Marken-Botschafter

Auf dem deutschen Markt hat es der Renault T nicht leicht. Seit seiner Vorstellung 2013 kämpft der große Franzose mit Vorurteilen. Die sind zwar meist unberechtigt, dennoch werden viele Fahrer und Unternehmer auch nach fünf Jahren Bauzeit nicht warm mit dem T. Zu unkonventionell fällt vielen das Design aus, zu eigenwillig frankophil sind manche Details gelöst. Inwiefern dabei vielleicht auch die mit der T-Präsentation weitgehend zeitgleiche Zusammenlegung von Renault mit der Konzernmutter Volvo eine Rolle spielt, vermögen wir nicht zu beurteilen. Aber dass damals längst nicht alles reibungslos verlief, wurde uns von mehreren Renault-Kunden kundgetan. Insofern ist dieser Testwagen als Marken-Botschafter mit dem Rhombus auf dem Kühlergrill unterwegs. In knalligem Gelb, dem großen Highcab-Fahrerhaus samt kompletter Ausstattung und 480 PS aus dem Maschinenraum soll der T 480 die Kritiker verstummen lassen. Die stammen erfahrungsgemäß zumeist aus dem Lager der Nicht-Renault-Fahrer. Diejenigen, die tatsächlich einen T besitzen oder lenken, sind meistens auch zufrieden damit und schätzen besonders das Zusammenspiel zwischen Motor und Getriebe. Dieser Meinung schließen wir uns uneingeschränkt an, wobei Renault selbst dazu nur bedingt beiträgt. Denn beim DTI-13-Sechszylinder, der im Testfahrzeug in seiner zweitstärksten Ausführung maximal 480 PS und 2400 Newtonmeter Drehmoment den Fahrwiderständen entgegensetzt, handelt es sich um eine "Leihgabe" der Konzernmutter Volvo. Gleiches gilt für das Getriebe. Hinter dem Namen "Optidriver" versteckt sich nichts anderes als Volvos automatisiertes Schaltgetriebe "I-Shift". Lediglich die Abstimmung und Steuerung der beiden Komponenten durften die Renault-Ingenieure selbst vornehmen und erledigten den Job keinesfalls schlechter als ihre Kollegen in Göteborg. Die Gangwechsel erfolgen überdurchschnittlich schnell und in allen Belastungszuständen sauber. Auch außerhalb des Tempomatmodus ist die Software auf Zack und leitet bei leichtem Lupfen des Gaspedals sofort eine Hochschaltung ein. Danach setzt die Elektronik auf "Gang halten": Wohl wissend, dass dem Reihensechszylinder Vibrationen auch im Drehzahlkeller fremd sind, lässt Optidriver an Steigungen schon mal 900 Touren zu und spart dadurch oft eine Rückschaltung ein. Selbst den steilsten und längsten Stich unserer Testrunde, den Kindinger Berg auf der A 9, überwand der 480er im zwölften Gang. Hilfe kommt dabei vom GPS-Tempomaten, "Optivision", der vor Steigungen mitunter automatisch das Tempo erhöht, um möglichst viel Schwung mit in den Berg zu nehmen. Ansonsten arbeitet das System unauffällig im Hintergrund, aber nicht frei von Fehlern. Wo die GPS-Tempomaten der Wettbewerber - auch der des Konzernbruders Volvo FH - die Streckenbeschaffenheit zum Spritsparen nutzen, lässt das Renault-System manche Kuppe aus, obwohl das System den Kontakt zur Daten-Cloud keinesfalls verloren hat, wie dem Zentraldisplay zu entnehmen ist. Nachlässig bei der Regelgenauigkeit Eher lässig interpretiert die Elektronik zudem die eingestellten Grenzen. Warum das Tempo nicht mal auf 78 km/h abfallen lassen, obwohl bei 80 km/h eigentlich Schluss sein sollte? Spätestens in solchen Situationen kommt man in Versuchung, dem Sparwillen des Franzosen per Tritt aufs Gaspedal ein Ende zu setzen. Ähnliche Kritik muss die Regelgenauigkeit der Optibrake+-Motorbremse über sich ergehen lassen. Deren 520 PS haben zwar keine Probleme, die knapp 32 Tonnen schwere Testfuhre bergab im Zaum zu halten, die Elektronik leitet die dafür nötigen Rückschaltungen aber zu spät ein. So zeigt der digitale Tacho mitunter bereits 93km/h an, bevor sich die Kompressionsbremse mit voller Kraft gegen das Gefälle stemmt. Gute Noten erhalten Fahrwerk und Lenkung. Vorbei die Zeiten, in denen man wie im T-Vorgänger Magnum auf Landstraßen drohte, seekrank zu werden. Der T zeigt sich auch mit luftgefederter Vorderachse fahraktiv, lässt sich präzise einlenken, und die Wankneigungen der Kabine halten sich trotz der hohen Highcab-Kabine in angenehmen Grenzen. Wer die zum ersten Mal erklimmt, wundert sich zunächst über den senkrecht montierten Extra-Haltegriff in der Mitte des Einstiegs. Der soll laut Renault das Einsteigen zusätzlich erleichtern, findet in der Praxis aber kaum Verwendung. Er ist aber das erste Indiz dafür, dass beim Renault eben vieles anders ist als bei anderen Lastwagen. Einiges, wie beispielsweise die nach eigenem Geschmack versetzbaren Schaltereinheiten im Cockpit, erachten wir als unnötig. Auch die versteckten Tasten an der Unterseite des Lenkrades, zum Beispiel für den Tempomat, die fummelige Bedieneinheit für die automatisierte Schaltung am rechten Lenkstockhebel, welcher für manuelle Schalteingriffe zusätzlich horizontal anstatt wie bei allen Wettbewerbern vertikal bewegt werden will, machen Renault-Neulingen das Leben unnötig schwer. Sind Fahrer außerdem groß gewachsen, werden sie ihre Zeit brauchen, im T eine geeignete Sitzposition zu finden. Denn die Lenkradverstellung scheint Renault auf eher kleinere Körpermaße abgestimmt zu haben. Kein Ruhmesblatt, bedenkt man, dass der T die zweitjüngste Lkw-Konstruktion auf dem Markt ist. Bei anderen Dingen bietet der Renault dafür vorbildliche Ideen: Da wäre beispielsweise das neue Batteriekonzept, bei dem zwei 75-Ah-Säurebatterien allein für den Motorstart vorgesehen sind. Die restlichen Batterien (210-Ah-Gel-Akkus) stehen ausschließlich für den "Wohnraum" zur Verfügung, also für Innenlicht, Laptop oder Mobiltelefon. So ist genug Saft garantiert, um den Sechszylinder auch nach längerer Standzeit ins Leben zurückzurufen. Renault verwirklicht viele gute Ideen Weitere hilfreiche Details, die unverständlicherweise noch von keinem Wettbewerber kopiert wurden: das ankippbare Vorderteil des oberen Bettes, das so zur sicheren Ablage mutiert, der sich beim Rückwärtsfahren automatisch einschaltende Warnblinker oder die zwei verschiedenen Tempomatmodi, durch die man mit einem Knopfdruck zwischen Autobahn- und Landstraßentempo wechseln kann. Darüber hinaus bieten die Renault-Optionslisten umfangreiche Möglichkeiten, den T nach eigenen Wünschen zu konfigurieren. Der Testwagen verfügte jedenfalls über eine volle Hütte, was auf der Waage seinen Tribut fordert. Mit 7841 Kilogramm (inklusive vollem 400-Liter-Dieseltank + 65 Liter AdBlue) gehört die Testzugmaschine zu den schwergewichtigen Kandidaten. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass der T 480 beim Verbrauch diesmal keine neue Benchmark setzen kann: Auf unserer 352 Kilometer langen Testrunde, wie immer durch unseren Referenz-Actros abgeglichen, konsumierte der Renault 26,18 l/100 km und reiht sich damit im Mittelfeld ein. Dafür gehört er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 79,27 km/h zu den zügigeren Kandidaten, was vielen Fahrern sicher gefallen dürfte. Unterm Strich macht man mit dem Renault T sicher nichts falsch, und mit der großen Kabine freut sich auch der Fahrer über hohen Komfort und großzügige Platzverhältnisse. Auch an die meisten der oben angesprochenen Eigenheiten gewöhnt man sich nach spätestens einer Woche. Und dann wäre da noch der souverän arbeitende Volvo-Antriebsstrang, der bei den Franzosen sicher zu einem günstigeren Anschaffungspreis zu haben wäre als bei den Kollegen aus Göteborg Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de Der Renault im TÜV-Urteil Wie bei jedem Profi-Test der VerkehrsRundschau begutachtete der TÜV SÜD auch den Renault T 480 Highcab in Sachen Service und Wartung. Der Franzose bietet ein Wartungsintervall von 100.000 Kilometern, das heute allenfalls noch als durchschnittlich durchgeht. Allerdings genügen dem Motor auch Standardöle, was die Kosten für einen Schmierstoffwechsel senken sollte.Zudem gefällt der Renault mit einem wartungsfreien Fahrgestell, einem umfangreichen Diagnosesystem sowie einem - wenn auch kompliziert bedienbaren - Bordcomputer. Auch ein Peilstab für die Kontrolle des Motorölstands findet sich hinter der Frontklappe. Den Waschwasserbehälter platzierten die Ingenieure crash- und frostgefährdet im direkten Spritzbereich des Vorderrads, dafür lässt er sich aber leicht auffüllen. Ohne Werkzeug lassen sich zudem die Seitenverkleidungen abklappen, was beim Tankvorgang hilfreich sein kann.Der Tausch der vorderen Leuchtmittel ist ohne Werkzeug möglich, die in LED-Technik ausgeführten Tagfahr- und Rückleuchten sollten ein Lasterleben lang durchhalten. bjWir testen mit Premium-Kraftstoffen von Shell. Kommentar Unterschätzter Franzose Bestehende Vorurteile wird man nur mit großer Anstrengung wieder los. Mit diesem Testwagen geht Renault einen Schritt in diese Richtung. Komplette Ausstattung samt Standklimaanlage, hoher Fahrkomfort und kraftvolle 480 PS, die das Volvo-Getriebe bekanntermaßen souverän portioniert. Kritik beschränkt sich auf Kleinigkeiten, wie das bei jedem Lkw jeder Marke ist. Der Renault verdient auch in Deutschland mehr Fans!Kontakt: jan.burgdorf@springernature.comJan Burgdorf VR-Testredakteur

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Alle Schlagzeilen

Marken-Botschafter

HASHTAG

#Schwere Lkw

Renault Trucks fahren seit 40 Jahren durch Deutschland

Renault Trucks legt Sondermodell auf

Zur Sparsamkeit erzogen

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

WEITERLESEN

NEWSLETTER