München. Seit vielen Jahren pflegen der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen LBT und Verdi Bayern immer wieder den gemeinsamen Dialog. Aus diesem Grund fand jetzt zwischen den Vertretern des LBT-Präsidiums und des Landesfachbezirks Postdienste, Speditionen und Logistik Bayern von Verdi wieder ein gemeinsames Treffen statt. Der neue Fachbereichsleiter David Merck suchte dabei das Gespräch mit LBT-Präsident Hans Ach. Beide Organisationen diskutierten dabei mehrere aktuelle Themen, die die Transport- und Logistikbranche bewegen.
Als wichtigstes Projekt gilt nach Ansicht von LBT und Verdi die Umsetzung des aktuell in Brüssel anhängigen Sozialteils des Mobilitätspakets der EU. Beiden Seiten bereitet dabei das immer weitere Vordringen osteuropäischer Dienstleister auf dem EU-Verkehrsmarkt große Sorgen. „Natürlich stehen diese Kollegen nicht generell im Verdacht, Sozialdumping zu betreiben. Wenn jedoch ganze Fuhrparks mit osteuropäischen Kennzeichen dauerhaft in Westeuropa eingesetzt werden, dann haben deren Betreiber auch hiesige Sozialstandards einzuhalten“, führten Ach und Merck an.
Im Rahmen der branchenspezifischen Umsetzung der EU-Entsenderichtlinie müsse es deshalb darum gehen, für gleichgelagerte Sachverhalte auch wenigstens vergleichbare Einsatzbedingungen gelten zu lassen. Wer den sich ständig verschärfenden Fahrermangel beklage, der müsse auch dafür sorgen, dass es kein geteiltes Recht auf den westeuropäischen Verkehrsmärkten geben darf, meinen LBT und Verdi. Dies gelte auch für die Frage, ob Transporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen unter die Berufszugangskriterien der Berufs- und Marktzugangsverordnungen der EU fallen sollten. Dies bejahten LBT und Verdi gleichermaßen, während sie einer übereilten Liberalisierung der Kabotage eine Abwage erteilten.
Branche leidet unter schlechtem Image
Generell leide die Branche nach wie vor unter einem Image, welches es schwierig mache, zum Beispiel im Wettbewerb mit der Industrie ausreichend junge und qualifizierte Fachkräfte oder Auszubildende zu gewinnen. Dies gelte nicht nur für den Fahrerberuf, sondern für praktisch alle Berufsbilder in der Logistik. Ein weiterer Brennpunkt in der Diskussion um bessere Arbeitsbedingungen sei auch die Laderampe. „Solange das Personal der Dienstleister an der Rampe als preisgünstige Hilfskolonne der Kunden behandelt wird, dürfen wir uns über fehlenden Nachwuchs nicht wundern, also muss zumindest die Arbeitsstättenverordnung auch für Dienstleister gelten“ betonten Ach und Merck. Beide Seiten vereinbarten, den Dialog weiterhin aufrecht zu erhalten und ihre Standpunkte auszutauschen. Schließlich gebe es sehr viele gemeinsame Interessen. (sno)