Hamburg/Frankfurt am Main. Die Lufthansa zeigt immer stärkeres Interesse, ihren nationalen Konkurrenten Air Berlin komplett zu übernehmen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht allerdings den Air-Berlin-Großaktionär Etihad in der Pflicht, Air Berlin zuvor zu entschulden. „Die Schuldenfrage kann nur Abu Dhabi lösen“, sagte Spohr am Rande der Hauptversammlung am Freitag in Hamburg. Das sei auch den dortigen Verantwortlichen klar. Spohr hatte am vergangenen Montag im Gefolge von Kanzlerin Angela Merkel Gespräche in dem Emirat geführt.
Die kartellrechtlichen Probleme bei einer Übernahme von Air Berlin bezeichnete Spohr als „lösbar“. Schließlich hätten in der Vergangenheit auch British Airways und Air France kleinere nationale Konkurrenten übernehmen dürfen. Die kartellrechtlichen Fragen zu klären liege klar in der Verantwortung der Lufthansa.
38 Jets bereits an Lufthansa vermietet
Die kriselnde Air Berlin hat Schulden von rund 1,2 Milliarden Euro angehäuft und in diesem Jahr weitere hohe Millionenspritzen der Etihad erhalten. Spohr zeigte sich zufrieden, dass die Berliner mit der Air Berlin Aeronautics GmbH eine zweite Fluggesellschaft gründen, in welche die 38 bereits an die Lufthansa vermieteten Jets verlagert werden könnten. Diese Konstruktion sei aber erst im Herbst funktionsfähig, sagte Spohr.
Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann habe bereits die richtigen Stellschrauben zur Kostenreduzierung genannt, so Spohr. Dazu gehörten bessere Leasingverträge für die Jets und Einsparungen bei den zu hohen Gebühren, die bei Ticketverkäufen über die globalen Buchungssysteme anfallen.
Air Berlin soll Teil von Eurowings werden
Die verbliebene Air Berlin mit weiteren 75 Jets könnte nach Spohrs Plänen in die Lufthansa-Billigtochter Eurowings integriert werden. Sie sei schon jetzt der Wachstumstreiber im Konzern und werde bis zum Jahresende 160 Flugzeuge umfassen, kündigte der Lufthansa-Chef an. 2018 soll die bislang noch defizitäre Airline dann in die Gewinnzone fliegen. (dpa)