"Lieber mit einem Tag mehr Laufzeit, dafür aber pünktlich ans Ziel "

Wie beurteilen Sie die Qualität im KV? Die Pünktlichkeit des Schienengüterverkehrs bedarf einer drastischen Verbesserung. Auf der Nord-Süd-Achse nach Italien etwa sind durchschnittlich vier bis fünf von zehn Zügen mehr als eine Stunde verspätet. Grundsätzlich gilt: Je länger der deutsche Streckenanteil eines internationalen Güterzuges, desto unpünktlicher wird er. Was fordern Sie in Ihrem neuen Positionspapier, das mit dem VCI entstanden ist? Zum einen müssen die Kapazitätsengpässe beseitigt werden, nicht nur in den Knoten, sondern auch auf den Strecken. Zum anderen müssen die Prozesse und Regeln im grenzüberschreitenden europäischen Schienengüterverkehr schneller harmonisiert werden, vor allem die Anforderungen an den Lokführer. Eine weitere wichtige Forderung ist die Digitalisierung des Schienenverkehrs mithilfe von ERTMS, dem European Rail Traffic Management System oder europäischen Betriebsleitsystem. Bedauerlicherweise haben die EU-Mitgliedsländer unterschiedliche Versionen dieses Systems eingeführt. Diese Maßnahmen kosten sicher einiges. Müssen Verlader in Zukunft mehr zahlen? Digitalisierung soll Prozesse vereinfachen und damit Kosten senken. Deshalb führt sie sicherlich nicht zu höheren Preisen. Welche Zugeständnisse sind nötig? Vielleicht müssen wir mittelfristig über eine Verlängerung der Laufzeiten nachdenken. Das führt zwar zu einer Reduktion der Produktivität. Wir kommen aber zum Beispiel lieber mit einem Tag mehr Laufzeit pünktlich am Ziel an, als dass wir bei einer zu knapp bemessenen Laufzeit unpünktlich sind. Ein derartig struktureller Eingriff in das System müsste aber mit allen Beteiligten diskutiert werden.

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