Frankfurt. Wolfgang Mayrhuber hat seine Kandidatur für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Lufthansa zurückgezogen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende reagiert damit auf Kritik aus Aktionärskreisen, nachdem der Aufsichtsrat ihn für dieses Amt vorgeschlagen hatte.
Der Österreicher wird aber für strategische Fehler und verlustreiche Zukäufe in seiner Zeit als Vorstandschef in den Jahren 2003 bis 2010 verantwortlich gemacht. Den aktuellen Sparkurs mit harten Einschnitten auch beim Personal hätte Mayrhuber deshalb nicht glaubwürdig vertreten können, so die Kritik. Der aktuelle Lufthansa-Chef Christoph Franz hatte auf seinem Sanierungskurs Sparmaßnahmen auch im Vorstand angekündigt. Den Aktionären will er eine Nullrunde bei der Dividende zumuten und im Unternehmen rund 3500 von derzeit 117.000 Jobs streichen.
Mayrhuber habe zu viele Mandate
Die Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services (ISS) hatte ihren Kunden geraten, bei der Hauptversammlung gegen Mayrhuber zu stimmen. ISS kritisierte vor allem die Vielzahl der Aufsichtsratsmandate des Österreichers, der unter anderem bereits die Dax-Konzerne Infineon, BMW und Munich Re beaufsichtigt. Weiterhin störte sich ISS an der aus ihrer Sicht zu kurzen „Abkühlzeit“ zwischen Vorstandsposten und Kontrolltätigkeit. Mayrhuber sollte ursprünglich bereits 2011 in den Lufthansa-Aufsichtsrat wechseln, hatte dann aber gemäß der deutschen Grundsätze für eine gute Unternehmensführung zwei Jahre Wartezeit eingehalten. Auch die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Unioninvest bestätigte am Montag in Frankfurt, dass sie gegen Mayrhuber gestimmt hätte.
Der Lufthansa-Aufsichtsrat unter dem alten Vorsitzenden Weber wollte laut Ankündigung noch am Montag über einen neuen Personalvorschlag beraten und diesen bekanntgeben. Die Entscheidung über die wichtige Personalie fällen die Anteilseigner am Dienstag.
Ebenfalls auf der Tagesordnung des Aufsichtsrats steht die Erweiterung des Konzernvorstands von vier auf fünf Personen. Laut Unternehmenskreisen sollen anstelle des ausscheidenden Personalvorstands Stefan Lauer der Swiss-Chef Harry Hohmeister und die Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens in das Leitungsgremium aufrücken und dabei ihre bisherigen Posten behalten. Volkens wäre nach Finanzchefin Simone Menne die zweite Frau in der Lufthansa-Führung. (dpa/hst)