Kanzlerin Angela Merkel fehlt Matthias Wissmann ...

Kanzlerin Angela Merkel fehlt Matthias Wissmann (r.) zur Sicherung der Unionsmehrheit im Bundestag Verzicht für den VDA Die Personalie des neuen VDA-Präsidenten birgt ungeahnte Folgen für die Schwarz-Rote Koalition: Die Unionsmehrheit im Bundestag bröckelt, doch Matthias Wissmann stellt sich unbeirrt den Herausforderungen des Amtes. Matthias Wissmann, dem künftigen Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), wird in der Koalition und Opposition Professionalität bescheinigt. Dessen angekündigter Wechsel von der Politik in die Wirtschaft ist auf eine durchweg positive Resonanz gestoßen. Wissmanns guter Einstand dürfte wesentlich dem Umstand geschuldet sein, dass er mit dem Amtsantritt beim VDA am 1. Juni sein Bundestagsmandat niederlegen wird. Nach über 30 Jahren im Parlament falle ihm der Wechsel schwer, wie er einräumt. Angela Merkel bangt um ihre Mehrheit Für Wissmann war eine Aufgabe des Mandats ohne Alternative, obwohl er damit seine Fraktion dezimiert. Denn nachrücken wird niemand für den Parlamentarier aus Ludwigsburg, da es sich bei seinem Mandat um ein Überhangmandat handelt. Die Mehrheit der Unionsfraktion verringert sich so auf 224 Stimmen, 222 hat die SPD. Der Vorsprung könnte weiter schmelzen, falls der CDU-Abgeordnete Ingo Wellenreuther demnächst die Bürgermeisterwahl in Mannheim gewinnt. Die Abgänge sorgen für eine gewisse Unruhe in der Union, zumal der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, erklärt hat: „Wenn wir im Bundestag einen Abgeordneten mehr haben als die Union, wird Kurt Beck Kanzler.“ Eine gewisse Nervosität scheint auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erfasst zu haben, die die Mandatsentscheidung ihres Duzfreundes Wissmann intern scharf missbilligte, damit aber auf Unverständnis in der baden-württembergischen Landesgruppe der CDU-Bundestagsfraktion stieß. Wissmann ist Profi genug, um sich ein Debakel wie im vergangenen Sommer um Parlamentsgeschäftsführer Norbert Röttgen zu ersparen. Der CDU-Mann sollte Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) werden, wollte aber sein Abgeordnetenmandat bis zum Ende der Wahlperiode 2009 behalten. Nach einer quälenden Debatte musste Röttgen seine Ambitionen beim BDI fallen lassen und gilt seither als angeschlagen. Netzwerk in Politik und Wirtschaft Jetzt will Wissmann, der zuletzt als Vorsitzender des Ausschusses für Europäische Angelegenheiten amtierte, den VDA wieder in die Offensive bringen. „Wir müssen einen Zacken zulegen“, sagte der Kenner der Materie bei seiner Vorstellung. Allein durch seine enge Verzahnung mit der Politik dürfte der Gottschalk-Nachfolger dem Verband mit Sitz in Frankfurt/Main einen neuen Stempel aufdrücken. Auf den in der Politik und Wirtschaft gut vernetzten Wissmann, der stets sachlich argumentiert und Polemik meidet, wartet in der VDA-Zentrale eine schwierige Aufgabe. Die Chancen für ein stärker ökologisch ausgerichtetes Image der Autobranche dürften gar nicht so schlecht stehen, denn das langjährige Mitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) will „auch mit Verbänden sprechen, die von Natur aus keine Fans der Autoindustrie sind“. In der Klimadebatte seien die Fortschritte bei der Verringerung des CO2-Ausstoßes nicht genügend bekannt geworden, betont Wissmann, dem eine direkte Kritik an seinem Vorgänger nicht über die Lippen kommen würde. Im Regierungsviertel sei er häufig mit dem Fahrrad unterwegs, umschmeichelt der kurzzeitige Bundesforschungs- und spätere Bundesverkehrsminister die Autokritiker. ❙❚■ Jörg Kürschner, Korrespondent in Berlin „Seine politische Erfahrung wird nicht nur in den aktuellen Debatten zur Sicherheit, zu sauberen Autos oder zur CO2-Thematik von großem Nutzen für den VDA (...) sein.“ Dieter Zetsche, DaimlerChrysler-Chef zur Wahl Matthias Wissmanns zum VDA-Präsidenten am 26. März 2007 Zitat