Schindellegi. Der Logistikriese Kühne + Nagel hat die Folgen der Corona-Krise deutlich zu spüren bekommen. Das zeigen die Halbjahreszahlen, die das Unternehmen am Dienstag vorgelegt hat. Während die Luftfracht einigermaßen stabil geblieben ist, musste Kühne und Nagel in den Segmenten Seefracht, Landverkehre und Kontraktlogistik deutlich Federn lassen.
Über alle Geschäftsbereiche hinweg sank der Nettoumsatz im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,5 Prozent auf 9,81 Milliarden Schweizer Franken (9,13 Milliarden Euro). Das EBIT ging demnach um 18 Prozent auf 419 Millionen Schweizer Franken (390 Millionen Euro) und der Reingewinn um 19,5 Prozent auf 309 Millionen Schweizer Franken (288 Millionen Euro) zurück.
Dennoch zeigt sich Kühne + Nagel selbstbewusst. „Berücksichtigt man die Folgen der Coronavirus-Pandemie und des weltweiten Lockdowns, hat die Kühne+Nagel-Gruppe im zweiten Quartal 2020 ein ansprechendes operatives Ergebnis erzielt“, heißt es von dem Unternehmen. Man habe Marktanteile gewonnen und gruppenweit eingeführte Kosteneinsparungen wirkten sich positiv aus, teilt der Logistiker mit. Auch will das Unternehmen seinen Aktionären im September eine Dividende aus dem Bilanzgewinn von 2019 auszahlen.
Mittelständische Kunden fielen weg
In der für das Unternehmen umsatzstärksten Sparte Seefracht schrumpfte das EBIT um 28,9 Prozent auf 167 Millionen Schweizer Franken (155,5 Millionen Euro) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019. Das Containervolumen sank um 11,7 Prozent. Kühne + Nagel führt das auf das in der Corona-Krise rückläufige Handelsvolumen zurück. Gut lief es demnach im Pharmasegment, im E-Commerce und bei Kühltransporten. Die positive Margenentwicklung in diesen Bereichen konnte aber laut dem Unternehmen den starken Rückgang bei Kunden aus kleinen und mittelständischen Betrieben nicht kompensieren.
Nationale Landtransporte im Juni auf Vorkrisenniveau
Besonders gravierend waren die Einbrüche im Bereich Landverkehr. Das EBIT sank in diesem Geschäftsbereich um 42 Prozent auf 26 Millionen Schweizer Franken (24,2 Millionen Euro), der Nettoumsatz um 13 Prozent auf 1,58 Milliarden Schweizer Franken (1,47 Milliarden Euro). Vor allem der April und der Mai seien von „signifikanten Rückgängen“ geprägt gewesen, erklärt der Logistikdienstleister. Seit Juni verbessere sich die Lage aber deutlich, die Nachfrage nach nationalen Transportkapazitäten befinde sich praktisch auf Vorkrisenniveau, heißt es von Kühne + Nagel.
In der Luftfrachtsparte litt Kühne + Nagel darunter, dass die Frachtkapazität in Passagierflugzeugen weggefallen waren. Das Unternehmen hat aber gezielt Charterkapazitäten hinzugekauft und profitierte von der hohen Nachfrage nach Krisengütern. So konnte das Unternehmen sowohl das EBIT (181 Millionen Schweizer Franken; 169 Millionen Euro) als auch den Nettoumsatz (2,46 Milliarden Schweizer Franken; 2,29 Milliarden Euro) sogar um rund vier Prozent steigern.
In der Kontraktlogistik verzeichnete Kühne + Nagel eine erhöhte Nachfrage nach Grundversorgungsgütern und im E-Commerce. Diese Produktgruppen machen laut dem Unternehmen inzwischen rund die Hälfte des Portfolios in diesem Geschäftsbereich aus. Trotzdem schlägt sich die generell reduzierte Nachfrage im Halbjahresergebnis nieder. Das EBIT sank um 21,1 Prozent auf 45 Millionen Schweizer Franken (19,62 Millionen Euro).