Kommt der Transport- und Logistikmarkt 2025 wieder in Schwung?

Wer darauf gehofft hatte, dass nach der Corona-Pandemie alles besser werden würde, wurde 2024 enttäuscht. Anstelle der von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigten Zeitenwende zerbrach am 6. November die Ampelregierung und Deutschland rutschte 2024 schon das zweite Jahr in Folge in die Rezession. Null wirtschaftliche Belebung Wird 2025 also besser? Zumindest laut der Herbstprojektion 2024 der Bundesregierung stehen die Zeichen dafür nicht mal schlecht. Demnach soll das BIP in diesem Jahr - nach 0,2 Prozent Rückgang 2024 - um 1,1 Prozent steigen, 2026 um 1,6 Prozent. Außerdem soll der Export 2025 um 1,7 Prozent (2024: minus 0,1 Prozent) wachsen und 2026 um 2,8 Prozent. Professor Stefan Kooths, Konjunktur-Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel), dämpft jedoch allzu große Euphorie: "2025 wird es auf eine weitere Stagnation der deutschen Wirtschaft hinauslaufen. Denn es sind derzeit keinerlei Signale für eine spürbare wirtschaftliche Belebung auszumachen", sagt er. Das IfW Kiel gehe in seiner Winterprognose für 2025 deshalb von einer Stagnation des BIP aus, wobei die politischen Prognoserisiken hoch seien. Auch der Außenhandel wird die deutsche Wirtschaft laut Kooths nicht retten. So erwartet er für die Exporte 2025 einen Rückgang von fast einem Prozent und erst 2026 wieder eine Zunahme um 1,8 Prozent. In keinem anderen Land entwickelt sich die Wirtschaft aktuell so schwach wie in Deutschland. Zum Vergleich: Die gesamte Euro-Zone soll laut OECD 2025 um 1,3 Prozent wachsen, die USA um 2,4 Prozent. Vorsichtige Trendwende in Sicht Im Güterverkehr deutet sich 2025 immerhin eine vorsichtige Trendwende an. So dürfte in Deutschland nach zwei Jahren Rezession die Güterverkehrsleistung um 1,2 Prozent steigen und das Aufkommen um 0,4 Prozent. Zum Vergleich: 2024 war die Güterverkehrsleistung um 0,4 Prozent gewachsen und das Aufkommen um 0,7 Prozent gesunken. Das zeigt die vor wenigen Wochen veröffentlichte Mittelfristprognose Sommer 2024 für Güter- und Personenverkehr, die Intraplan für das Bundesverkehrsministerium, vertreten durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM), erstellt hat. Fast alle Verkehrsträger dürften demnach von dem leichten Aufschwung partizipieren - mit Ausnahme des Binnenschiffs. Amm: Stark durch Eigenfuhrpark Was Transport- und Speditionsbetrieben Sorgen macht: "Um uns herum stirbt die Industrie oder aber die Unternehmen wandern ab", so Ralf Amm, Geschäftsführer der Amm Spedition in Nürnberg. "Die Deindustrialisierung ist im vollen Gang und damit geht Auftragsvolumen für Transport-, Speditions- und Logistikfirmen verloren. 2025 wird deshalb das Jahr der Auslese im Transport- und Spedi-tionsmarkt werden", fürchtet er. Was sein eigenes Unternehmen betrifft, zeigt sich Amm zuversichtlicher. "Wir haben 2024 wichtige Neukunden gewonnen, unter anderem einen Kunststoffgranulat-Hersteller. Dadurch können wir Mengenrückgänge auffangen, die wir durch die momentane Wirtschaftsmisere in unserem Bestandsgeschäft haben." Zudem verfüge die Amm Spedition über eine hohe Wertschöpfungstiefe - mit 220 eigenen Lkw (davon zwei E-Sattelzugmaschinen und vier Brennstoffzellen-Lkw), einer eigenen Nfz-Werkstätte, 230.000 Quadratmetern Lager- und Logistikfläche sowie eigenen Container-Transporten. "Wir sind mit unserem Geschäftsportfolio breit aufgestellt. Wir werden 2025 also überstehen." Selbst etwaige Firmenzukäufe schließt Amm nicht aus. "In unserer Region geben derzeit etliche Transportbetriebe auf. Da hätten wir durchaus Interesse. Wir hatten immer schon eine hohe Affinität zum Eigenfuhrpark", sagt er. Zudem hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass Speditionen mit Eigenfuhrpark wirtschaftlich schwierigere Zeiten besser bewältigen als Sofa-Spediteure. "Deutschland hat auch eine Strukturkrise" Warum wächst die deutsche Wirtschaft nicht mehr? Das liegt daran, dass wir in Deutschland nicht nur eine konjunkturelle Schwäche haben, sondern auch eine Strukturkrise, insbesondere in der Industrie. Wir können unsere Exportschwäche auch nicht ausschließlich mit der Weltkonjunktur erklären. Denn die übrige Welt ist konjunkturell ja ganz passabel unterwegs. Wir haben eine deutsche Sonderkomponente, eine allgemeine Standortschwäche, die wir mittlerweile an verschiedenen Indikatoren sehen - so werden wir seit Jahren in den internationalen Rankings nach unten durchgereicht und die Unternehmen sehen sich auch selbst immer weniger wettbewerbsfähig. Fehlende Fachkräfte und eine überbordende Regulierung mit bürokratischen Berichtspflichten sind auch Teil des Problems. Das macht der deutschen Wirtschaft das Leben derzeit schwer. Und das äußert sich darin, dass wir in Deutschland fast keine wirtschaftliche Dynamik mehr sehen. Was müsste die nächste Bundesregierung also besser machen? Sie sollte vor allem ein gemeinsames Grundverständnis für ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Kurs haben. Es reicht nicht, zusammen die parlamentarische Mehrheit zu haben, wenn man nicht weiß, was man gemeinsam erreichen will. Denn dann regiert man de facto nicht wirklich und kann nicht erfolgreich sein, wie das Scheitern der Ampelregierung zeigt. Umso dringlicher hoffe ich, dass die nächste Bundesregierung die Standortfaktoren in den Blick nimmt, über die wir beide sprachen. Zudem muss sie das soziale Netz demografiefest machen. BigMove: Mehr Effizienz dank KI Auch Olaf Beckedorf, Vorstandsvorsitzender der Schwergutkooperation BigMove, treibt die Deindustrialisierung um. Was ihn erschreckt, ist die Geschwindigkeit. "Das geht rasant." Fast jeden Tag erfahre er von Firmen, die Aktivitäten ins Ausland verlagern. "Und nicht jedem Auftraggeber können wir folgen. Dieser Auftrag ist für uns weg." Denn das entsprechende Teil werde nicht mehr in Deutschland, sondern vielleicht in China gefertigt und von dort aus nach hier geliefert - ohne Einbindung von BigMove. "Wie sich unser Geschäft 2025 entwickelt, wissen wir also nicht wirklich - es wird wohl auf eine Umsatzstagnation hinauslaufen. Entsprechend vorsichtig werden wir investieren - wenn überhaupt in Spezial-Equipment und in IT." Typisch Mittelstand stecken die 14 Gesellschafter- und 19 Partnerbetriebe von BigMove nicht den Kopf in den Sand, sondern treiben ihr Geschäft voran. "Eines der Topthemen, an denen wir 2025 arbeiten, ist die Verkehrsträger-Vernetzung mit dem Binnenschiff", sagt Beckedorf. Fünf Mitgliedsbetriebe seien schon an Häfen angebunden und in der Lage, Schwergut per Kran direkt von ihrem Terminal aufs Binnenschiff zu verladen. Weiteres Topthema ist künstliche Intelligenz (KI). Prozesse, die die Mitglieder händisch oder mit veralteten IT-Systemen abbilden, will man im ersten Quartal 2025 dank selbst entwickelter KI-Lösung verschlanken. Die Agenda 2025 der Wandt Spedition in Braunschweig Ins neue Jahr blickt Anthony Wandt, geschäftsführender Gesellschafter der Wandt Spedition Transportberatung in Braunschweig, verhalten hoffnungsfroh. Sorgen bereiten ihm die anhaltend hohen Kosten-Mehrbelastungen, wie die im Schnitt fünf Prozent höheren Personalkosten. Hinzu kommt die anhaltend hohe Volatilität - mit entsprechenden Preisschwankungen, insbesondere im Teil- und Komplettladungsgeschäft. Effizienz in den Prozessen, vor allem die weitere Optimierung der Produktionskosten im Eigenfuhrpark, steht bei Wandt 2025 deshalb ganz oben auf der Agenda - neben der Stärkung des Vertriebs in der Region und der weiteren Auslotung von Kooperationen mit neuen Geschäftspartnern. "Unser wichtigstes Ziel für 2025 ist aber, dass wir uns als Wandt Spedition verstärkt auf unsere Region sowie auf kürzere und mittlere Transportentfernungen fokussieren wollen", betont er. Denn dadurch ließen sich nicht nur die Arbeitszeiten der Fahrer verbessern, sondern sich die Lkw auch im 1,5- oder gar Zwei-Schicht-Betrieb einsetzen.Wandt: Fokus auf die Region Auch bei Anthony Wandt, geschäftsführender Gesellschafter der Wandt Spedition Transportberatung in Braunschweig (40 eigene Lkw und 150 Mitarbeiter), stehen 2025 die Themen "Effizienz in den Prozessen, insbesondere die weitere Optimierung der Produktionskosten im Eigenfuhrpark", ganz oben auf der Prioritätenliste. "Unser wichtigstes Ziel für 2025 ist aber, dass wir uns als Wandt Spedition verstärkt auf unsere Region sowie auf kürzere und mittlere Transportentfernungen fokussieren wollen", betont er. Mit Investitionen wolle er sich 2025 eher zurückhalten. "Wir haben ja gerade erst die Hälfte unserer ziehenden Einheiten erneuert. Wenn wir 2025 investieren, dann vor allem in die zwei Themen IT-Sicherheit und Produktentwicklung." Ins neue Jahr blickt er dennoch verhalten hoffnungsfroh: "Der mögliche Regierungswechsel sorgt jetzt schon in etlichen Betrieben für eine gewisse Zuversicht", weiß er aus Gesprächen mit Geschäftspartnern. Daher hoffe er auf "eine gewisse Belebung der Konjunktur". Schuon: Invest in Batterielogistik Ob 2025 wirklich besser wird, wird sich noch weisen. Die Signale, die Alexander Schuon seitens seiner Kunden erhält, sind da verhalten. "Die Lage in der Automobilbranche bleibt wohl auch 2025 schwierig. In der E-Batterie-Logistik dürfte das Geschäft aber in der zweiten Jahreshälfte und 2026 leicht anziehen, weil möglicherweise neue Fördergelder aufgelegt werden", so der Geschäftsführer der Alfred Schuon Gruppe, die sich auf die Automobil- und Baubranche spezialisiert hat. Und vielleicht sorge die neue Bundesregierung auch in der Baubranche für gewisse Wachstumsimpulse. Sicher ist für Schuon indes: Der Umsatz soll 2025 steigen; Ziel sind acht Prozent mehr als 2024 - auch über Preisanpassungen. "Anders können wir die Mehrkosten wie etwa deutlich gestiegene Personal-, Lkw- und Zinskosten und Bürokratie-Aufwände nicht stemmen." So seien 1,5 bis zwei Mitarbeiter ausschließlich mit der Abarbeitung gesetzlicher Dokumentationspflichten beschäftigt, etwa Energieeffizienzgesetz und Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Trotzdem will Schuon weiter investieren. So will er in den nächsten Monaten rund 50 Lkw austauschen, im Februar in Wildberg eine neue Logistikimmobilie für die Einlagerung von Lithium-Ionen-Batterien eröffnen und bis 2026 ein neues TMS einführen. VTL: Verdichtung des Netzes Deutlich verhaltener auf 2025 blickt Markus Egerer, Geschäftsführer der Stückgutkooperation VTL in Fulda (98 Speditionspartner): "Im Moment wird um jede Stückgutsendung gekämpft. Als VTL hoffen wir deshalb darauf, dass wir 2025 unser Mengen- und Umsatzniveau von 2024 zumindest halten", sagt er. Denn es gebe mittlerweile eigentlich keine Branche mehr, die zuversichtlich in das neue Jahr gehe. Allein in Fulda, wo VTL sitzt, befindet sich laut Egerer derzeit (Stand 2. Dezember 2024 - die Red.) mindestens jeder zehnte Betrieb in Kurzarbeit. "Jammern hilft aber nicht. Wir müssen jetzt anpacken", zeigt er sich kämpferisch. Die Ziele für 2025 hat Egerer deshalb klar im Blick. So will VTL weiter an der Qualitätsschraube drehen, etwa dank kürzerer Nachlaufstrecken und durch die Optimierung der Hauptläufe mittels flexiblem Routing. Zudem wird VTL die KI-gestützte Avisierung bei B2C-Kunden einführen. Wichtigstes Ziel bleibt laut Egerer die nationale und internationale Netzverdichtung. So wird VTL bis Ende 2025 hierzulande sechs bis acht weitere Depots aufschalten. Zusätzlich wolle die Kooperation wachsen, insbesondere in den Nachbarländern Deutschlands und schwerpunktmäßig in Osteuropa. Eine strategische Allianz oder gar die Fusion mit einem anderen Stückgutverbund schließt Egerer aus. Vorstellbar sei nur, dass man vereinzelt auf der operativen Schiene mit regionalen Partnern kooperiere, um Verkehre zu optimieren. All das zeigt: 2025 wird anspruchsvoll. Hoffnungslos ist die Lage nicht. Denn es gibt, wie die Beispiele der Firmenchefs zeigen, nach wie vor viele Stellschrauben, um Effizienz und Qualität - und damit letztlich den Erfolg - im Unternehmen zu erhöhen. Nicht umsonst ist die Stimmung in der Logistik trotz aller Hiobsbotschaften besser als ihr Ruf, wie auch der Logistik-Indikator des vierten Quartals 2024 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zeigt. Hoffen auf die neue Regierung Zur Wahrheit gehört aber auch: Selbst die beste Optimierung hilft nichts, wenn schlichtweg die Aufträge fehlen - das gilt insbesondere für die vielen Dienstleister im Transport- und Logistikmarkt, die am Tropf von Industrie und Handel hängen. Oder um es mit den Worten von Unternehmer Alexander Schuon zu formulieren: "Die Politik muss schleunigst alles dafür tun, dass sich die Industrie bei uns in Deutschland wieder wohlfühlt." Ein Wunsch, den sicher nicht nur Schuon an die neue Bundesregierung hat.

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