Kontraktlogistik

Kontraktlogistik Die Fertigung geht, Logistik kommt Seit Anfang des Jahres betreibt DB Schenker in Hildesheim ein Multiuser-Logistikzentrum. Auf dem Firmen-gelände von Bosch macht der Dienstleister Kontraktlogistik für Bosch, Blaupunkt und andere Unternehmen. Seit Anfang des Jahres betreibt Schenker für Bosch und Blaupunkt Kontraktlogistik in Hildesheim. Außerdem beliefert Schenker aus dem Logistikzentrum ein LKW-Produktionswerk von MAN in Salzgitter. Weitere Kunden sollen bald folgen. Das Besondere daran: Das 20.000-Quadratmeter-Logistikzentrum, in dem Dienstleistungen für ganz unterschiedliche Kunden abgewickelt werden, befindet sich auf dem Werksgelände des Autozulieferers Bosch. Schenker und Bosch verbindet eine langjährige Zusammenarbeit: „In Hannover betreiben wir für Bosch seit Jahren ein Wareneingangslager für Überseecontainer. Dort nehmen wir die Sendungen der Zulieferfirmen aus der ganzen Welt für die Produktion in den Bosch-Werken in Empfang“, erklärt Hansgeorg Böttcher, Leiter Geschäftsstelle Hannover Schenker Deutschland AG. Dazu gehört auch das Umver-packen in produktionsgerechte Sendungspakete und die Belieferung der Produktionsstätten in Europa. Eine Halle – viele Kunden Seit Anfang des Jahres wickelt Schenker in Hildesheim nun die Distributionslogistik für Bosch Car Multimedia und Unternehmen der Blaupunkt-Gruppe ab. 60 Blaupunkt-Mitarbeiter sind Anfang des Jahres im Zuge eines Betriebsübergangs zu Schenker gewechselt. Derzeit sind im Logistikzentrum Hildesheim insgesamt 75 Mitarbeiter beschäftigt. Schenker übernimmt Lagerhaltung und Kommissionierung für die europaweite Distribution von Fertigprodukten. Da am Standort Hildesheim kaum noch Produktion verblieben ist, kommen die meisten Waren aus den Produktionswerken in Asien und Südeu-ropa. Heute ist Hildesheim in der Bosch-Gruppe vor allem ein Entwicklungsstandort. Von den 1300 Mitarbeitern im Geschäftsbereich Car Multimedia sind 1000 Ingenieure. Das war einmal ganz anders: Nach dem Krieg zog die damalige Bosch-Tochter Blaupunkt von Berlin nach Hildesheim. Produziert wurden unter anderem Fernseher. Es waren die großvolumigen TV-Geräte, für die die Logistikhalle Ende der 70er-Jahre erbaut wurde. Mitte der 80er-Jahre erfolgte dann der große Umbruch: Die Fertigung von Fernsehern in Hildesheim wurde eingestellt und an Grundig übertragen. Im Gegenzug sollte Blaupunkt Radios für Grundig bauen. Outsourcing der Logistik Dann trennten sich die Wege von Bosch und Blaupunkt: 2008 wurde die defizitäre Marke Blaupunkt an einen Investor ver-kauft. Das Geschäftsfeld Bosch Car Multimedia konzentrierte sich fortan auf den Erstausrüstermarkt und die Belieferung von Automobilherstellern. Die Produktionen waren zu diesem Zeitpunkt aus Kostengründen längst in Billiglohnländer verlagert, in Hildesheim verblieb die Entwicklung. Für Bosch ist die Nutzung der Halle durch den Logistikdienstleister Schenker eine gute Option. Das betonte Uwe Thomas, Vorsitzender der Geschäftsleitung Robert Bosch Car Multimedia GmbH, bei einer Kundenveranstaltung vor Ort: „Wir fokussieren uns auf unser Geschäft und Schenker auf die Logistik. Für die Logistik waren wir nach der Verlagerung wesentlicher Teile unserer Fertigung und der strategischen Neuausrichtung auf den Erstanbietermarkt in der Tat nicht mehr der richtige strategische Partner.“ Böttcher: „Die Geschäftsstelle Hildesheim ist sehr eng mit dem Standort Hannover und damit dem gesamten Schenker-Netzwerk verknüpft. Die Infrastruktur vor Ort mit Werksschutz und eigener Feuerwehr bietet uns hervorragende Voraussetzungen für den Umschlag der hochwertigen Waren.“ Zurzeit ist die Anlage zu 80 Prozent ausgelastet. Bis Ende des Jahres wird die Kapazität voraussichtlich voll ausgelastet sein. Weil in Kürze weitere Kunden aus dem Bosch-Umfeld hinzukommen könnten, ist Schenker mit Bosch in Gesprächen für die Übernahme von weiteren 7000 Quadratmeter Lagerfläche auf dem Gelände. Die Erweiterung soll schon im nächten Jahr in Betrieb gehen. ❙❚■ Dietmar Winkler In der großen Blaupunkt-Halle erbringen Schenker-Mitarbeiter seit Jahresbeginn Kontraktlogistik Kontraktlogistik Auf dem Bosch-Werksgelände macht DB Schenker Kontraktlogistik für Bosch Car Multimedia, für mehrere Unternehmen der Blaupunkt-Gruppe sowie für den LKW-Hersteller MAN. Ab Hildesheim gehen täglich Fertigungsteile ins MAN-Produktionswerk nach Salzgitter. Für Bosch und Blaupunkt erbringt Schenker die Lagerhaltung und Kommissionierung für die europaweite Distribution von Fertigprodukten zu den Kunden in der Automobilindustrie und im Handel. Täglich werden etwa 30 LKW entladen und die Waren im Hochregallager eingelagert. Für die Distribution der Waren verlassen täglich rund 800 Paketsendungen sowie 300-400 Sammelgutpaletten das Lager. Das Logistikzentrum in Zahlen: 22.500 qm Gesamtlagerfläche 14.000 Palettenstellplätze im Hochregallager 8000 Stellplätze im Blocklager 13 Laderampen Im Logistikzentrum Hildesheim sind 75 Mitarbeiter beschäftigt, 60 davon wechselten von Blaupunkt zu Schenker. diwi „Wir wollen in der Kontraktlogistik zweistellig wachsen“ Michael A. Kluger, Vorstand Logistik der Deutschland Schenker AG, über die Vorteile, die die gemeinsame Nutzung von Ressourcen bringt und selbst gesteckte Ziele in der Kontraktlogistik. In Hildesheim verfolgt DB Schenker einen Multiuser-Ansatz mit verschiedenen Kunden in einem Logistikzentrum. Hat das Vorbildcharakter? Michael A. Kluger: Ein Multiuser-Ansatz ist immer effizienter als ein Logistikzentrum, das exklusiv für einen Kunden betrieben wird. Überall dort, wo die Auslastung übers Jahr gesehen nicht konstant ist, beispielsweise aufgrund saisonaler Schwankungen, macht das auch aus Kundensicht Sinn. Wenn nicht sichergestellt ist, dass Kapazitäten mit eigenem Volumen ausgelastet sind, ist es lohnend, über Shared-Distribution oder Shared-Services nachzudenken. Am Standort Hildesheim machen wir Logistik für Bosch und Unternehmen der Blaupunkt-Gruppe – das hat sich aus der Historie ergeben. Außerdem beliefern wir für MAN das Produktionswerk in Salzgitter. Weitere Kunden werden folgen. Stoßen Sie nicht auf Vorbehalte der Kunden? Das ist eher die Ausnahme. Beispiel Reifenbranche: Es gibt einen Reifenhersteller, der möchte auf keinen Fall seine Reifen mit denen der Konkurrenz unter demselben Dach sehen. Es gibt aber auch zwei andere Reifenhersteller, die ihre Distribution gemeinsam ausgeschrieben haben. Shared-Distribution-Lösungen finden wir seit drei Jahren verstärkt – besonders im Bereich Fast Moving Consumer Goods, aber auch im Bereich Automotive oder in der industriellen Logistik. In der Automobillogistik verfolgt DB Schenker die Idee, erprobte Prozesse in die neuen Wachstumsmärkte der Industrie zu exportieren. Greift das auch für andere Branchen? Wir streben eine weltumspannende Zusammenarbeit im Netzwerk von DB Schenker an. Im Bereich Automotive haben wir hierzulande traditionell sehr hohes Potenzial. Deutschland haben wir daher als Lead Region definiert, die über unser Expertennetz entsprechenden Support für andere Regionen der Welt leistet. Oft sind die zugrunde liegenden Prozesse ja die gleichen und die Logik dahinter ähnlich. Es gibt viele Möglichkeiten, Expertise zu exportieren. Auch in anderen Branchen haben wir daher Lead-Regionen. Für die Elektronikbranche ist das Südostasien, wo man die Services zu einem sehr hohen Professionalitätsgrad entwickelt hat. Dort können wir gezielt Kompetenzen, Technologien, Managementmethoden oder Expertisen über Kundenstrukturen abrufen. Welche Wachstumsziele hat sich die Schenker Deutschland AG in der Kontraktlogistik gesetzt? Prognosen zufolge dürfte die generelle Marktentwicklung in den nächsten Jahren zwischen acht und neun Prozent betragen. Wir liegen mit unseren Umsatzzielen über dem Gesamtmarkt im deutlich zweistelligen Bereich, je nach Region und Branche. diwi Interview Michael A. Kluger

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