Paris. Im spanischen Bahnsektor stehen die Zeichen auf Rationalisierung. Ein Großteil des offiziell als allgemein nützlich deklarierten Netzes ist ineffizient und sowohl wirtschaftlich als auch sozial unrentabel. 52 mittlere Strecken werden zu weniger als 15 Prozent genutzt, 176 Stationen letztes Jahr von nicht mal einem einzigen Passagier pro Tag. Das berichtete kürzlich die für Entwicklung zuständige Ministerin Ana Pastor nach einer Information der Pariser Les Echos. Sie kündigte jetzt gründliche Reformen an.
Das spanische Bahnsystem hat seit Januar 2005 drei Akteure: die Staatsbahn Renfe und die beiden Betriebsorganisations- und Infrastrukturunternehmen Feve und Adif. Im vergangenen Jahr kam die erste auf Verluste von 100 Millionen Euro, Feve und Adif verbuchten ein Minus von 147 respektive 206 Millionen. Alle drei zusammen standen Ende 2011 mit 20,7 Milliarden Euro in der Kreide, ihr Jahresbudget beläuft sich auf 2,5 Milliarden Euro. Angesichts der katastrophalen Krisensituation in Spanien könne niemand verstehen, dass der Staat jedes Jahr weitere 2 Milliarden Euro in ein System stecke, das weder qualitativ gut noch effizient sei, sagte Ana Pastor.
Die Ministerin will es nun systematisch entrümpeln und straffen und an die Liberalisierung im EU-Bahnsystem anpassen. So sollen Feve ab 1. Januar 2013 gestrichen, dessen Aufgaben mit denen von Adif zusammengelegt werden und Renfe als alleiniger Bahntransportdienstleister fungieren. Diesen will die Ministerin in drei Funktionsbereich aufteilen: Personenverkehr, Gütertransport und Logistik, Instandhaltung und Material, alles zu 100 Prozent unter dem Dach von Renfe Operador. 2010 wurden in Spanien per Schienenfracht 7,5 Milliarden Tonnenkilometer befördert. Und schließlich soll das Bahnangebot insgesamt auf die Nachfrage ausgerichtet werden. Für eine Reihe der aktuellen Serviceangebote dürfte dies dann das Aus bedeuten. (jb)