Wilhelmshaven. Beim Bau des ersten deutschen Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven tauchen immer neue Probleme auf. Ein Schiff mit vier riesigen Containerbrücken aus China konnte am Freitag nicht anlegen, weil es Probleme mit dem Liegeplatz und der Versicherung gab. Ein Abschnitt des Hafens war für das schwierige Manöver vorbereitet, doch die Versicherung verweigerte die Freigabe. Ein anderer Abschnitt war wegen Sanierungsarbeiten blockiert. So drehte das schwer beladene Schiff wieder ab und blieb zunächst auf See.
Der Geschäftsführer der Jade-Weser-Port-Realisierungsgesellschaft (JWP), Axel Kluth, äußerte sich überrascht. Geschäftsführer Kluth sagte, es seien 350 Meter Kaje für die Anlandung der jeweils 1750 Tonnen schweren Containerbrücken vorbereitet worden. So sei es mit der Betreibergesellschaft Eurogate abgesprochen gewesen. „Wir haben mehrere Schreiben rausgeschickt, in denen die Standfestigkeit bestätigt wird.“
Der Chef des Hafenbetreibers Eurogate, Emanuel Schiffer, sprach von einem Desaster. Die Versicherung habe mitgeteilt, dass nur der Kajenbereich bis 400 Meter abgedeckt sei. Dort konnte das Schiff wegen der laufenden Sanierungsarbeiten aber nicht anlegen. Stattdessen sollte es an einer Stelle festmachen, die von der Versicherung nicht akzeptiert wurde.
Am Samstag erreichten die Containerbrücken dann doch noch den Jade-Weser-Port, nachdem die offenen Haftungsfragen geklärt werden konnten. Das Baukonsortium habe eine Garantieerklärung für das Bauwerk abgegeben, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Samstag. So habe die Jade-Weser-Port-Realisierungsgesellschaft dem Hafenbetreiber Eurogate die Garantie für die Haftung für eventuelle Schäden beim Abladen der Brücken zusichern können.
Kritik am Krisenmanagement wächst
Trotz der verspäteten aber letztendlich erfolgreichen Anlieferung der Containerbrücken kommt immer mehr Kritik am Umgang mit den Probleme beim Jade-Weser-Port auf. So warf der stellvertretende niedersächsische SPD-Chef Olaf Lies der Landesregierung, der Realisierungsgesellschaft und Eurogate als Betreiber vor, mit dem Jahrhundertprojekt für Niedersachsen werde unkoordiniert, unabgesprochen und völlig kopflos umgegangen. „Die Anlieferung der Brücken war dabei nur der bisher letzte Höhepunkt eines inzwischen unwürdigen Schauspiels.“
Der erste deutsche Tiefwasserhafen soll am 5. August eröffnet werden. Eurogate will seine Anlagen jedoch nur nach ausreichender Erprobung in Betrieb nehmen. Lies forderte, dass sich alle Beteiligten jetzt an einen Tisch setzen müssten, denn der Imageschaden für den Hafen sei jetzt schon groß. (dpa/bw)