahrzeugvermietung KLVrent mit Waschanlage und eigener Lkw-Werkstätte - die internationale Spedition Eberl aus Nußdorf bei Traunstein ist vielseitig aufgestellt und beschäftigt rund 350 Mitarbeitende. Für das schnell wachsende Lagergeschäft wurde der Platz knapp - in diesem Spätsommer wurden die Kapazitäten um eine 10.000 Quadratmeter große Halle ausgebaut. Das teilautomatisierte Lager mit 25.000 Palettenstellplätzen ist temperaturgeführt und entspricht der Gefahrgutklasse WGK 1. Schwerpunkt auf Pharma "Bislang hatten wir am Standort Nußdorf zwei temperaturgeführte Hallen. In einer produzieren wir unter anderem Luftfilteranlagen für Krankenhäuser und Flughäfen, in der anderen Halle werden vor allem Packmittel für die Pharmaindustrie gelagert", erklärt Geschäftsführer Thomas Eberl. Die Kundensegmente, die in der neuen Halle hauptsächlich bedient werden, sind demnach zu gleichen Teilen Pharma und Lebensmittel. "Wir bedienen zahlreiche Kunden aus der Pharmaindustrie und diese haben in ihrer Lieferkette sehr spezielle Anforderungen", so Eberl. Das neue Lager werde dieser Vorgaben entsprechend geführt und habe sowohl Kundenaudit als auch Regierungsinspektion erfolgreich bestanden. In der neuen Halle gibt es mehrere Temperaturzonen: 15 bis 25 Grad und 14 bis 17 Grad. "Letztere ist ideal für Produkte aus Schokolade - aus diesem Segment haben wir kürzlich einen großen Kunden gewonnen. Einen dritten Temperaturbereich können wir flexibel handhaben, je nachdem, welche Spitzen wir abdecken müssen", erklärt Eberl. Mit der Eröffnung der neuen Halle wurde noch einmal die Belegschaft ausgebaut. Allein für den Pharmabereich wurden laut dem Firmenchef sieben Leute eingestellt. Für den Lebensmittelbereich würden rund 40 neue Mitarbeiter gebraucht, weil dieser auch das Displaygeschäft und andere Value-Added-Services beinhalte, so Eberl weiter. Probleme bei der Rekrutierung hat das Unternehmen offenbar nicht. "Die Leute kommen auf Empfehlung zu uns. Wir haben seit Gründung noch nie einen Mitarbeitenden aus wirtschaftlichen Gründen entlassen müssen. Bewerber wissen, dass ihnen bei uns ein sicherer Arbeitsplatz in einem in der Region verwurzelten Familienunternehmen winkt", sagt der Unternehmer. Energiespeicher für Solarstrom Viel Wert wurde bei der neuen Halle auf den Faktor Nachhaltigkeit gelegt: Eine Fotovoltaikanlage mit 300 Kilowatt, ein Energiespeicher sowie Wärmepumpentechnik sorgen für die Energieversorgung. Für einen energieeffizienten Betrieb sorgt moderne LED-Beleuchtung mit Lichtmanagement sowie Hallentore mit Vorsatzschleusen und aufblasbarer Torabdichtung. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind Eberl wichtig, so setzt das Unternehmen bei der Energieversorgung seiner Gebäude schon lange auf Solarstrom. "Unsere Waschanlage wird mit aufbereitetem Regenwasser betrieben, 90 Prozent des Schmutzwassers werden wieder aufbereitet", ergänzt Eberl. Auch im Fuhrpark ist das Unternehmen entsprechend engagiert: "Alle Diesel-Lkw in unserem Eigenfuhrpark werden zu 100 Prozent mit HVO betrieben. Wir setzen bereits seit vier Jahren für die Krankenhausbelieferung einen elektrischen 18-Tonner von Renault ein, seit Kurzem haben wir im Pharmageschäft unsere erste vollelektrische Sattelzugmaschine im Einsatz, ebenfalls von Renault", erzählt Eberl. Er weist zudem auf die Wasserstoff-Machbarkeitsstudie für das Gebiet Inntal-Rosenheim-Traunstein hin, bei der sein Unternehmen Mitinitiator war. "Wir tun also sehr viel im Bereich Nachhaltigkeit. Daher war es selbstverständlich, dass wir auch bei der neuen Halle höchsten Wert auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit legen", so Eberl. Seit Neuestem habe man einen 1,4-Megawatt-Stromspeicher auf der Anlage. "An sonnigen Tagen sind wir so gut wie energieautark. Auch an nebligen Tagen produzieren wir Strom, wenn auch weniger. Ansonsten greifen wir auf den gespeicherten PV-Strom zurück", freut sich der Spediteur. Alle Stapler fahren mit Solarstrom. Die Spedition hat vom Schubmast- über Schmalgang- und Frontstapler bis hin zu Lagertechnikgeräten rund 30 Flurförderzeuge verschiedener Hersteller in der Flotte. Automatisierte Stapler Aber nicht nur in Sachen Energieeffizienz ist die neue Halle auf dem neuesten Stand. Das neue Lager markiert gleichzeitig den Einstieg in die Automatisierung. "Wir haben parallel zwei automatisierte Schmalgangstapler und ein neues Warehouse-Management-System (WMS) angeschafft", erzählt Eberl. Die Schmalgangstapler aus der Linde K-Reihe erhalten aus dem System die exakten Stellplätze für Ein- und Auslagerungen und bewegen sich vollautomatisch auf Induktionsschienen. "Theoretisch kann das Gerät auch völlig selbstständig die Paletten ins Regal fahren oder entnehmen - während der Einführungsphase fährt momentan aber noch ein Fahrer zu Überwachungszwecken mit", so Eberl. Laut Maximilian Eberl, Sohn von Thomas Eberl und im Familienunternehmen für Projekte sowie den Bereich Luft & See verantwortlich, spare das Unternehmen mit der teilautomatisierten Ein- und Auslagerung jede Menge Zeit. "Der Vorgang geht nicht nur schneller, sondern ermöglicht auch ein Doppelspiel: Der Stapler fährt gleich nach der Einlagerung einer Palette zum nächsten Stellplatz und nimmt eine Palette mit, die er für einen späteren Auftrag auslagern muss. So vermeiden wir Leerfahrten und können den ganzen Vorgang des Ein- und Auslagerns viel effizienter abbilden", erklärt Maximilian Eberl. Die Daten des Kunden erreichen die Spedition per Schnittstelle. "Nach Umwandlung der Daten inhouse durch unsere Middleware werden die Aufträge im WMS verarbeitet und die Auftragsdaten an die Stapler weitergeleitet, welche die Lagerbewegungen dann teilautomatisiert im Regal verarbeiten." Apropos WMS. Das bisherige war laut Thomas Eberl in die Jahre gekommen und die Erweiterung der Lagerkapazitäten sei ein guter Anlass gewesen, sich nach etwas Neuem umzusehen. "Am Ende haben wir uns für ein WMS von Coglas entschieden, nicht nur wegen der modernen Oberfläche und Benutzerfreundlichkeit, sondern weil viele Schnittstellen zu unseren Systemen schon vorhanden waren." Neues WMS eingeführt "Vor gut einem Jahr sind wir mit dem neuen WMS live gegangen", ergänzt Tobias Ramstötter, Head of Sales/IT bei der Spedition Eberl. "Die Einführung verlief alles in allem sehr geräuschlos, die Zusammenarbeit zwischen unserem Logistikteam und dem WMS-Anbieter funktionierte gut. So konnten wir das Bestands-WMS relativ zügig und ohne größere Störfaktoren ablösen", so Ram-stötter. Bei der Integration der automatisierten Stapler befinde man sich ebenfalls auf der Zielgeraden. Weil die Mengen so hoch seien, werde das Unternehmen noch einmal in die Automatisierung investieren, sagt Thomas Eberl. "Jetzt im Dezember bekommen wir den dritten automatisierten Schmalgangstapler - und wie es jetzt ausschaut, werden wir im nächsten Frühjahr insgesamt sechs dieser Geräte haben." Insgesamt 13 Millionen Euro hat die Spedition Eberl in die neue Halle investiert. "Wie bei allen unseren Immobilien sind wir auch bei der neuen Halle der Eigentümer und haben sie nicht mit einem Generalunternehmer, sondern größtenteils in Eigenregie errichtet", erklärt Thomas Eberl. Natürlich habe man für die Planung und die Kommunikation mit den Behörden ein Architekturbüro beauftragt, mindestens zwei Drittel des Projekts seien aber selbst mit Betrieben aus der Region umgesetzt worden. "Im Grunde müsste man allein dafür einen Nachhaltigkeitspreis bekommen, weil keiner der am Bau beteiligten Betriebe weiter weg als ,zehn Kilometer' sitzt", betont Eberl. Bau in Eigenregie Dieser Ansatz garantiere nicht nur den direkten Kontakt zu den Handwerksbetrieben. "Nach meiner Erfahrung fahren wir so nicht nur schneller und effizienter, sondern auch günstiger. Wir haben für die neue Halle das Budget von 13 Millionen Euro eingehalten", so Eberl. Auch das Thema Anwohnerproteste bei Bauvorhaben kennt das Unternehmen nicht. "In unserer Region wird viel Wert auf gute Nachbarschaft gelegt. Ich habe sehr viele Ehrenämter inne - man kennt sich. Daher gilt hier auch das ungeschriebene Gesetz: Man verkauft Grundstücke an den Nachbarn", so Eberl.

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