Hamburg. Der Hamburger Hafen sollte sich beim Thema Flüssigerdgas (LNG) als Alternative zum die Umwelt mehr belastenden Schweröl stärker als bislang engagieren. „Ich gehe davon aus, dass der LNG-Antrieb vor allem in den Schwefelsondergebieten (Seca) von Ost-, aber auch Nordsee in absehbarer Zeit eine stärkere Rolle spielen wird.“ Diese Einschätzung vertrat Hermann Ebel, Chef der Hamburger Hansa-Treuhand-Gruppe, am Donnerstagabend bei traditionellen „Presse-Talk“ des Hamburger Traditionsunternehmens. „Hamburg könnte und sollte hier die Nase vorn haben“, ergänzte der erfahrene Reeder und Chef eines Schiffsemissionshauses.
LNG wird nach seinem Dafürhalten vor allem in der Feeder-Containerschifffahrt eine Rolle spielen. Zum 1.Januar 2015 treten in Ost- und Nordsee die weltweit dann schärfsten Umweltschutzauflagen für Schiffstreibstoff in Kraft. Das werde nicht ohne Folgen für die Preisentwicklung sein. Doch auch beim weltweit in die Kritik geratenen Schweröl werden die Preise in den kommenden Jahren weiter stark anziehen. „Aktuell liegen die Kosten für eine Tonne Schweröl bereits bei rund 750 US-Dollar“, präzisierte Ebel. LNG aber werde nicht nur viel sauberer sein; es werde auch deutlich preiswerter sein als Schweröl oder Diesel.
Bei den technischen Umsetzung – also beispielsweise die Frage des Einbaus der LNG-Tanks – kämen die Ingenieure recht gut voran. Damit die Schifffahrt auf breiter Front für diese Alternative erwärmen könne sei es wichtig, in den Häfen schnell ein entsprechendes Versorgungsnetz aufzubauen. Mit Blick auf die Bedeutung Hamburgs als führender europäischer Hafen für die Ostsee-Feeder-Verkehre sollte eine solche Versorgungseinrichtung daher auch im Elbe-Hafen gebaut werden, meinte Ebel.
Genauso wichtig wie die LNG-Tankterminals sei es aber auch, für klare Rahmenbedingungen beim Bunkerprozess selbst zu sorgen. Ebel: „Es muss in den Häfen sichergestellt werden, dass eine Versorgung des Schiffes mit LNG auch dann erfolgen kann, wenn das Schiff be- beziehungsweise entladen wird.“ Anzunehmen, dass die Frachter für eine LNG-Versorgung noch eigens einen anderen Versorgungshafen ansteuerten, komme aus vielen Gründen, vor allem aus Kostengründen, nicht infrage, stellte Ebel klar.
Tatsächlich nimmt das Thema „LNG“ im Hamburger Hafen offensichtlich Fahrt auf. Am Freitagnachmittag wurde in der Hansestadt ein Vertrag zwischen der Hamburg Port Authority (HPA) und dem Linde-Konzern unterzeichnet. Die beiden Partner wollen eine Machbarkeitsstudie über den Bau eines LNG-Terminals in Hamburg erstellen. Bereits zur Jahresmitte solle erste Ergebnisse vorliegen. Die Linde Group verfügt bereits seit Ende der 1990er-Jahre über Erfahrungen mit LNG-Antrieben auf Schiffen. Zwei weitere Studien rund um den alternativen Kraftstoff werden derzeit durch den Germanischen Lloyderstellt. Auch daran ist die HPA beteiligt. (eha)