KV europaweit auf Erfolgskurs

Der Kombinierte Verkehr (KV) in Deutschland ist ein Wachstumsmarkt. Das Doppel-Pass-Spiel zwischen Straße und Schiene ist in den letzten Jahren immer häufiger von den Spediteuren, Reedern, Operateuren und Bahnen ausgeübt worden. So ist die Verkehrsleistung im KV in Deutschland zwischen 2011 und 2016 um 16,1 Prozent gestiegen. Doch wie sieht es in Europa aus? Ist der KV auch in unseren Nachbarstaaten eine Erfolgsstory? Ein Wachstum hat es in den vergangenen Jahren bei Intermodal-Transporten gegeben. Die Zahl der beförderten TEU (20-Fuß-Container) in Europa ist von 19,1 Millionen TEU im Jahr 2011 auf 21,0Millionen TEU im Jahr 2015 gestiegen (siehe Grafik Seite 27). Diese Zahlen finden sich in einer neuen Studie mit dem Titel "Combined Transport in Europe", die von BSL Transportation Consultants im Auftrag des Internationalen Eisenbahnverbandes UIC erstellt wurde. Der Zuwachs beträgt 10 Prozent und ist damit nicht ganz so hoch wie in Deutschland (bis 2015 lag das Plus hier bei 14,3 Prozent seit 2011). Zur Ermittlung der Daten hat BSL Bahnen, Reeder, Spediteure und Operateure befragt - - wie schon zur Ermittlung der Daten für 2013 (die Studie erscheint alle zwei Jahre). Etwas überraschend ist, dass der nationale KV in Europa nach wie vor die dominierende Rolle spielt. Von den 2015 transportierten 20,3 Millionen TEU - die 700.000 im begleiteten KV beförderten Einheiten sind herausgerechnet worden - entfallen 11,6 Millionen TEU oder 57,1 Prozent auf den nationalen Transport. Das ist insofern unerwartet, weil die Vorteile des KV auf langen Strecken liegen und nationalen Transporten deshalb im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen gesetzt sind. International spielt die Musik Die Studie zeigt, dass internationale Transporte aber an Bedeutung gewinnen, wenn auch nur langsam. 2005 betrug ihr Anteil am KV-Gesamtverkehr 38,3 Prozent. 2015 waren es dann 42,8 Prozent. Nimmt man jedoch das Jahr 2015 zum Maßstab, ist offensichtlich, wo die Musik im KV spielt. Denn während das Aufkommen bei nationalen Transporten 2015 im Vergleich zu 2013 sogar leicht rückläufig war (- 0,9 Prozent), stieg die Zahl der grenzüberschreitenden beförderten TEU im selben Zeitraum um 5,7 Prozent. Ein Indiz dafür, dass der Wachstumstreiber im KV derzeit die internationalen Verkehre sind. Deutschland die Nummer eins in Europa Eine weitere wichtige Unterteilung im Intermodal-Markt ist die in maritime Verkehre (Transport von Containern von und zu den Seehäfen) und in kontinentale Verkehre (Transport von Containern, Wechselbrücken und vor allem Sattelaufliegern ohne Bezug zu Seehäfen). Die maritimen Verkehre haben mit 11,1 Millionen TEU etwas die Oberhand im Vergleich zu den kontinentalen Transporten (9,2 Millionen TEU). Während das Aufkommen bei den kontinentalen Verkehren zwischen 2013 und 2015 stagnierte, nahm in diesem Zeitraum die Zahl der von und zu den Seehäfen beförderten Container zu. Betrachtet man die nationalen Märkte in Europa, so befindet sich der größte Markt in Deutschland (siehe Tabelle Seite 29). Mit 3,3 Millionen transportierten TEU ist dieser Markt mehr als doppelt so groß wie die Nummer zwei in Europa, Italien. Doch beide Staaten mussten 2015 Einbußen hinnehmen im Vergleich zum letzten Erhebungsjahr 2013. Wobei der Einbruch in Deutschland in Höhe von 17 Prozent schon überrascht und als Begründung unter anderem der Lokführerstreik und Infrastrukturengpässe angegeben werden. Auf Rang drei befindet sich Großbritannien vor Polen, das 2015 den größten Sprung nach vorn gemacht hat. Dass typische Bahnstaaten wie Österreich und Schweiz weiter hinten landen, überrascht nicht. Denn zum einen sind diese Staaten flächenmäßig zu klein, um im großen Stil national KV-Transporte abzuwickeln. Zum anderen haben sie keinen Hafen, weshalb sich in ihren Zahlen keine nationalen maritimen Containerverkehre finden. KV-Akteure erwarten Wachstum Dass die Seehafenhinterlandverkehre per Bahn eine hohe Bedeutung haben können, zeigt der Modal Split der Seehäfen: Für Hamburg wird der Anteil der Schiene mit 41 Prozent angegeben, für Bremerhaven sogar 46 Prozent und für Lübeck 56 Prozent. Ebenfalls einen hohen Bahnanteil mit über 30 Prozent weisen die Seehäfen in Großbritannien und Polen auf. Demgegenüber kommt Rotterdam nur auf elf und Antwerpen auf sieben Prozent. Da Belgien und die Niederlande flächenmäßig zudem kleinere Länder sind, tauchen sie nicht unter den Top Ten der nationalen KV-Märkte in Europa auf. Die beiden Staaten spielen jedoch dann eine Rolle, wenn es um internationale Transporte im KV geht. Wenig überraschend ist, dass auf der Route zwischen Italien und Deutschland mit 1,3 Millionen TEU die meisten Einheiten transportiert werden. Mit deutlichem Abstand folgt die Strecke Deutschland-Niederlande mit 667.000 TEU; knapp dahinter auf Rang drei die Relation Deutschland-Tschechische Republik (660.000 TEU). Platz vier belegt die Route Belgien-Italien mit 449.000 TEU vor Tschechische Republik-Slowakei (317.000 TEU). BSL hat die Unternehmen ebenfalls gefragt, mit welchem Mengenwachstum sie rechnen. Je nach Gebiet, in dem die KV-Akteure tätig sind, fallen die Prognosen unterschiedlich aus. Doch insgesamt wurde für 2016 ein Wachstum von 3,3 Prozent vorhergesagt. Für 2017 sind die KV-Akteure sogar noch optimistischer (+ 4,6 Prozent) und auch 2018 rechnen sie mit einem Wachstum (+ 4,2 Prozent). Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Railcargo www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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