Von der Mühle zum Logistikgiganten: Die 90-jährige Erfolgsgeschichte von Elflein Transport & Logistik

Es begann 1932 mit einem Auslieferungsfahrzeug der familieneigenen Mühle in Gräfenholz bei Bamberg. Heute beschäftigt Elflein Transport & Logistik 1275 Mitarbeiter an 13 Transport- und sieben Logistikstandorten in Deutschland, Tschechien und Polen, inklusive 450 eigener Lkw. 150 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen, das sich auf Transporte und Logistik in Automotive, Papier und Lebensmittel spezialisiert hat, im vergangenen Jahr. So weit zu nackten Fakten und Zahlen. Interessanter ist indes, wie Rüdiger Elflein das Familienunternehmen heute führt, das er 2007 von seinem Vater übernommen hat, und mit welcher Akribie sich der studierte Verkehrsbetriebswirtschaftler für Nachhaltigkeit engagiert - ohne dabei die Betriebswirtschaftlichkeit aus dem Blick zu verlieren. Unternehmer aus Leidenschaft "Unternehmerisch tätig zu sein, setzt eine gewisse Leidenschaft voraus, die großer Motivationsfaktor ist", sagt der 48-Jährige. Das heiße für ihn, auch kreativ zu sein und die Ideen, die man habe, auch selbst umsetzen zu können. "Sprich: Zunächst braucht es für unsere Nachhaltigkeits-Initiativen keine Unterstützung der Politik. Ich habe es selbst in der Hand, dass ich jeden Monat bis zu 350 Tonnen CO2-Emissionen einspare", betont er. Eben in dieser Dekarbonisierung sehe er, nach dem organisatorischen wie technischen Wachstum seiner Spedition, in den nächsten zehn, 15 Jahren eine seiner Aufgabenschwerpunkte. "Jedem von uns muss bewusst sein, dass jedes Kilogramm CO2, das in die Luft gegeben wird, unsere Zukunft ein Stück weit schwärzer aussehen lässt. Da will ich gegensteuern, und daher will ich Elflein in unserer Branche als Vorreiter in puncto ökologische Effizienz positionieren", begründet er sein Nachhaltigkeits-Engagement. Ganz BWLer, weiß er aber auch, dass sich nicht jede Lösung für jede Konstellation auch immer rechnet, wie das Gespräch zeigt. Ziel ist ökologische Effizienz Um diese ökologische Effizienz zu erreichen, setzt Elflein bewusst auf Technik- und Technologie-Innovationen. "Wir wollen innovativ und vorwärtsgewandt sein. Aber natürlich wollen wir so auch erreichen, dass bestehende und potenzielle Kunden auf uns aufmerksam werden", räumt er ein. Denn nur wenn man Inte-resse an Innovationen signalisiere, sei man als Transport- und Logistikdienstleister auch für künftige Projekte relevant und interessant. "Dafür braucht es keine bestimmte Firmengröße. Das kann jeder tun. Auch ein Transportbetrieb mit zehn Lkw", ist Elflein überzeugt. "Dies hängt ausschließlich von der Haltung des Unternehmers ab. Und diese Haltung muss er ins Unternehmen bringen." An Vorbildern orientiere er sich dabei nicht, sagt er. Viel wichtiger sei es für ihn, bei der Einführung einer Innovation abzugleichen, ob diese zu seinem Unternehmen und seinen Kunden passe, die diese einfordern. "Und natürlich muss mir das Ganze Freude machen. Denn als Unternehmer muss ich mich ein gutes Stück selbst motivieren und dafür sind Erfolgserlebnisse der beste Antreiber." Ein solches Erfolgserlebnis war es für ihn, erzählt Elflein sichtlich stolz, "dass wir es in unserem Unternehmen geschafft haben, unseren CO2-Ausstoß in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 15 bis 20 Prozent zu senken. Das muss uns erst mal einer nachmachen." Dass dies für den Vater zweier Kinder keine leeren Worte sind, zeigt sein Handeln. So testet er seit vielen Jahren mit seinem Unternehmen technologische Neuerungen und neue Antriebsarten, die mehr Nachhaltigkeit und weniger CO2-Ausstoß versprechen. Unter anderem beteiligte sich Elflein als eine der ersten Speditionen Anfang 2012 am ersten Feldversuch des gut 25 Meter langen "Gigaliners" in Deutschland. Zwei Lang-Lkw hatte er damals im Auftrag der Automobilindustrie am Start. Drei Jahre später waren es 24 Einheiten - trotz vieler politischer Widerstände - und somit damals wie heute die größte Lang-Lkw-Flotte in Deutschland. "Technisch, logistisch und auch vom monetären Effekt gab es damals keine bessere Alternative", so Elflein. Nachhaltigkeit aus Leidenschaft: Die Spedition Elflein Das Transport- und Logistikunternehmen Elflein Transport & Logistik wurde im Jahr 1932 gegründet. Seit 2007 führt Rüdiger Elflein das Familienunternehmen. Zuvor hatte er Verkehrs-Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Heilbronn studiert und war acht Jahre lang bei einem namhaften Automobilunternehmen tätig. Herzensthemen von Rüdiger Elflein sind Technik, Innovationen und vor allem die Nachhaltigkeit. Dass sich diese Themen nicht ausschließen, sondern im Kampf gegen den CO2-Ausstoß nur im Zusammenspiel funktionieren, zeigen seine Erfahrungen mit den unterschiedlichsten alternativen Antrieben. Elfleins Credo bei alledem ist: "Jeder hat es selbst in der Hand, CO2-Emissionen zu reduzieren." Und dazu wolle er mit seinem Unternehmen seinen Beitrag leisten. Wo sich der E-Lkw rechnet Ende 2019 schaffte er dann im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit einem Fahrzeughersteller in Sachsen seine ersten drei LNG-Sattelzugmaschinen an. Inzwischen sind es 60 LNG-getriebene Lkw - zum Großteil von Iveco. Nachhaltigkeit war auch hier wieder einer der Hauptgründe für die Aufstockung. "Ein LNG-Lkw stößt rund 15 Prozent weniger CO2 aus als sein Diesel-Pendant", sagt Elflein. Doch er will mehr. Noch in diesem Jahr werden sukzessive alle seine 60 LNG-Lkw auf Bio-LNG umgerüstet. Das spart fast 90 Prozent der Emissionen ein- im Vergleich zu fossilem LNG. Die klimaneutralste Lösung ist für Elflein indes der E-Lkw. Auch hier war und ist er einer der Pioniere in seiner Branche. So setzte er schon 2016 für einen Fahrzeughersteller in Leipzig seinen ersten 40-Tonnen-E-Lkw von Terberg ein. Aktuell hat Elflein drei E-Lowliner mit jeweils 25 bis 30 Tonnen Gesamtgewicht mit Lithium-Eisenphosphat (LFP)-Batterietechnologie von Designwerk Technologies im Einsatz. Einer davon fährt von einem Außenlager direkt ins Produktionswerk in München. "Das funktioniert, weil man sich kundenseitig bewusst für Lärm- und CO2-Emissions-Reduktion im Ballungsraum München entschieden hat", betont Elflein. Zudem habe er einen E-Lkw in Stuttgart im Einsatz, der täglich von Mühlacker durch den Talkessel Stuttgart nach Zuffenhausen und zurückfahre. Auch hier sei der Anspruch des Kunden, möglichst geräuschlos und emissionsarm beliefert zu werden. "In solchen Fällen ist der E-Lkw perfekt. Das funktioniert aber nur in Ballungsräumen, in ganz bestimmten Anwendungsfällen, in denen das Thema geringe Lärm- und CO2-Emissionen von hoher Bedeutung ist." "Wir gehen noch stärker in die Dienstleistungs-Tiefe" Sie fokussieren sich mit Ihrer Spedition bislang auf die Kundenbranchen Automobil, Papier und Lebensmittel. Bleibt es dabei, oder wollen Sie sich breiter aufstellen? Aktuell ist nicht geplant, weiter zu diversifizieren. Dafür muss man erst mal Know-how aufbauen. Das kostet Zeit, aber auch Geld. Unser Fokus bleibt also Automobil, Lebensmittel und Papier. In diesen drei Branchen kennen wir uns aus. Mit diesen sind wir gewachsen. Und sollten diese einmal schwächere Phasen durchleben, wissen wir, wie wir das zu händeln haben und werden es mit unseren Kunden durchstehen. Unabhängig davon werden wir in den jeweiligen Kundenbranchen künftig weitere Leistungsbereiche anbieten und somit stärker in die Dienstleistungstiefe gehen. Was heißt das konkret? Wir sind zum Beispiel vor fünf Jahren in die Automotive-Batterielogistik eingestiegen, 2021 haben wir dann mit der E-Mobility-Logistik in Leipzig für einen unserer Großkunden ein 10.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum für die Einlagerung und den Umschlag von Batterien gebaut. Außerdem errichten wir gerade für einen anderen Automotive-Kunden eine 10.000-Quadratmeter-Lagerhalle. Darüber hinaus suchen wir in der Stuttgarter Region nach einem dritten Batterie-Standort. Und was ist aktuell Ihr wichtigstes Projekt auf dem Schreibtisch? Wir haben uns in der Geschäftsführung bei Elflein neu aufgestellt. Hans-Joachim Brockmeyer wird im Bereich Transport die Operations übernehmen und Stefanie Kotschenreuther die Geschäftsführungs-Verantwortung für das Key Account Management im Transport und das Marketing bei Elflein. Das gibt mir die Zeit, mich stärker auf organisatorische Aufgaben sowie die Ausrichtung des Unternehmens zu konzentrieren. Alternative Antriebe im Vergleich Umso überraschender ist Elfleins ernüchternde Bilanz zum Thema alternative Antriebe: "Stand heute werden wir den klassischen Güterfernverkehr in Deutschland weder mit E-Lkw noch mit dem LNG- oder aber mit dem Lang-Lkw umstellen können. Zumindest nicht so, dass ein Transportunternehmer nicht draufzahlt", räumt der Unternehmenschef unumwunden ein und nennt konkrete Zahlen. So koste ihn ein LNG-Lkw derzeit rund 1,5-mal so viel wie ein Diesel-Lkw in der Anschaffung und ein E-Lkw rund 3,5-mal so viel. Zudem müsse man, Stand heute, für jeden Transport, mangels flächendeckender Lade-/LNG-Tankstelleninfrastruktur, ein eigenes Konzept entwickeln, in dem berücksichtigt sei, wo der Lkw tanken oder laden könne, inklusive der zusätzlichen Tank- oder Ladezeit, erläutert er. Viel hänge auch davon ab, zu welchem LNG- und Strompreis ein Lkw überhaupt laden könne. Denn da gebe es enorme Spannbreiten. Alles in allem koste ein Transportkilometer mit LNG-Lkw also bestenfalls genauso viel wie mit Diesel-Lkw, maximal aber bis zu sieben Prozent mehr. Und ein E-Lkw habe, grob kalkuliert, rund fünf bis maximal 20 Prozent höhere Kilometerkosten als ein Diesel-Lkw, wie gesagt, stets abhängig vom jeweiligen Konzept und den Kraftstoff-, LNG- und Stromkosten. "So gesehen wird der E-Lkw heute bei Ausschreibungen im Fernverkehr stets den Kürzeren ziehen." HVO und Bio-LNG als Brücke "Der E-Lkw ist nur dann im Fernverkehr eine Alternative zum Diesel, wenn die Kunden bereit sind, sich mindestens drei bis fünf Jahre an einen Transportunternehmer zu binden, und ihm fest planbare Mengen zusichern." Wenn ein Kunde dazu bereit sei oder auch regelmäßige stabile Verkehre zwischen zwei Hubs habe, lasse sich dies heute schon mit E-Lkw betriebswirtschaftlich abbilden. "Das ist dann aber keine Ausschreibung, sondern eine Vereinbarung mit dem Kunden." Im Automotive-Segment habe er genau das gefunden, wie die Beispiele in München, Stuttgart und Leipzig zeigen. Und da sei er auch bereit, betont Elflein, in zusätzliche E-Lkw zu investieren. Sechs bis sieben E-Lkw sollen noch in diesem Jahr dazukommen, bis Mitte 2025 sollen es dann insgesamt zwölf sein. Derzeit sieht der Unternehmenschef für sich nur eine Option, um CO2-Emissionen einzusparen: "In den kommenden fünf Jahren werden wir vor allem auf HVO und Bio-LNG als Brückentechnologie setzen. Das ist praktikabel, man erzielt einen schnellen Return on Invest und man sieht einen schnellen Effekt in der Klimabilanz, was durch die ESG-Gesetzgebung immer wichtiger wird." Herzensthema Energieautarkie Deshalb würden auch immer mehr Kunden, insbesondere aus der Lebensmittelbranche, bei ihm verstärkt nach HVO- und Bio-LNG-Lösungen fragen. 15 Lkw mit HVO setzt er derzeit ein. Mittelfristig könnten es 50 bis 100 Einheiten mehr werden. Vorausgesetzt, es stehe ausreichend sauberes HVO100 zur Verfügung und die Kunden seien auch bereit, drei bis fünf Prozent Mehrkosten zu akzeptieren. "Mittel- und langfristig wird jedoch der E-Lkw der Antrieb der Zukunft sein", davon ist er fest überzeugt, "weil die Fahrzeuge günstiger werden und es dann auch die Ladeinfrastruktur gibt." Herzensthema für Elflein ist die Energieautarkie. Alle seine Lagerhallen sind bereits mit Fotovoltaik ausgerüstet. Am Standort Leipzig investiert er aktuell in eine weitere 1,2-Megawatt-Solaranlage. Vier E-Lkw, die jeweils 300 Kilometer arbeitstäglich fahren, ließen sich dank dieser Anlage damit laden. "In einem kleinen Bereich schaffen wir also heute schon Energieautarkie", sagt er. Ganz Realist, weiß er aber auch, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. "Um für unser gesamtes Unternehmen komplett energieautark zu sein, bräuchten wir sechs bis sieben Windräder mit jeweils zwei bis drei Megawatt in der Nordsee", sagt Elflein und lacht.

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