Herbrechtingen. Der Spediteur Thomas Schwarz kann nicht verstehen, warum sich die rot-grüne Landesregierung Baden-Württembergs gegen den Feldversuch mit Lang-LKW ausgesprochen hat. „Das ist ein Wirrwarr, dass der Feldversuch erst erlaubt wird und die neue Regierung das alles zurückdreht“, beklagt der schwäbische Unternehmer, der sich mit zwei Lang-LKW in wenigen Wochen am Feldversuch beteiligen will.
„Bei uns zählt Volumen“, sagt Schwarz, dessen Firma mit rund 350 Mitarbeitern und rund 45 Millionen Euro Umsatz zu den größeren der Branche gehört. Zu den Gütern, die sie transportiert, gehören etwa Kühlschränke von Bosch Siemens Hausgeräte (BSH). Mehr Ladefläche bringt für diese Transporte deutlich Vorteile: Passten bislang 200 "Groß-Geräte-Einheiten" (GGE), klassische kleine Kühlschränke oder etwa Spülmaschinen, in einen Sattelzug, seien es bei der Langversion 280. Das sind 40 Prozent mehr Volumen pro Fahrt.
„Eines ist klar: Das wird nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme“, sagt der Mittelständler. Doch wenn der Warenverkehr in den kommenden Jahren weiter zunehme, müsse an Lösungen gearbeitet werden. Mehr Güter mit der Bahn zu transportieren, sei zwar eine schöne Idee. Das klappe aber mit der heutigen Infrastruktur nicht ohne weiteres. Wenn die Berechnungen seiner Firma richtig seien, würden die neuen Lastwagen auch den Kohlendioxidausstoß verringern. Rund 220 eigene Fahrzeuge hat die Firma derzeit europaweit im Einsatz. Hinzu kommen Subunternehmer.
Bedenken wegen der Sicherheit der neuen Lastwagen hat Schwarz nicht. Dank Rückfahrkameras, Spurhalte- und Abstandhalte-Assistent, Notbremsassistenten und anderen Vorrichtungen gebe es keinen großen Unterschied zu den bisherigen LKW. „Durch die Konstruktion brauche ich nicht einmal einen größeren Wendekreis“, erklärt der Spediteur.
Die Spedition plant, in wenigen Wochen ihre beiden „Langen“ auf die Reise zu schicken. Zunächst wurde eine Transportroute auf der A7 gewählt. Richtung Norden werden Hausgeräte von BSH geschickt, auf der Rücktour nach Herbrechtingen werden Hygieneartikel geladen „Jetzt stehen noch entsprechende Fahrerschulungen an, danach kann es losgehen.“ Da in Baden-Württemberg lediglich die A 7 als Teststrecke freigegeben ist, macht dies der Spedition Schwarz nun einige Umstände. Denn für die 2,4 Kilometer lange Strecke auf einer Bundesstraße zwischen Speditionshof und Autobahnauffahrt fehlt noch die Genehmigung. Wenn auf dem kleinen Dienstweg keine Ausnahme möglich ist, sollen Motorwagen und Auflieger erst bei der nahegelegenen Autobahn-Rastanlage aneinandergekoppelt werden. Thomas Schwarz rechnet mit zwei zusätzlichen Stunden Zeitaufwand und 43,5 unnötig gefahrenen Kilometern. Doch notfalls wäre man bereit, sogar diese Bürde zu schultern. „Wir ziehen das durch“, sagt Thomas Schwarz. (dpa/diwi)