MAN TGL 8.180

MAN TGL 8.180 Der kleine Löwe bleibt der MaßstabAuch in Euro 6 behält der MAN TGL seine Qualitäten in Sachen Handling, Komfort und Verbrauch. Die Ergonomie kommt mit der gesamten TG-Familie aber allmählich in die Jahre.Dieser Lastwagen macht seinem Wappentier alle Ehre: Der Auspuff ist nicht etwa eine Sportversion, sondern der TGL „brüllt“ immer so. Was insofern passt, als der leichteste MAN zackig losschnellt und sich derart agil in die erste Steigung unserer Verteilertestrunde wirft, als wäre er mit dem neuen, alten Truck-Race-Champ Jochen Hahn auf Rennkurs. Auf Dauer empfindet man den „sportiven Sound“ aber doch als unangebracht und etwas nervig. Schade, denn ansonsten gibt der TGL eine Galavorstellung und zeigt aufkommenden Wettbewerbern wie dem erneuerten Atego die Zähne. Klar, der 180-PS-Vierzylinder-Common-Railer, der auch in Euro 6 unverändert 700 Nm Drehmoment mobilisiert, hat mit den 7,5 Tonnen Gewicht leichtes Spiel. Doch man traut dem einfach aufgeladenen 4,6-l-Aggregat auch zu, zwölf Tonnen adäquat voranzubringen. Es tritt spontan an, dreht willig hoch und bleibt vibrationsarm wie eine Turbine. Dazu kommt, dass das Sechsgang-Tipmatic-Getriebe rasant und ohne Zögern die Fahrstufen wechselt und prima per Gaspedal steuerbar ist. Anders als beim parallel getesteten, unharmonischen Bruder TGM 18.290 (Test folgt), lässt sich die TGL-Box an Bergen nicht nervös machen. Lange hält sie die Fahrstufe. Einzig am steilsten aber kurzen Stich unserer Runde sortiert die 2325 Euro teure Tipmatic noch auf „4“, obwohl die Kuppe fast genommen ist. Vorausschauen kann das Getriebe eben nicht und ein GPS-Tempomat steht bei MAN nicht auf der Agenda. Dafür absolviert man Ortsdurchfahrten locker im obersten Gang. Die Motorbremse schont die Stopper Bergab kann sich auch die Motorbremswirkung sehen lassen: Hat man das fummelige Knöpfchen ertastet, bändigt die optionale, 110 kW starke EVB die leichte Fuhre fast ohne Zusteuern der Betriebsstopper – gut für den Verschleiß. Die packen im Übrigen gleichfalls spontan und kraftvoll zu, allerdings erst ab dem gesetzlichen Termin 2016 in Serie mit ESP. Neu ist auch der Notbremsassistent, der sich in einer Situation innerorts mit langsam abbiegenden PKW hellwach auf dem Posten zeigte und statt des Fahrers in die Eisen trat. Eher überaufmerksam agiert dagegen der jetzt auch im TGL erhältliche Spurassistent: Auf der Landstraße identifizierte der in der Windschutzscheibe klobig platzierte Kamerasensor eine Fräskante als Markierung und brummte lautstark Alarm. Überhaupt schlägt das System zu schnell an, sodass man es auf der Landstraße rasch abschaltet. Viel Gefahr zum Spurabweichen besteht ohnehin nicht, denn die leichtgängige und dennoch sehr exakte Lenkung erlaubt stets einen „sauberen Strich“. Flott durcheilt der TGL kurvige Passagen. Rangieren und Manövrieren fällt ebenso leicht, auch wenn MAN anders als Mercedes auf eine Kriechfunktion des Getriebes nur per Bremspedal verzichtet. Die langsamen Fahrstufen muss man umständlich über den Drehregler in der raumgreifenden, altmodischen Konsole neben dem Fahrersitz aktivieren. Hier ist auch ziemlich unergonomisch der Handbremshebel platziert. Dass der TGL wie auch seine Genspender TGX/TGS allmählich in die Jahre kommen, erweist sich an der etwas lieblosen Grafik des Bordcomputers, der zudem umständlich zu bedienen ist. Dafür lässt der geschickt gestufte Motortunnel sowie das gerade geschnittene Armaturenbrett Platz zum Durchstieg – und nötigenfalls Beinraum für den dritten Mann in der Mitte. Stauraum bleibt auch hinter den fernverkehrstauglichen, bequemen Grammer-Komfortsitzen (Option). Der Federungskomfort geht gleichfalls in Ordnung, erst recht in Anbetracht einer simplen Einblattparabelfeder vorn und „flacher“ 17,5er-Bereifung. Auch von Windgeräuschen bleibt der Fahrer weitgehend verschont, ebenso von Schlägen in der Lenkung. Selbst Autobahnfugen filtert das Fahrwerk ordentlich weg. Dass sportlich nicht durstig bedeuten muss, bewies der TGL mit einem guten Verbrauch: 15,6 l/100 km. Damit liegt man auf Euro-5-Niveau, inklusive Adblue, das jetzt auch MAN-Verteilerfahrer nachfüllen müssen. Auf Euro-5-Niveau verharrt ebenso das Serviceintervall. Maximal schafft der TGL 80.000 km ohne Werkstattstopp, allerdings nur im Fernverkehrseinsatz. Das größte Pfund des TGL im nutzlastsensiblen Segment der leichten Verteiler ist aber, dass er einer der Schlanken bleibt – obwohl er mit Euro-6-Paket 100 Kilo zulegte: Knapp zwei Tonnen an verbleibender Nutzlast in einem 7,5-Tonner mit klassischem Kofferaufbau und Ladebordwand gehen in Ordnung. Wer nicht auf die alte 3er-Fraktion zurückgreifen muss, der ordert ohnehin den 12-Tonner. Dass MAN mit seinem Euro-6-Programm generell kaum technische Innovationen setzt, dürfte im Verteilersegment eher positiv ausgelegt werden. Wie meinte ein Produktverantwortlicher trocken: „Alles schön und gut, aber das bekommt man in dieser Klasse nicht bezahlt“. Ein Abbiegeassistent, ein Start-Stopp-System oder die Ausentwicklung des Hybrid-TGL hätte der technisch schon mal ambitionierteren Löwenmarke dennoch gut zu Gesicht gestanden. ❙❚■ Johannes Reichel Feines Stück Maschinenbaukunst: Der Motor dreht willig, läuft vibrationsarm – leider etwas laut technische daten Motor 4,6-l-Vierzylinder-Vierventil-Diesel-Reihenmotor mit Common-Rail-Direkteinspr. und Abgasturbolader, Euro 6 mit DPF, Oxikat, AGR, SCR; Leistung: 180 PS (132 kW) bei 2400/min; max. Drehmoment: 700 Nm bei 1400/min; Serviceinterv.: 80.000 km im Fernverkehr oder jährlich Kraftübertragung automatisiertes Sechsgang-Schaltgetriebe Tipmatic ZF6AS; HA-Übersetzung i=3,70 Fahrwerk & Bremsen VA: gekröpft, 4,0 to; HA: Hypoid 5,6 to; Reifen: Goodyear Regional RHD II 235/75 R17,5; ABS, ESP, ASR; Hillholder, EBA, LDWS Option; MAN-Kipphebelbremse EVB 110 kW optional Maße & Gewichte Radstand: 4200 mm; LxBxH gesamt: 8200x 2550x3450 mm; Leergewicht Fahrgestell: 4085 kg; Leergew. Testfzg. (inkl. Saxas-Koffer, Bär-LBW): 5560 kg; zul. GG. solo: 7490 kg; Nutzlast: 1930 kg; Tanks: 150 l Diesel, 20 l Adblue Messwerte Verbrauch Testrunde (234 km): 15,6 l/100 km (inkl. Adblue-Verbrauch, ca. 2 Prozent v. Diesel) Preise & Ausstattung (€ netto) Grundpreis MAN TGL 8.180: 58.950,- empf. Extras: Tipmatic 2325,- Emergency Brake Assist 3485,- Komfortsitz 1055,- Multifunktionslenkrad 570,- Klima 1625,- EVB 440,- Spoiler 630,- Hill Holder 95,- MTAR-Radio-Navi. 935,- sonst. Extras: LDWS (Spurassist.) 2340,- Mittelsitz 670,- Kommentar Der TGL bleibt der Maßstab Ein quirliger, sparsamer Motor, locker- flockiges Handling, geräumige Kabine und hohe Nutzlast – das bleiben auch in Euro 6 die Vorzüge des MAN TGL. Dass er etwas laut ist und außer den vom TGS/TGX adaptierten Sicherheitsfeatures keine Innovationen setzt, spielt in dieser Klasse kaum eine Rolle. Kontakt: johannes.reichel@springer.com

MAN TGL 8.180

Aufkommen im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Checkliste: Worauf bei betriebsbedingten Kündigungen zu achten ist

MEISTGELESEN

EU-Kommission will Verkehrssicherheit erhöhen - auch mit Neuerungen für Lkw

Podcast: Wir rechnen vor – lohnt sich ein E-Lkw im Vergleich zum Diesel?

Vier-Milliarden-Euro-Bahnstrecke München-Stuttgart für Güterzüge ungeeignet

WEITERLESEN

NEWSLETTER